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In die Tonne gepresst

Abfall zu beseitigen kostet Geld. Deshalb wird Müll in Industrie- und Gewerbe häufig gepresst. Das scheint auch für Verbraucher attraktiv zu sein. Wer würde nicht gerne 500 Euro pro Jahr für die Abfuhr von Bio- oder Restmüll sparen? Doch auch Müllpressen kann teuer werden.

Von Annette Eversberg |
    Müllpressen macht aus viel wenig, schont den Geldbeutel und die Umwelt noch dazu. Mit solchen oder ähnlichen Haushaltstipps warten verschiedene Portale im Internet auf. Und die Verkaufszahlen von Müllpressen belegen, dass dies Erfolg hat. Philip Heldt hat sich für die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen genauer damit beschäftigt.

    "Die Anbieter von Müllpressen versprechen, dass man den Müll komprimieren kann und dadurch einfach mehr in die Tonne bekommt, weil man ja die Müllgebühren immer nach dem Tonnenvolumen bezahlt und nicht nach Gewicht – nur wenige Kommunen berechnen nach Gewicht –und deswegen würde man eben Geld sparen, wenn ich in das gleiche Volumen die doppelte Menge Müll reinbringen kann und dadurch vielleicht auch noch eine kleinere Tonne benötige."

    In Münster kostet eine 35-Liter-Tonne für den Restmüll bereits rund 60 Euro, für das dreifache Volumen muss man 153 Euro bezahlen. Noch teurer ist die Biotonne. Rund 95 Euro kostet sie, wenn sie nur 35 Liter fasst. Für die dreifache Menge Biomüll bezahlt man bereits 243 Euro. Müllpressen sind dagegen schon ab 30 Euro zu haben, weil man den Müll bereits mit ganz einfachen Geräten fest zusammenstampfen kann. Philip Heldt.

    "Im einfachsten Fall sieht es aus wie eine breite Platte, mit der man dann in der Tonne den Müll stampfen kann, genau wie wenn man im Garten Platten verlegt, erst einmal den Boden platt stampft. Und es gibt da sehr verschiedene Modelle. Man kann auch Modelle kaufen, die man in den Rand der Mülltonne einhakt und dann wie so einen Hebel runterpresst. Es gibt ganz aufwendige Modelle, die mit einer Hydraulik arbeiten, aber die werden nur im gewerblichen Bereich benutzt."

    Gewerblicher Müll darf in einigen Kommunen gepresst werden. Dann wird er aber überwiegend getrennt vom Hausmüll entsorgt. Beim Hausmüll ist pressen verboten. Trotzdem wird es gemacht. Wer keine Presse hat, der steigt zuweilen sogar in die Tonne, um den Müll mit den Füßen zusammenzustampfen. Hausmeister Ralf Schmidt- Abbenhaus aus Gelmer bei Münster lehnt das ab.

    "Das Einzige, was man schon mal macht, ist Papiermüll, dass Kartons drin sind bei den Leuten. Aber Restmüll und sonstiges wird nicht gepresst. Das machen wir auch nicht, das würde ich meinen Mitarbeitern auch nicht zumuten, da rein zu steigen in den alten Müll."

    Bei der Papiertonne wird das Volumen oft nicht ausgenutzt, wenn ganze Kartons hineingeworfen werden. Dann quillt sie über. Beim Pressen von Biomüll kann eine übel riechende Flüssigkeit austreten. Auch der Umweltschutz kann leiden, sagt Philip Heldt.

    "Durch die Müllpressen besteht auch die Gefahr, dass der Anreiz zur Müllvermeidung natürlich verringert wird, das heißt, man denkt nicht darüber nach, wie kann ich abfallarm einkaufen oder mich so verhalten, dass ich sehr wenig Müll überhaupt produziere. Man denkt dann, ach ich hab doch die Presse, das heißt, meine Tonne kann durchaus voll werden. Das ist natürlich schlecht für die Umwelt, wenn ich dann mehr Abfall produziere, als eigentlich notwendig wäre, weil ich mir keine Gedanken darüber machen muss, dass es eben auch teuer wird, wenn ich mehr Abfall habe."

    Wer seinen Müll presst, kann auch auf ihm sitzen bleiben, weil er nicht mehr aus der Tonne geht. Wenn er dennoch als Block auf den Müllwagen kommt, kann er nicht automatisch sortiert werden. Tonnen oder Container nehmen Schaden, erläutert Rüdiger Voss, Kontrolleur bei der Abfallwirtschaft in Münster. Und eine beschädigte Tonne kann nur schwer vom Hebesystem des Müllwagens, Stuhl genannt, hochgehoben werden.

    "Erstens würde die Tonne, weil es ja Kunststoff ist, bei Gepresstmüll platzen. Dann würde sie einen Bauch bekommen. Hier vorne sehen Sie ja einen Kamm, dieser Kamm wird im automatischen Stuhl aufgehängt. Und das würde nicht mehr gehen. Wenn der Bauch unten raus kommt, bekommen sie die Tonne nicht mehr an den Stuhl geschoben."

    Für eine beschädigte Tonne muss der Verbraucher zahlen. In Köln kann das 90 Euro kosten. Außerdem drohen hohe Strafen. Die Müllentsorger haben vor dem Verwaltungsgerichtshof in Baden-Württemberg erfolgreich geklagt. In den Satzungen sind das Verbot und die Höhe der Strafe festgeschrieben. Nicht nur in Köln auch in Münster kann Müllpressen bis zu 50.000 Euro Strafe kosten, warnt der Verbraucherschützer.

    "Jedem Haushalt wird so und so viel Liter Restmüll, so und so viel Liter Biomüll zugeteilt. Das ist von Kommune zu Kommune etwas unterschiedlich mit den Gebühren, und die Klage ist eben, wenn jemand seinen Müll kompakt presst, dann betrügt er auch alle anderen an der Müllentsorgung, weil er weniger bezahlt, aber mehr von dem Müll entsorgen kann, wenn er presst."