Archiv

In der Krise beweist sich der Charakter
Von Denunzianten, Blockwarten und Solidarität

In der Coronakrise zeigen sich viele Bürger von ihrer besten Seite. Sie kaufen für ältere Menschen ein, organisieren Online-Lesungen für Kinder, sie helfen in Krankenhäusern oder bei der Spargelernte. Es gibt aber auch die anderen: Hamsterkäufer, selbst ernannte Ordnungswächter und Denunzianten.

Von Manfred Götzke und Leila Knüppel |
Ein Schild mit der Aufschrift "Betreten & Platz nehmen verboten" hängt am 13.04.2020 am Bärenschlössle, einem beliebten Ausflugsziel in Stuttgart, an einer Bank.
Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen gilt eine Kontaktsperre (dpa / picture alliance / Sebastian Gollnow)
Mittlerweile ist eine heftige Diskussion darüber entbrannt, ob es richtig ist, andere Menschen anzuzeigen, die vermeintlich gegen die Kontaktsperre verstoßen. Zahlreiche Bundesbürger haben in den vergangenen Wochen das Ordnungsamt kontaktiert, weil der Nachbar mutmaßlich zu viel Besuch bekommen hat oder aus dem falschen Bundesland angereist gekommen ist. Es gab sogar Fälle von zerkratzten Autos mit auswärtigen Kennzeichen. Menschen wurden als "Corona-Sau" beschimpft, nur weil sie aus dem ehemaligen Hotspot Heinsberg stammen.
Coronavirus
Übersicht zum Thema Coronavirus (imago / Rob Engelaar / Hollandse Hoogte)
Manfred Götzke und Leila Knüppel treffen für das Wochenendjournal den Landrat von Heinsberg – er hat in den vergangenen Wochen erlebt, wie sein Kreis und seine Bürger stigmatisiert wurden. Sie sprechen mit Heinsbergerinnen und Heinsbergern, die in Nachbargemeinden beschimpft und angegriffen wurden. Und sie sind unterwegs mit einem jungen Mann, der seit Wochen für Seniorinnen und Senioren einkauft, die nicht mehr aus dem Haus gehen können.