In einem kleinem Elektrogeschäft am Busbahnhof vom Lomza unterhalten sich drei Rentner. Es geht um den Überfall auf zwei Tschetscheninnen, der sich vor kurzem in ihrer Stadt ereignet hat. Die beiden Frauen wurden zusammengeschlagen, der unbekannte Täter riss ihnen auch die Kopftücher ab - offenbar, um die Musliminnen so zu demütigen. Die Rentnerrunde ist empört:
"Das waren sicher Jugendliche, und junge Leute machen viele Dummheiten. Von uns Erwachsenen würde keiner so etwas tun."
Jerzy, er ist ein pensionierter Soldat, will die Tat nicht rechtfertigen. Aber er ist - wie viele hier - gegen das Asylbewerberheim in Lomza.
"Unsere Stadt ist zu klein für so ein Heim, es gibt zu wenig Arbeitsplätze. Die Textilindustrie, die wir hatten, ist zusammengebrochen. Und wenn diese Menschen keine Arbeit finden, dann trinken sie Alkohol und fangen an zu stehlen. Sie haben ja auch eine ganz andere Kultur als wir."
Lomza hat 60.000 Einwohner und liegt im armen und strukturschwachen Osten von Polen. Aber die Stimmung gegen die tschetschenischen Asylbewerber verschlechtert sich nicht nur hier. In Radom, unweit von Warschau, warfen Unbekannte vor kurzem Steine auf ein Asylbewerberheim, dazu riefen sie nationalistische Parolen. In Kattowitz in Oberschlesien löste die Stadt ein Heim auf, weil es nicht in eine Region mit sozialen Konflikten passe.
Dieses Klima überträgt sich auf die Flüchtlinge. In Lomza sind nur diejenigen, die noch keinen Aufenthaltsstatus erhalten haben, in einem Heim untergebracht. Der fünfstöckige, verschlissene Plattenbau liegt in der Ulica Wesola, in der Fröhlichen Straße - aber die meisten Menschen fühlen sich ganz anders. Eine junge Tschetschenin:
"Ich habe so sehr darum gebeten, dass meine Kinder hier in der Nähe unterrichtet werden. Aber nein, sie müssen am anderen Ende der Stadt in die Schule gehen. Ich leide unter Epilepsie - wenn ich sie abhole, kann es passieren, dass ich im Bus einen Anfall bekomme. Meine Kinder werden in der Klasse beschimpft, aber ich sage ihnen, dass sie darauf nicht reagieren sollen."
Das Schlimmste aber ist für die junge Frau, die ihren Namen nicht nennen will, die Angst vor einer Abschiebung. Denn bei ihr zu Hause sei sie von der tschetschenische Polizei verhaftet und geschlagen worden, weil ihr Mann auf deren Fahndungsliste stand.
"Wenn ich nicht mit ihnen zusammen arbeite, nehme sie mir die Kinder weg, haben sie gesagt. Da sind wir geflohen."
Die Statistik der polnischen Ausländerbehörde bestätigt: Immer weniger Flüchtlinge aus Russland, zu denen die Tschetschenen offiziell zählen, dürfen in Polen bleiben. Während im ersten Quartal 2009 noch 30 Prozent abgelehnt wurden, waren es am Jahresende schon weit über 50 Prozent.
Grund dafür sei, dass Russland im vergangenen Frühjahr die Republik Tschetschenien für befriedet erklärt habe, sagt Malika Abdoulvakhabova. Sie ist die Vorsitzende der Stiftung "Ocalenie", auf deutsch: Rettung, die Flüchtlingen hilft:
"Nun denkt die Welt, dass in Tschetschenien alles friedlich ist. Aber der Partisanenkrieg dort geht weiter. Wenn es einer schafft, hierher zu flüchten, dann kann er kaum beweisen, dass er dort der Opposition angehört. Und bei vielen wird der Asylantrag deshalb abgelehnt."
Die Sprecherin der polnischen Ausländerbehörde Ewa Piechota bestreitet dies: Polen habe die Kriterien nicht verändert, nach denen es tschetschenische Asylbewerber beurteilt. Es sei aber so, dass immer mehr Tschetschenen wirtschaftliche Gründe dafür angäben, dass sie Polen um Asyl bitten. Wer politisch verfolgt sei, bekomme auch weiterhin Schutz, so Ewa Piechota.
