"Vielleicht ist das Angebot nicht unmoralisch, aber die Annahme dieses Angebotes ist unmoralisch", sagt Andreas Lob-Hüdepohl über das IOC und deren Präsidenten Thomas Bach. "Vor allen Dingen unmoralisch, wenn es gekoppelt ist, wie IOC-Präsident Bach es formuliert, als Ausdruck der Solidarität gegenüber dem Gastgeberland. So nach dem Motto schützt euch recht frühzeitig durch Impfungen, sonst steckt ihr möglicherweise die Bevölkerung an. Das ist schon ein Chuzpe. Und insofern bin ich doch einigermaßen konsterniert."
Die verhältnismäßig geringe Zahl an Impfdosen für Sportler ist für Lob-Hüdepohl kein Argument: "Bei einigen hundert Millionen Impfdosen, die jetzt oder in Zukunft, in den nächsten Monaten verimpft werden, würde man sagen diese 20, 30, 40.000 machen den Braten nicht fett. Also nach dem Motto, ob es dann drei, vier, fünf Tote mehr sind, die dadurch möglicherweise entstehen - angesichts der Hunderttausende von Toten macht das nichts aus. Aber sie merken, das ist natürlich ein zynisches Argument."
IOC-Argumentation "grob unmmoralisch"
Die weltweite Priorisierung werde durchbrochen. Die sprichwörtlich Stärksten und Schnellsten bekämen schnell eine Impfung. Für Lob-Hüdepohl ein Symbol dafür, dass Gerechtigkeitsprinzipien zerbröselt würden und damit hochproblematisch: "Das jetzt auch noch zu verkaufen als Geste gegenüber dem Gastgeberland, wie das die IOC-Präsident gemacht hat, das muss ich sagen. Da verschlägt einem die Sprache, und das halte ich für grob unmoralisch."
Lob-Hüdepohl wendet sich generell gegen die Austragung der Spiele: Das Risiko sei zu groß. Und als Zeichen für das Licht am Ende des Tunnels sieht er die Spiele auch nicht:
"Auch dafür brauchen wir nicht die olympische Olympischen Spiele in Tokio. Da brauchen wir am allerwenigsten das IOC. Dafür brauchen wir, dass die Zahlen runtergehen, dass Menschen ihren Alltag wieder bestreiten können, dass Läden aufmachen können, dass Menschen ihre Existenz sichern können. Also am allerwenigsten brauchen wir diese Spiele, um Licht am Ende dieser furchtbaren Pandemie zu sehen."