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Imprägnierung statt Holzschutzmittel

Riesige Schrauben verschließen die grünen Kessel in der Werkstatt des Göttinger Institutes für Holzbiologie und Holztechnologie. Chemiker Carsten Mai erklärt, was im Inneren der Kessel passiert:

Von Elke Drewes |
    Wir bringen Holz ein, das schwimmt dann in einer Chemikalie. Dann wird ein Vakuum angelegt für zwei Stunden, dabei wird die Luft aus dem Holz getrieben und die Flüssigkeit kann eindringen. Wir haben ein Verfahren entwickelt, das Royalverfahren, da wenden wir Öle an, die machen das Holz wasserabweisend.

    Lein- und Mineralöle imprägnieren jede einzelne Holzfaser. Wenn das Holz kein Wasser aufnimmt, dringen auch keine Pilze ein, denn Pilze brauchen Feuchtigkeit. Das Holz verändert sich dabei äußerlich nicht. Ein anderes Verfahren verwendet Essigsäure. Moleküle aus der Essigsäure verbinden sich mit dem Holz, so dass die Zellwände vernetzen. Das Holz wird acetyliert. Das Verfahren stammt aus der Textilindustrie und wird dort angewendet, um Viskose knitterfrei zu machen, erklärt Andreas Krause, der seine Doktorarbeit über dieses Verfahren schreibt:

    Holz und Textilien sind vergleichbar von ihren Grundstoffen: sie bestehen aus Cellulose hauptsächlich, deshalb können ähnliche Reaktionen stattfinden. Die Textilindustrie forscht seit Jahrzehnten an der Pflegeleichtausrüstung und diese Stoffe reagieren auch mit Holz und verursachen ähnliche Eigenschaften: das Holz quillt und schwindet nicht, wird fester, man braucht das Holz nicht mehr `bügeln´.

    Diese Imprägnierung gleicht also die Nachteile aus, die Holz in unseren Breiten von Natur aus hat, erläutert Institutsdirektor Holger Militz:

    Wenn wir sehen im Garten, dass unser Holz wegrottet, dann sind es die Pilze. Und wenn wir sehen, dass wir jedes Jahr neu auf die Leiter müssen, um das Holz zu streichen, dann liegt es daran, dass das Holz darunter dauernd die Form verändert, quillt, schwindet arbeitet, und dadurch die Lacke abplatzen. Ein dritter Nachteil: das Sonnenlicht kann die Ligninkomponente des Holzes abbauen und dadurch färbt sich das Holz. Das sieht man am Parkett, wenn man den Teppich wegnimmt.

    Die Veredelungsverfahren des Göttinger Institutes für Holztechnologie halten alle drei Verfallsprozesse auf. Sie lassen sich gut anwenden bei Kiefern-, Buchen- und Pappelholz. Fichte ist weniger geeignet, weil sie sich nicht imprägnieren lässt:

    Kiefer, Buche, Pappel – ganz Europa steht voll mit Holzarten, die von Natur aus nicht sehr begünstigt sind und da versuchen wir , einzugreifen und das künstlich hinzubekommen.

    Bisher gibt es schon ein Holzveredelungsverfahren, das ist die Thermobehandlung. Dabei wird das Holz auf cirka 200 Grad erhitzt. Das Verfahren ist günstig, hat aber den Nachteil, dass das Holz sich dunkel färbt und leichter bricht. Bei der Imprägnierungsmethode passiert das nicht. Im Gegenteil, das Holz gewinnt eher an Festigkeit. Sogar weiches Kiefernholz eignet sich nach der Veredelung gut für Häuserfassaden, Fensterrahmen und Gartenmöbel. Und die Göttinger Methode hat noch einen wesentlichen Vorteil gegenüber herkömmlichen Holzschutzmitteln:

    Das ist unser erstes Auswahlkriterium: wir wenden Stoffe an, die nicht giftig sind, sonst hätten wir keinen Vorteil gegenüber anderen alten Prozessen. Natürlich sind diese Stoffe teurer, das liegt so im Bereich von Tropenholz, was wir produzieren, aber eben auf Basis von schnell nachwachsenden Rohstoffen wie Pappel oder Kiefer.

    Die veredelte Buche kostet dann soviel wie Merantiholz aus den Tropen, hat aber auch vergleichbare Eigenschaften und kann im Fassadenbau eingesetzt werden. Die Göttinger Holzveredelungsverfahren sollen in ein bis zwei Jahren auf den Markt kommen. Weltweit steigt der Holzverbrauch, gleichzeitig sollen Tropenwälder geschützt werden, da bietet die Veredelung heimischer Hölzer eine umweltschonende Alternative.