Christine Heuer: Nikotin in Eiern, das ist der neueste Lebensmittelskandal. Schauplatz diesmal: Niedersachsen. Dort ist der Standort der Deutschen Frühstücksei GmbH, nach eigenen Angaben Europas größter Eierproduzent. In dessen Produkten wurde jetzt Nikotin gefunden.
Bärbel Höhn war Landwirtschaftsministerin in Nordrhein-Westfalen. Sie ist jetzt für die Grünen im Bundestag und dort Vorsitzende im Landwirtschaftsausschuss. Guten Morgen Frau Höhn!
Bärbel Höhn: Guten Morgen Frau Heuer!
Heuer: Frau Höhn, wie kommt das Nikotin ins Ei? Ich dachte das müsste man rauchen?
Höhn: Ja, da haben Sie Recht. Nikotin ist eben hoch giftig und deshalb ist es schon einmal von Herrn Pohlmann - vielleicht erinnern Sie sich daran; der ist vor zehn Jahren verurteilt worden wegen seiner Machenschaften - eingesetzt worden in Hühnerställen. Das ist natürlich verboten. Nikotin hat im Hühnerstall nichts zu suchen. Deshalb ist auch die entscheidende Frage: Wie kann es passieren, dass bei einer anonymen Anzeige, die offensichtlich Anfang Januar - ich habe das Datum vom 8. Januar gehört -, eingegangen ist, dann zweieinhalb Monate nichts passiert ist und dann erst Ende März Proben genommen worden sind und Ställe gesperrt worden sind.
Heuer: Frau Höhn, jetzt greifen wir aber ein bisschen vor. Die Frage war ja: wie kommt das Nikotin ins Ei? Ich habe gelesen das läge daran, dass es als Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt wurde.
Höhn: Das ist in der Tat so, dass es von Herrn Pohlmann damals als Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt worden ist. Es ist natürlich, weil es hoch giftig ist, auch wirksam gegen Schädlinge. Von daher ist schon interessant, dass offensichtlich acht bis zehn Ställe hier betroffen sind. Man muss wissen: Da geht es um drei Millionen Hühner nach den Angaben von DPA und das heißt drei Millionen Eier pro Tag, die auf den Markt wandern, aus Käfighaltung.
Heuer: Wie stark ist denn die Gesundheitsgefahr für Verbraucher? Die niedersächsischen Behörden sagen, das Nikotin sei gefunden worden, aber in so geringen Dosen, dass keine akute Gesundheitsgefährdung bestehe.
Höhn: Ja. Natürlich wird das Nikotin abgebaut. Wenn jemand Anfang Januar eine anonyme Anzeige macht heißt dies, das Nikotin ist Ende letzten Jahres eingesetzt worden. Wenn man Ende März erst misst, dann muss man sich nicht wundern, dass man auch nicht mehr so viel Nikotin findet. Die entscheidende Frage ist: es geht um Millionen von Eiern. Überlegen Sie mal: wir reden über drei Millionen Tiere, drei Millionen Eier jeden Tag. Rechnen Sie zweieinhalb Monate. Das heißt wir reden über Hunderte von Millionen Eiern, die auf den Markt gekommen sind, die man offensichtlich nicht untersucht hat, obwohl man die Informationen hatte, obwohl diese anonyme Anzeige vorlag, und die die Leute gegessen haben. Jetzt, wo irgendwann mal nach vier Monaten das Nikotin abgebaut ist, da fängt man an zu messen.
Heuer: 60.000 Eier sind zurückgerufen worden. Wenn ich Sie richtig verstehe, finden Sie das nicht ausreichend?
Höhn: Das ist überhaupt nicht ausreichend. Was ist passiert zwischen Anfang Januar und Ende März? Erst mal ist es offensichtlich ja so, dass der Einsatz schon im letzten Jahr war. Das heißt auch im letzten Jahr sind offensichtlich wahrscheinlich sogar hoch belastete Nikotineier auf den Markt gekommen, weil die sich ja doch im Laufe des Prozesses abbauen. Wenn man jetzt noch Ende März zum Beispiel in den Federn der Tiere Nikotin findet, dann muss das eine wahnsinnige Dosis gewesen sein, die in die Ställe gelangt ist, oder es ist mehrfach Nikotin eingesetzt worden. Es gibt null Toleranz! In Eiern hat Nikotin nichts zu suchen! Es darf keine Spuren von Nikotin in Eiern geben und es ist dramatisch, dass ein Landesminister, der wegen einem Ei oder zwei Eiern aus Freilandhaltung die gesamte Freilandhaltung noch vor zwei Jahren diskreditiert hat und die Ökoeier bundesweit diskreditiert hat, dass dieser Minister zulässt, dass Hunderte von Eiern, die wahrscheinlich mit Nikotin belastet waren, auf den Markt gekommen sind und dass nichts passiert. Das ist wirklich ein Skandal.
