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In die Vaterrolle hineinwachsen

Vatersein macht Spaß, ja, es macht Freude!

Von Jacqueline Boysen |
    Auf dem Tisch liegt ein Taschenbuch mit einem strahlenden Baby auf dem Cover, sonst deutet in den Licht durchfluteten Wohnräumen von Helmut Dedy und seiner Frau Stefanie nichts darauf hin, dass hier seit drei Monaten Säugling Niklas zu Hause ist:

    Was vorher Theorie war, wird jetzt Praxis. Vorher stand während der Schwangerschaft Steffi im Mittelpunkt, und jetzt ist Niklas da, und der sorgt schon dafür, dass er im Mittelpunkt steht.

    Wenn Helmut Dedy erklärt, Niklas sei ein Wunschkind, leuchten die Augen des 46-Jährigen. Schwerer fällt es ihm, seine eigene neue Rolle zu beschreiben:

    Das ist so ein Findungsprozess am Anfang. Ich habe so ein Gefühl, zum ersten Mal richtig verantwortlich zu sein. Nicht für ein Unternehmen oder für Beschäftigte. Ganz anders auch, als ich es in einer Partnerschaft erlebt habe. Die Dimension ist eine andere. Ich merke auch, dass der Kleine verschollene Seiten zum Vorschein bringt. Ich habe früher immer skeptisch daneben gestanden, wenn jemand "Dudidu" und "Eititei" macht. Mir war auch der tiefere Sinn von "Dudidu" und "Eititei" nicht klar. Zu merken, genau diese Dinge muss man tun, das ist schon sehr schön.

    Helmut Dedy teilt seine frischen Erfahrungen als Vater mit Jürgen Kling und Alexander Schmieg. Im Geburtsvorbereitungskurs haben sie und ihre Frauen sich kennen gelernt und angefreundet.

    Dieser Kurs hat bewusster gemacht, dass ein Kind kommt. Aber konkret auf die Vaterrolle kann man vielleicht nicht vorbereitet werden. Das macht ja jeder anders und orientiert sich an dem, was er kennt. Im Kurs ging es halt um die Geburt und die Zeit nach der Geburt, was auch im Haushalt zu tun ist, wenn die Frau noch nicht kann, und solche Geschichten.

    Auch Jürgen Kling erzählt, dass er sich vor der Geburt der Tochter weniger mit dem künftigen Vatersein als vielmehr mit praktischen Fragen auseinandergesetzt habe:

    Jetzt mal jenseits davon, welchen Kinderwagen ich kaufe, das macht man auch. Aber wie organisiere ich den Arbeitsprozess? Schwierig vor der Geburt zu entscheiden. Und dann hängt ja viel davon ab, wer kommt denn da eigentlich? Schreit der die ganze Zeit? Davon hängt ja ab, ob die Frau wieder arbeiten geht.

    Doch der Spaß am Leben mit der kleinen Mathilda war auch für den 40-jährigen Jürgen Kling natürlich nicht planbar:

    Man macht allen möglichen Quatsch, auch jenseits des Wickelns, auch das macht Spaß, noch jedenfalls. Wir müssen mal in zwei Jahren ein Interview führen, aber noch macht es Spaß. Ich singe Indianerlieder, das hört ja keiner. Doch, einer hört zu.

    Einhellig stellen die drei stolzen Väter fest, wie sehr sich ihr Leben angesichts der neuen Verantwortung in den vergangenen drei Monaten verändert habe - und wie viel auch zu dritt möglich ist:

    Drei, vier Wochen war der Kleine alt, da sind wir das erste Mal in Biergarten gegangen, warum auch nicht, wenn es nicht eine verräucherte Bude ist. Und Freunde haben mir erzählt, in den ersten Wochen wirst du nur Einkäufe schleppen und - nichts, nein.

    Helmut Dedy meint, dass er dank seines Sohnes Niklas ein neues Mitteilungsbedürfnis entwickelt habe, das seine Arbeitskollegen nicht uneingeschränkt gutheißen, und ein neues Zeitgefühl. Die beiden anderen Väter reflektieren neben freilich noch recht abstrakten Erziehungszielen neue Perspektiven:

    Ich stelle mir vor, wie es ist, wenn Mathilda 16 oder 20 ist. Ich bin ja auch kein junger Papa, mit 40 kann man das ja nun nicht sagen. Man ist so jung wie man ist. Für mich hießt das Wochenende, bevor das Kind da war, Party und ausgehen. Jetzt freue ich mich auf die Familie. Aber das ist vielleicht auch die Gefahr. Man wird Familienmensch und vielleicht ganz schnell alt.

    Alexander Schmieg erheitert seine Freunde, schließlich ist er mit 32 der jüngste Vater in der Runde. Jürgen Kling indes formuliert für seine Vaterschaft noch ein wahrhaft hohes Ziel:

    Entspannte Eltern sind wichtig. Es ist die Aufgabe des Vaters, hier dafür zu sorgen, dass auch die Frau entspannt ist. Man muss sein eigenes Leben leben und muss mit der Zeit so ein Gleichgewicht finden.