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In Brandenburg drohen Dürre und Überschwemmungen

In Brandenburg herrscht in diesen Tagen schon wieder Hochwasseralarm. Und genau das, also Hochwasser zwischen Herbst und Frühling und Dürre im Sommer droht diesem Bundesland, wenn beim Klimaschutz nichts passiert.

Von Axel Flemming |
    Herbstwetter - Regenwetter, die Bauern im Oderbruch beklagen, das Land lasse sie dort absaufen. In diesem Jahr sind in Brandenburg nach Schätzung des Landesbauernverbandes 120.000 ha betroffen, auf denen massive Schädigungen und hohe Verluste für die Landwirtschaft auftreten. Allein im Oderbruch auf 50.000 ha registrierte er Schäden bis zu 40 Mio. Euro nur für die Ernteausfälle. Das Wehr am Bahnhof in Letschin, einem kleinen Ort im Oderbruch, ist sonst ein gemütlicher Ort, aber in diesem Jahr gleicht das Wasser häufig einem rasenden Sturzbach, der Hauptgraben ist voll, am Wehr gibt es nur noch wenig Höhenunterschied zwischen beiden Seiten.

    "Das wird ständig so voll geführt, die Böschungen fallen rein, dadurch ist der Wasserstand hoch. Der Irrglauben, dass, wenn die Oder hoch ist, die Gräben hoch sein müssen, bedingt es, dass die Gräben so voll gemacht werden, Und dann muss weniger abgepumpt werden, aber die Böschungen fallen rein und die Sohle des Grabens wird immer höher. Und dadurch haben wir Probleme, dass im Bedarfsfall das Wasser nicht schnell abfließen kann, weil sie einfach zu flach geworden sind, die Gräben."

    Manfred Wercham bewirtschaftet den Acker auf der anderen Seite – eigentlich. Er hat einen 280-Hektar-Ackerbaubetrieb, baut hauptsächlich Winterweizen, Raps und Sonnenblumen an, aber ein Teil der Flächen steht voll Wasser:

    "Wenn wir mit dem Mähdrescher hier herrauffahren, versackt er. Ich hab sogar Zwillingsberäderung an den Mähdrescher angeschraubt – das hilft alles nichts – der kann halt nicht schwimmen!"

    Man soll nicht vom aktuellen Wetter auf das Klima schließen, aber die Werte passen ins Bild: Hochwasser, Starkregen und auch Trockenheit sagen die Forscher für Brandenburg voraus. Hermann Lotze-Campen vom PIK, dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung:

    "Für Brandenburg, wo es ja schon relativ trocken ist im Vergleich zum Rest von Deutschland, gerade zu Westdeutschland wird eben erwartet, dass zum einen die Winter milder werden, und die Sommer deutlich heißer, und dass teilweise die Niederschläge doch nocheinmal zurückgehen, sodass dann in Teilen von Brandenburg, gerade auf den eher unfruchtbareren Böden die Getreideproduktion möglicherweise gar nicht mehr wirtschaftlich sein wird."

    Auch wenn man es bei dem Regen kaum glauben mag, die ersten Landwirte haben schon angefangen, ihre Produktion umzustellen.

    "Eine Möglichkeit ist sicherlich zum Beispiel bei größerer Trockenheit tatsächlich mit neuen Kulturpflanzen zu experimentieren, und das andere ist so in Richtung Fruchtfolgen mit mehr Kulturen, anzustreben, weil die unterschiedlichen Kulturen eben unterschiedliche Ansprüche im Verlaufe des Jahres haben und man nicht so anfällig ist für Klimaextreme in einem bestimmten Monat, die dann im Zweifelsfall nur eine Kulturart treffen und nicht die andere."

    In Ribbeck westlich von Berlin dem Ort, den der Dichter Theodor Fontane mit dem Birnbaum-Gedicht über den gütigen Herrn Ribbeck zu Ribbeck im Havelland berühmt machte liegt der Havellandhof. 800 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche bewirtschaftet der Betrieb, fast ein Drittel davon ist Grünland. Landwirt Peter Kaim hat seinen Betrieb schon umgestellt:

    "Wir haben uns einfach vor drei-vier Jahren schon mit der Problematik auseinandergesetzt und sind dann da eigentlich grad im Bereich der im Bereich der Bodenbearbeitung auf das Thema Direktsaat in Verbindung mit Zwischenfruchtanbau gestoßen."

    Ein Prinzip aus Südamerika, das auf hohe Temperaturen, weniger Aufwand und wenig Regen ausgerichtet ist. Die Äcker werden nicht mehr wie herkömmlich ein oder zweimal im Jahr komplett umgepflügt.

    "Ich mache keine Bodenbearbeitung mehr, sondern mache nur einmal im Jahr meine neue Aussaat. Und versuche den Boden immer bedeckt zu halten, durch eine Untersaat oder durch eine Zwischenfrucht. Und tu natürlich dann in dem System die ganze Verdunstung minimieren, weil ich ja den Boden nicht komplett umgrabe und sozusagen die Verdunstung freigebe."

    Müssen dort künftig statt Birnen Ananas geerntet werden?
    "Das wollen wir doch nicht hoffen, dass das dazu führt. Also die Birne soll schon eine Birne bleiben!"