Ein Flachdachbau auf dem Kernkraftwerksgelände bei Nogent sur Seine: In der Woche der offenen Tür dürfen interessierte Bürger dürfen ohne Anmeldung die hauseigene Ausstellung besuchen.
400 Quadratmeter Ausstellungsfläche zum Thema Atomstrom: Fotowände, Texttafeln und Videofilme; in der Raummitte eine übergroße Glasvitrine, darin das maßstabsgetreue Modell des Atommeilers von Nogent mit seinen beiden Kühltürmen.
Die Ausstellung liefert technische Erklärungen, Fakten und Zahlen über Frankreichs Atomstromindustrie. Doch nach Informationen über die Gefahren sucht man in der Ausstellung vergeblich: Nichts zu den Ereignissen in Fukushima, nicht einmal Tschernobyl wird erwähnt. Stattdessen eine interaktive Informationstafel: Auf ihr können Ausstellungsbesucher das persönliche Risiko radioaktiver Strahlenbelastung kalkulieren. Ein Mitarbeiter des Zentrums erklärt, wie es geht: Der Besucher muss nur ein paar Fragen beantworten: Wie oft wurden Sie im letzten Jahr geröntgt? Wie viele Langstreckenflüge haben Sie gemacht? Wohnen Sie in der Nähe eines Atomkraftwerks? Wer lediglich die letzte Frage per Knopfdruck bestätigt - der hat nichts zu befürchten.
"Ihre jährliche Strahlenbelastung liegt unter dem nationalen Durchschnittswert von 2,4 Millisievert."
Zwei Kilometer Luftlinie entfernt vom Kernkraftwerk, im Ortskern von Nogent sur Seine. Vor einem Café, auf der Terrasse unterhalten sich ein paar junge Erwachsene:
"Wenn ein Unfall in Japan möglich ist, kann das hier genauso passieren."
Die täglichen Katastrophennachrichten aus Japan - an den Bewohnern der Kleinstadt sind sie nicht spurlos vorbei gegangen:
"Es wird hier sehr viel darüber gesprochen, auch in der Familie reden wir darüber."
"Das würde hier genau so plötzlich passieren und wir wären dem hilflos ausgesetzt, weil die Radioaktivität unsichtbar ist. Ich glaube, dass wir mit der Kernenergie aufhören sollten."
Das Urvertrauen in die Sicherheit der 58 Kernreaktoren im Land scheint mehr als nur angekratzt. Einer kürzlich veröffentlichen Meinungsumfrage zufolge sind über 80 Prozent der Franzosen für eine deutliche Reduzierung des Atomstroms, zugunsten erneuerbarer Energien. Vor drei Jahren war das Verhältnis noch umgekehrt.
Die kleine Revolution hat inzwischen auch die Politik erreicht. Der Straßburger Gemeinderat etwa hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, den Meiler im nahegelegenen Fessenheim, unweit der deutschen Grenze, stillzulegen. Und Frankreichs Sozialisten - bisher immer eindeutig für Atomenergie - haben die Forderung nach einer neuen Energiepolitik zum Bestandteil ihres Parteiprogramms für die Präsidentschaftswahlen 2011 gemacht. Martine Aubry, Vorsitzende der französischen Sozialisten:
"Ich persönlich denke, dass wir aussteigen müssen. Die Position der Partei ist heute der Ausstieg aus der Abhängigkeit von der Atomenergie. Das heißt: ein möglichst schnelles Umkehren des Energiemix zugunsten alternativer Energiequellen und das Vorbereiten der postnuklearen Phase. Dazu gehört das Schließen und Entsorgen von Kernkraftanlagen."
Die französische Regierung dagegen hält weiter Kurs. Einziges Zugeständnis Nicolas Sarkzoys an den Meinungswandel in der französischen Bevölkerung: AKWs, die den in Brüssel vereinbarten Stresstest nicht bestehen, werde man "ohne Zögern" abstellen.
Um die Franzosen nicht weiter gegen die Kernenergie aufzubringen, verdonnerte die Regierung den Atomstromlieferanten EDF zur Zurückhaltung bei den geplanten Preiserhöhungen: Bis zu den Präsidentschaftswahlen 2012 dürfen maximal 2,9 Prozent statt der geplanten 5 bis 6 Prozent aufgeschlagen werden.
