Archiv

In Istanbul
Türkei erlaubt Kirchenbau

Erstmals seit Gründung der Türkischen Republik im Jahr 1923 hat deren Regierung den Bau einer christlichen Kirche genehmigt. Das Gotteshaus soll in Istanbul entstehen. Deutsche Politiker begrüßten die Entscheidung - und forderten weitere Schritte.

    Ein Stadtpanorama von Istanbul.
    Die Kirche soll im Istanbuler Stadtteil Yesilköy errichtet werden. (Imago/Westend61)
    Die Entscheidung zu dem Kirchenneubau habe Ministerpräsident Ahmet Davutoglu am Freitagabend bei einem Treffen mit Religionsvertretern in Istanbul bekanntgegeben, berichtete die regierungsnahe Nachrichtenagentur Anadolu.
    Die Kirche soll im Istanbuler Stadtteil Yesilköy errichtet werden, der auf der europäischen Seite der Stadt am Ufer des Marmarameeres liegt. Das Gotteshaus der christlichen syrischen Minderheit solle auf städtischem Grund entstehen, hieß es aus Kreisen der islamisch-konservativen Regierung in der Hauptstadt Ankara.
    CDU und Grüne begrüßen Schritt
    Der nordrhein-westfälische Landesvorsitzende und stellvertretende Parteivorsitzende der CDU, Armin Laschet, nannte die Entscheidung im Kurznachrichtendienst Twitter "ein gutes Signal".
    Auch der religionspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, sagte, die Baugenehmigung sei "ein wichtiges Signal für den Respekt der Religionsfreiheit". Sie könne "aber nur ein erster Schritt sein". Die Benachteiligung aller religiösen Gemeinschaften, die nicht dem sunnitischen Islam angehören, müsse ein Ende haben.
    Bauarbeiten sollen bald beginnen
    In den vergangenen Jahrzehnten wurden in der Türkei nur Kirchen saniert oder wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, ein Neubau jedoch nicht genehmigt. Die neue Kirche soll den Angaben aus Regierungskreisen zufolge aus Mitteln einer Stiftung finanziert werden. Die Bauarbeiten sollten in den kommenden Monaten beginnen.
    Neben der großen muslimischen Mehrheit leben nur noch knapp 100.000 Christen in der Türkei. Christen und andere Minderheiten können ihre Religion zwar grundsätzlich ausüben, sie leiden aber unter Einschränkungen. So darf die orthodoxe Kirche keine Priester in der Türkei ausbilden. Ausländische Kleriker wiederum haben Probleme, eine Arbeitserlaubnis zu erhalten. Der christlichen syrischen Minderheit in der Türkei gehören etwa 20.000 Menschen an.
    (bor/dau)