Heuer: Frau Höhn, Sie haben es jetzt mehrfach gesagt. Ich wiederhole es noch einmal. Es gab im Januar eine anonyme Anzeige und es passierte dann zwei bis drei Monate offensichtlich sehr wenig. Sie kritisieren das Krisenmanagement der niedersächsischen Behörden, damit auch der Landesregierung. Ist das Schlamperei aus Ihrer Sicht, oder steckt dort vielleicht etwas anderes dahinter?
Höhn: Man muss ja sehen, dass Herr Ehlen sich immer als Lobbyist für Käfigeier hervorgetan hat. In jeder Form hat er jede Möglichkeit genutzt. Man muss dazu auch wissen, dass man jetzt am Freitag im Bundesrat und gerade mit Niedersachsen vorneweg mit weiteren Bundesländern die Käfighaltung bei Eiern etablieren will, festklopfen will auf niedrigstem Tierschutzniveau, und dass ihm natürlich ein solcher Skandal überhaupt nicht im Vorfeld dieser Debatte in den Kram passt. Insofern passt da sehr viel zusammen. Der Landwirtschaftsminister von Niedersachsen macht offensichtlich Lobbyarbeit für die Käfighaltung.
Heuer: Und vertuscht?
Höhn: Man muss schon die berechtigte Frage stellen: warum hat die Behörde nicht informiert? Erstens: warum hat sie nicht reagiert und dann auch nicht informiert? Insofern muss man sicher erst mal von dem Anfangsverdacht ausgehen, dass hier wirklich auch mit Hintergrund vertuscht worden ist.
Heuer: Die Deutsche Frühstücksei ist nach eigenen Angaben Europas größter Eierproduzent. Wir können glaube ich davon ausgehen, dass die Eier nicht nur in Niedersachsen in den Handel gekommen sind. Ihr Tipp an Verbraucher in dieser Situation, Frau Höhn?
Höhn: Der Tipp an Verbraucher heißt natürlich, dass es ganz wichtig ist, dass sie wissen, woher die Eier kommen, dass sie auch bei Eiern auf Qualität achten sollten, so wie bei Lebensmitteln sowieso. Es geht auch darum, dass man natürlich auch durchaus preiswert einkauft, aber auch gerade um das, was man mit seinem eigenen Körper macht. Bei den Lebensmitteln sollte man auch auf Qualität achten, denn eine gesunde Ernährung von heute ist die Gesundheit von morgen.
Heuer: Bärbel Höhn, Vorsitzende im Landwirtschaftsausschuss im Deutschen Bundestag und Grünen-Politikerin. Frau Höhn, danke schön!
Höhn: Bitte schön!
Bärbel Höhn war Landwirtschaftsministerin in Nordrhein-Westfalen. Sie ist jetzt für die Grünen im Bundestag und dort Vorsitzende im Landwirtschaftsausschuss. Guten Morgen Frau Höhn!
Bärbel Höhn: Guten Morgen Frau Heuer!
Heuer: Frau Höhn, wie kommt das Nikotin ins Ei? Ich dachte das müsste man rauchen?
Höhn: Ja, da haben Sie Recht. Nikotin ist eben hoch giftig und deshalb ist es schon einmal von Herrn Pohlmann - vielleicht erinnern Sie sich daran; der ist vor zehn Jahren verurteilt worden wegen seiner Machenschaften - eingesetzt worden in Hühnerställen. Das ist natürlich verboten. Nikotin hat im Hühnerstall nichts zu suchen. Deshalb ist auch die entscheidende Frage: Wie kann es passieren, dass bei einer anonymen Anzeige, die offensichtlich Anfang Januar - ich habe das Datum vom 8. Januar gehört -, eingegangen ist, dann zweieinhalb Monate nichts passiert ist und dann erst Ende März Proben genommen worden sind und Ställe gesperrt worden sind.
Heuer: Frau Höhn, jetzt greifen wir aber ein bisschen vor. Die Frage war ja: wie kommt das Nikotin ins Ei? Ich habe gelesen das läge daran, dass es als Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt wurde.
Höhn: Das ist in der Tat so, dass es von Herrn Pohlmann damals als Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt worden ist. Es ist natürlich, weil es hoch giftig ist, auch wirksam gegen Schädlinge. Von daher ist schon interessant, dass offensichtlich acht bis zehn Ställe hier betroffen sind. Man muss wissen: Da geht es um drei Millionen Hühner nach den Angaben von DPA und das heißt drei Millionen Eier pro Tag, die auf den Markt wandern, aus Käfighaltung.
Heuer: Wie stark ist denn die Gesundheitsgefahr für Verbraucher? Die niedersächsischen Behörden sagen, das Nikotin sei gefunden worden, aber in so geringen Dosen, dass keine akute Gesundheitsgefährdung bestehe.