400 Quadratmeter Ausstellungsfläche zum Thema Atomstrom: Fotowände, Texttafeln und Videofilme; in der Raummitte eine übergroße Glasvitrine, darin das maßstabsgetreue Modell des Atommeilers von Nogent mit seinen beiden Kühltürmen.
Die Ausstellung liefert technische Erklärungen, Fakten und Zahlen über Frankreichs Atomstromindustrie. Doch nach Informationen über die Gefahren sucht man in der Ausstellung vergeblich: Nichts zu den Ereignissen in Fukushima, nicht einmal Tschernobyl wird erwähnt. Stattdessen eine interaktive Informationstafel: Auf ihr können Ausstellungsbesucher das persönliche Risiko radioaktiver Strahlenbelastung kalkulieren. Ein Mitarbeiter des Zentrums erklärt, wie es geht: Der Besucher muss nur ein paar Fragen beantworten: Wie oft wurden Sie im letzten Jahr geröntgt? Wie viele Langstreckenflüge haben Sie gemacht? Wohnen Sie in der Nähe eines Atomkraftwerks? Wer lediglich die letzte Frage per Knopfdruck bestätigt - der hat nichts zu befürchten.
"Ihre jährliche Strahlenbelastung liegt unter dem nationalen Durchschnittswert von 2,4 Millisievert."
Zwei Kilometer Luftlinie entfernt vom Kernkraftwerk, im Ortskern von Nogent sur Seine. Vor einem Café, auf der Terrasse unterhalten sich ein paar junge Erwachsene:
"Wenn ein Unfall in Japan möglich ist, kann das hier genauso passieren."
Die täglichen Katastrophennachrichten aus Japan - an den Bewohnern der Kleinstadt sind sie nicht spurlos vorbei gegangen:
"Es wird hier sehr viel darüber gesprochen, auch in der Familie reden wir darüber."
"Das würde hier genau so plötzlich passieren und wir wären dem hilflos ausgesetzt, weil die Radioaktivität unsichtbar ist. Ich glaube, dass wir mit der Kernenergie aufhören sollten."
Das Urvertrauen in die Sicherheit der 58 Kernreaktoren im Land scheint mehr als nur angekratzt. Einer kürzlich veröffentlichen Meinungsumfrage zufolge sind über 80 Prozent der Franzosen für eine deutliche Reduzierung des Atomstroms, zugunsten erneuerbarer Energien. Vor drei Jahren war das Verhältnis noch umgekehrt.
Die kleine Revolution hat inzwischen auch die Politik erreicht. Der Straßburger Gemeinderat etwa hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, den Meiler im nahegelegenen Fessenheim, unweit der deutschen Grenze, stillzulegen. Und Frankreichs Sozialisten - bisher immer eindeutig für Atomenergie - haben die Forderung nach einer neuen Energiepolitik zum Bestandteil ihres Parteiprogramms für die Präsidentschaftswahlen 2011 gemacht. Martine Aubry, Vorsitzende der französischen Sozialisten:
"Ich persönlich denke, dass wir aussteigen müssen. Die Position der Partei ist heute der Ausstieg aus der Abhängigkeit von der Atomenergie. Das heißt: ein möglichst schnelles Umkehren des Energiemix zugunsten alternativer Energiequellen und das Vorbereiten der postnuklearen Phase. Dazu gehört das Schließen und Entsorgen von Kernkraftanlagen."
Die französische Regierung dagegen hält weiter Kurs. Einziges Zugeständnis Nicolas Sarkzoys an den Meinungswandel in der französischen Bevölkerung: AKWs, die den in Brüssel vereinbarten Stresstest nicht bestehen, werde man "ohne Zögern" abstellen.
Um die Franzosen nicht weiter gegen die Kernenergie aufzubringen, verdonnerte die Regierung den Atomstromlieferanten EDF zur Zurückhaltung bei den geplanten Preiserhöhungen: Bis zu den Präsidentschaftswahlen 2012 dürfen maximal 2,9 Prozent statt der geplanten 5 bis 6 Prozent aufgeschlagen werden.