Die junge epilepsiekranke Mutter lebt trotzdem in ständiger Angst. Sie fürchtet, dass sie sofort verhaftet wird, wenn sie nach Tschetschenien zurück kommt. Denn so wolle die Polizei erreichen, dass ihr Mann sich stellt, sagt sie.
"Das waren sicher Jugendliche, und junge Leute machen viele Dummheiten. Von uns Erwachsenen würde keiner so etwas tun."
Jerzy, er ist ein pensionierter Soldat, will die Tat nicht rechtfertigen. Aber er ist - wie viele hier - gegen das Asylbewerberheim in Lomza.
"Unsere Stadt ist zu klein für so ein Heim, es gibt zu wenig Arbeitsplätze. Die Textilindustrie, die wir hatten, ist zusammengebrochen. Und wenn diese Menschen keine Arbeit finden, dann trinken sie Alkohol und fangen an zu stehlen. Sie haben ja auch eine ganz andere Kultur als wir."
Lomza hat 60.000 Einwohner und liegt im armen und strukturschwachen Osten von Polen. Aber die Stimmung gegen die tschetschenischen Asylbewerber verschlechtert sich nicht nur hier. In Radom, unweit von Warschau, warfen Unbekannte vor kurzem Steine auf ein Asylbewerberheim, dazu riefen sie nationalistische Parolen. In Kattowitz in Oberschlesien löste die Stadt ein Heim auf, weil es nicht in eine Region mit sozialen Konflikten passe.
Dieses Klima überträgt sich auf die Flüchtlinge. In Lomza sind nur diejenigen, die noch keinen Aufenthaltsstatus erhalten haben, in einem Heim untergebracht. Der fünfstöckige, verschlissene Plattenbau liegt in der Ulica Wesola, in der Fröhlichen Straße - aber die meisten Menschen fühlen sich ganz anders. Eine junge Tschetschenin:
"Ich habe so sehr darum gebeten, dass meine Kinder hier in der Nähe unterrichtet werden. Aber nein, sie müssen am anderen Ende der Stadt in die Schule gehen. Ich leide unter Epilepsie - wenn ich sie abhole, kann es passieren, dass ich im Bus einen Anfall bekomme. Meine Kinder werden in der Klasse beschimpft, aber ich sage ihnen, dass sie darauf nicht reagieren sollen."
Das Schlimmste aber ist für die junge Frau, die ihren Namen nicht nennen will, die Angst vor einer Abschiebung. Denn bei ihr zu Hause sei sie von der tschetschenische Polizei verhaftet und geschlagen worden, weil ihr Mann auf deren Fahndungsliste stand.
"Wenn ich nicht mit ihnen zusammen arbeite, nehme sie mir die Kinder weg, haben sie gesagt. Da sind wir geflohen."
Die Statistik der polnischen Ausländerbehörde bestätigt: Immer weniger Flüchtlinge aus Russland, zu denen die Tschetschenen offiziell zählen, dürfen in Polen bleiben. Während im ersten Quartal 2009 noch 30 Prozent abgelehnt wurden, waren es am Jahresende schon weit über 50 Prozent.
Grund dafür sei, dass Russland im vergangenen Frühjahr die Republik Tschetschenien für befriedet erklärt habe, sagt Malika Abdoulvakhabova. Sie ist die Vorsitzende der Stiftung "Ocalenie", auf deutsch: Rettung, die Flüchtlingen hilft:
"Nun denkt die Welt, dass in Tschetschenien alles friedlich ist. Aber der Partisanenkrieg dort geht weiter. Wenn es einer schafft, hierher zu flüchten, dann kann er kaum beweisen, dass er dort der Opposition angehört. Und bei vielen wird der Asylantrag deshalb abgelehnt."
Die Sprecherin der polnischen Ausländerbehörde Ewa Piechota bestreitet dies: Polen habe die Kriterien nicht verändert, nach denen es tschetschenische Asylbewerber beurteilt. Es sei aber so, dass immer mehr Tschetschenen wirtschaftliche Gründe dafür angäben, dass sie Polen um Asyl bitten. Wer politisch verfolgt sei, bekomme auch weiterhin Schutz, so Ewa Piechota.
Die junge epilepsiekranke Mutter lebt trotzdem in ständiger Angst. Sie fürchtet, dass sie sofort verhaftet wird, wenn sie nach Tschetschenien zurück kommt. Denn so wolle die Polizei erreichen, dass ihr Mann sich stellt, sagt sie.