Höhn: Ja. Natürlich wird das Nikotin abgebaut. Wenn jemand Anfang Januar eine anonyme Anzeige macht heißt dies, das Nikotin ist Ende letzten Jahres eingesetzt worden. Wenn man Ende März erst misst, dann muss man sich nicht wundern, dass man auch nicht mehr so viel Nikotin findet. Die entscheidende Frage ist: es geht um Millionen von Eiern. Überlegen Sie mal: wir reden über drei Millionen Tiere, drei Millionen Eier jeden Tag. Rechnen Sie zweieinhalb Monate. Das heißt wir reden über Hunderte von Millionen Eiern, die auf den Markt gekommen sind, die man offensichtlich nicht untersucht hat, obwohl man die Informationen hatte, obwohl diese anonyme Anzeige vorlag, und die die Leute gegessen haben. Jetzt, wo irgendwann mal nach vier Monaten das Nikotin abgebaut ist, da fängt man an zu messen.
Heuer: 60.000 Eier sind zurückgerufen worden. Wenn ich Sie richtig verstehe, finden Sie das nicht ausreichend?
Höhn: Das ist überhaupt nicht ausreichend. Was ist passiert zwischen Anfang Januar und Ende März? Erst mal ist es offensichtlich ja so, dass der Einsatz schon im letzten Jahr war. Das heißt auch im letzten Jahr sind offensichtlich wahrscheinlich sogar hoch belastete Nikotineier auf den Markt gekommen, weil die sich ja doch im Laufe des Prozesses abbauen. Wenn man jetzt noch Ende März zum Beispiel in den Federn der Tiere Nikotin findet, dann muss das eine wahnsinnige Dosis gewesen sein, die in die Ställe gelangt ist, oder es ist mehrfach Nikotin eingesetzt worden. Es gibt null Toleranz! In Eiern hat Nikotin nichts zu suchen! Es darf keine Spuren von Nikotin in Eiern geben und es ist dramatisch, dass ein Landesminister, der wegen einem Ei oder zwei Eiern aus Freilandhaltung die gesamte Freilandhaltung noch vor zwei Jahren diskreditiert hat und die Ökoeier bundesweit diskreditiert hat, dass dieser Minister zulässt, dass Hunderte von Eiern, die wahrscheinlich mit Nikotin belastet waren, auf den Markt gekommen sind und dass nichts passiert. Das ist wirklich ein Skandal.
Heuer: Frau Höhn, Sie haben es jetzt mehrfach gesagt. Ich wiederhole es noch einmal. Es gab im Januar eine anonyme Anzeige und es passierte dann zwei bis drei Monate offensichtlich sehr wenig. Sie kritisieren das Krisenmanagement der niedersächsischen Behörden, damit auch der Landesregierung. Ist das Schlamperei aus Ihrer Sicht, oder steckt dort vielleicht etwas anderes dahinter?
Höhn: Man muss ja sehen, dass Herr Ehlen sich immer als Lobbyist für Käfigeier hervorgetan hat. In jeder Form hat er jede Möglichkeit genutzt. Man muss dazu auch wissen, dass man jetzt am Freitag im Bundesrat und gerade mit Niedersachsen vorneweg mit weiteren Bundesländern die Käfighaltung bei Eiern etablieren will, festklopfen will auf niedrigstem Tierschutzniveau, und dass ihm natürlich ein solcher Skandal überhaupt nicht im Vorfeld dieser Debatte in den Kram passt. Insofern passt da sehr viel zusammen. Der Landwirtschaftsminister von Niedersachsen macht offensichtlich Lobbyarbeit für die Käfighaltung.
Heuer: Und vertuscht?
Höhn: Man muss schon die berechtigte Frage stellen: warum hat die Behörde nicht informiert? Erstens: warum hat sie nicht reagiert und dann auch nicht informiert? Insofern muss man sicher erst mal von dem Anfangsverdacht ausgehen, dass hier wirklich auch mit Hintergrund vertuscht worden ist.
Heuer: Die Deutsche Frühstücksei ist nach eigenen Angaben Europas größter Eierproduzent. Wir können glaube ich davon ausgehen, dass die Eier nicht nur in Niedersachsen in den Handel gekommen sind. Ihr Tipp an Verbraucher in dieser Situation, Frau Höhn?
Höhn: Der Tipp an Verbraucher heißt natürlich, dass es ganz wichtig ist, dass sie wissen, woher die Eier kommen, dass sie auch bei Eiern auf Qualität achten sollten, so wie bei Lebensmitteln sowieso. Es geht auch darum, dass man natürlich auch durchaus preiswert einkauft, aber auch gerade um das, was man mit seinem eigenen Körper macht. Bei den Lebensmitteln sollte man auch auf Qualität achten, denn eine gesunde Ernährung von heute ist die Gesundheit von morgen.
Heuer: Bärbel Höhn, Vorsitzende im Landwirtschaftsausschuss im Deutschen Bundestag und Grünen-Politikerin. Frau Höhn, danke schön!
Höhn: Bitte schön!