Die französischen Atomanlagen sind sicher, aber sie müssen für den Ernstfall massiv nachgerüstet werden, urteilt die Atomüberwachungsbehörde ASN Anfang Januar in Paris. Ein Gau wie in Fukushima ist auch in Frankreich möglich, heißt es hingegen sechs Wochen später im von Greenpeace beauftragten Bericht. Dessen Autoren sind zwei unabhängige Atom-Experten: Arjun Makhijani, Präsident des amerikanischen Institute for Energy and Environmental Research und Yves Marignac von WISE, World Information Service Energy. Die 176 Seiten ihrer Gegenexpertise speisen sich aus allen Unterlagen des nationalen Stresstests, der "komplementären Sicherheitsbewertung" und weiterer Quellen wie beispielsweise Störfallmeldungen. Arjun Makhijani:
"Mit Blick auf die Vereinigten Staaten wird deutlich: die Sicherheitsdebatte in Frankreich ist wesentlich mehr durchdacht, viel weiter und seriöser. In den USA hat die Atomüberwachungsbehörde Nuclear Regulatory Commission ohne kritische Selbstauskünfte der Anlagenbetreiber einen Bericht erstellt und nun diskutiert man, in welchem Zeitraum dessen Empfehlungen umzusetzen seien."
Im vergangenen November veröffentlichte Wolfgang Renneberg, deutscher Spezialist für Atomsicherheit, eine kritische Analyse der EU-Stresstest-Grundlagen. Und bemängelte unter anderem: bei den Sicherheitschecks werden Alter und aktueller Zustand der nuklearen Anlage nicht berücksichtigt. Das moniert nun auch die französische Gegenexpertise. Darüber hinaus wundert Arjun Makhijani beispielsweise, dass weder Areva, dem die Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague untersteht, noch AKW-Betreiber EDF auf die Sonderrolle von MOX, dem recycelten Brennstoff, eingehen.
"Auch nach jahrelanger Lagerung sind MOX-Brennstäbe viel heißer als herkömmlicher Brennstoff. Wenn nun, wie in Fukushima, die Kühlung ausfällt, braucht es wesentlich mehr Wasser, um eine Explosion zu vermeiden. Und ein MOX-Unfall hat eine viel größere Tragweite. Das aber wurde in den Berichten nicht erwähnt. Dabei lagerten vor zwei Jahren 900 Tonnen MOX in La Hague – mehr als insgesamt in allen 21 mit MOX betriebenen Kernkraftwerken zusammen."
Angesichts der anstehenden Laufzeitverlängerung des französischen Atomparks kritisiert Yves Marignac, dass bislang niemand daran dachte, Zirkonium, Hauptbestandteil der Brennstabhülle, durch ein anderes Material zu ersetzen. Im Falle einer Überhitzung, wenn die Kühlanlage ausfällt, spielt Zirkonium eine große Rolle bei der Bildung von Wasserstoff. Der eine Explosion auslösen kann. Yves Marignac:
"Die Sicherheitsbewertungen gehen in die richtige Richtung. Aber sie gehen nicht weit genug bei dem Vorhaben, sämtliche schlimmsten Folgen in Betracht zu ziehen. Eine Kernaussage unseres Berichts lautet: die bisherigen Sicherheitsbewertungen stellen in keinem Fall eine ausreichende Basis dar, um heute schon über die notwendigen Nachrüstungsmaßnahmen zu entscheiden."
Bei der französischen Atomaufsicht stößt der Gegenbericht auf großes Interesse, eine hochrangige ASN-Delegation diskutierte mit den Autoren. Eine Premiere. Marignac und Makhijani liefern auch Erkenntnisse von internationalem Belang. Beispielsweise, dass abgebrannte Brennstäbe nur so lange im Abklingbecken bleiben sollten wie unbedingt nötig, eineTrockenlagerung sei sicherer. Insgesamt soll das unabhängige Gutachten die Auswertung der Stresstest-Resultate auf europäischer Ebene bereichern.
"Mit Blick auf die Vereinigten Staaten wird deutlich: die Sicherheitsdebatte in Frankreich ist wesentlich mehr durchdacht, viel weiter und seriöser. In den USA hat die Atomüberwachungsbehörde Nuclear Regulatory Commission ohne kritische Selbstauskünfte der Anlagenbetreiber einen Bericht erstellt und nun diskutiert man, in welchem Zeitraum dessen Empfehlungen umzusetzen seien."
Im vergangenen November veröffentlichte Wolfgang Renneberg, deutscher Spezialist für Atomsicherheit, eine kritische Analyse der EU-Stresstest-Grundlagen. Und bemängelte unter anderem: bei den Sicherheitschecks werden Alter und aktueller Zustand der nuklearen Anlage nicht berücksichtigt. Das moniert nun auch die französische Gegenexpertise. Darüber hinaus wundert Arjun Makhijani beispielsweise, dass weder Areva, dem die Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague untersteht, noch AKW-Betreiber EDF auf die Sonderrolle von MOX, dem recycelten Brennstoff, eingehen.
"Auch nach jahrelanger Lagerung sind MOX-Brennstäbe viel heißer als herkömmlicher Brennstoff. Wenn nun, wie in Fukushima, die Kühlung ausfällt, braucht es wesentlich mehr Wasser, um eine Explosion zu vermeiden. Und ein MOX-Unfall hat eine viel größere Tragweite. Das aber wurde in den Berichten nicht erwähnt. Dabei lagerten vor zwei Jahren 900 Tonnen MOX in La Hague – mehr als insgesamt in allen 21 mit MOX betriebenen Kernkraftwerken zusammen."
Angesichts der anstehenden Laufzeitverlängerung des französischen Atomparks kritisiert Yves Marignac, dass bislang niemand daran dachte, Zirkonium, Hauptbestandteil der Brennstabhülle, durch ein anderes Material zu ersetzen. Im Falle einer Überhitzung, wenn die Kühlanlage ausfällt, spielt Zirkonium eine große Rolle bei der Bildung von Wasserstoff. Der eine Explosion auslösen kann. Yves Marignac:
"Die Sicherheitsbewertungen gehen in die richtige Richtung. Aber sie gehen nicht weit genug bei dem Vorhaben, sämtliche schlimmsten Folgen in Betracht zu ziehen. Eine Kernaussage unseres Berichts lautet: die bisherigen Sicherheitsbewertungen stellen in keinem Fall eine ausreichende Basis dar, um heute schon über die notwendigen Nachrüstungsmaßnahmen zu entscheiden."
Bei der französischen Atomaufsicht stößt der Gegenbericht auf großes Interesse, eine hochrangige ASN-Delegation diskutierte mit den Autoren. Eine Premiere. Marignac und Makhijani liefern auch Erkenntnisse von internationalem Belang. Beispielsweise, dass abgebrannte Brennstäbe nur so lange im Abklingbecken bleiben sollten wie unbedingt nötig, eineTrockenlagerung sei sicherer. Insgesamt soll das unabhängige Gutachten die Auswertung der Stresstest-Resultate auf europäischer Ebene bereichern.