Ein japanisches Gericht in Fukushima befand sie für schuldig. Sie erhielten eine zweijährige Bewährungsstrafe. Dem Urteil zufolge fesselten sie die 24-jährige Rina Gonoi 2021 an ein Feldbett, drückten deren Beine auseinander und pressten ihre Köper gegen sie, um Geschlechtsverkehr zu simulieren. Dem britischen Sender BBC sagte Gonoi, Dutzende Kollegen wären dabei gewesen, niemand hätte die Angreifer gestoppt, viele hätten gelacht. Die Angeklagten, Shutaro Shibuya, Akito Sekine und Yusuke Kimezawa, hatten bestritten, dass es sich bei ihren Handlungen um Missbrauch gehandelt habe.
Nach Gonois Worten wurde sie bereits unmittelbar nach ihrer Einberufung im Jahr 2020 ständig belästigt. Ihre Vorgesetzten hätten ihren Beschwerden jedoch keine Achtung geschenkt, woraufhin sie die Armee verlassen habe. Das Gerichtsurteil gilt als die bisher wichtigste Entscheidung, nachdem das Land im Sommer seine Gesetze zu Sexualstraftaten überarbeitet, den Tatbestand der Vergewaltigung neu definiert und das Schutzalter angehoben hat.
Jahrelanger Kampf
Dem jetzigen Urteil vorausgegangen war ein langer Kampf der jungen Frau, der zahlreiche Tabus in einer traditionellen, von Männern dominierten Gesellschaft in Frage gestellt hat. Gonois Schicksal hatte international Aufsehen erregt, als ihre Anschuldigungen per YouTube-Video verbreitet wurden. Das Time Magazine und die BBC setzten sie auf Listen der 100 aufstrebenden Führungspersönlichkeiten beziehungsweise einflussreichsten Frauen der Welt. Mehr als 100.000 Menschen unterzeichneten eine Petition, in der eine unabhängige Untersuchung gefordert wurde.
Zuvor war eine interne Untersuchung zu dem Schluss gelangt, dass die Beweise nicht ausreichten. Das japanische Verteidigungsministerium bat zwar öffentlich bei ihr um Entschuldigung und gab bekannt, dass fünf Männer, die mit dem Vorfall in Verbindung standen, entlassen und vier weitere bestraft worden seien, doch erst nach den Enthüllungen und der Petition wurde der Fall wieder aufgenommen und eine strafrechtliche Untersuchung eingeleitet. Auf Grund der alternden Gesellschaft in Japan muss das Land in vielen Bereichen umdenken - auch der Armee fehlen zunehmend Rekruten.
Auch Zivilklage eingereicht
Gonoi sagte der Nachrichtenagentur Reuters nach dem Urteil, sie wisse, dass die Welt schätze, was sie tue. In Japan gebe es die Tendenz, dass Menschen, die ihre Meinung sagten, kritisiert würden. Gonoi sah sich im Internet Hass und Hetze ausgesetzt. Sie habe viele abfällige Kommentare erhalten, erklärte sie.
Gonoi reichte auch Zivilklage gegen ihre ehemaligen Kollegen und die Regierung ein. Sie fordert Schadenersetz wegen des Übergriffs und der anschließenden Untätigkeit der Verantwortlichen trotz ihrer Beschwerden.
Diese Nachricht wurde am 12.12.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.