"Da sieht man also hier im Vordergrund die großen Krafttraining-Maschinen, mit denen man sehr schön die Kraft ganz gezielt trainieren kann, bestimmte Muskelgruppen ansprechen kann, und im hinteren Bereich ist der Ergometer-Bereich, wo man die Herzkreislauffunktion, die Ausdauer wieder verbessern kann."
In der Klinik Höhenried am Starnberger See dreht sich alles darum, Menschen wieder fit zu machen. Die Klinik, die von der Deutschen Rentenversicherung betrieben wird, kümmert sich aber nicht nur um klassische Rehabilitation. Der Arzt Hans-Peter Einwang will auch mithelfen, dass Menschen gar nicht erst krank werden.
"Fast 90 Prozent der Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind auf unseren heutigen Lebensstil zurückzuführen. Und wenn wir es schaffen - und das ist Voraussetzung - mit einem multiprofessionellen Ansatz, rechtzeitig von einem gesundheitsschädigenden Lebensstil zu einem gesundheitsfördernden Lebensstil die Teilnehmer zu bewegen, dann können wir einen großen Teil dieser Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermeiden."
Prävention gegen Arbeitsunfähigkeit
"Betsi", so heißt abgekürzt ein Programm, das in der Lang-Version den etwas technokratischen Titel trägt: "Beschäftigungsfähigkeit teilhabeorientiert sichern". Es geht dabei darum, Menschen davor zu bewahren, dass sie dauerhaft krank und möglicherweise auch dauerhaft arbeitsunfähig werden. Von denen, die in den Ruhestand gehen, scheidet nach Daten der Deutschen Rentenversicherung derzeit rund ein Siebtel vorzeitig aus dem Beruf aus, weil die Gesundheit nicht mehr ausreicht, um weiter zu arbeiten. Ein immer größerer Teil davon geht wegen psychischer Probleme in den Ruhestand. Auch diese Menschen will die Rentenversicherung mit ihrem Präventionsprogramm erreichen, erklärt Stefan Winter, der sich in der Klinik Höhenried vor allem um psychologische Faktoren kümmert.
Die Teilnehmer des "Betsi"-Programms sollen nicht nur lernen, ihren Körper fit zu halten. Sondern sie sollen sich Fragen wie diese stellen: "Wie gehe ich mit Stress um, was haben Sie für einen Stress, wie kann man diesen Stress besser bewältigen, was gibt es da für Strategien? Oder wir haben auch viele Schichtarbeiter hier bei den Kursen, und da geht es dann darum, um Schlaf, um Schlafproblematik."
Zahl der Rentner steigt weiter
Das aktuelle Präventionsgesetz stärkt den Anspruch von Versicherten, dass unter anderem die Rentenversicherung sie dabei unterstützt, gesund zu bleiben - vor allem dann, wenn sie besonders belastende Arbeit leisten müssen. Die Rentenkassen wollen damit auch ihre Ausgaben stabilisieren. Denn die Zahl der Rentner wird in den kommenden Jahren immer weiter wachsen, während die Zahl der Beitragszahler sinkt. Die Bundesregierung arbeitet in ihren Berechnungen mit der Rechengröße der sogenannten "Äquivalenz-Beitragszahler" - ihre Zahl wird bis zum Jahr 2030 um rund drei Millionen schrumpfen - auf dann knapp 27,5 Millionen. Auf der anderen Seite steigt die Rechengröße der sogenannten "Äquivalenz-Rentner" um fast drei Millionen, auf dann rund 18,2 Millionen.
"Das übergeordnete Ziel aus Sicht der Rentenversicherung ist ganz klar, dass man möglichst das vermeidet, dass jemand frühzeitig in Rente geht." Wobei es heute schon ein frühzeitiger Rentenbeginn ist, sich mit dem 65. Lebensjahr aus dem Arbeitsleben zu verabschieden. Im Jahr 2007 haben Union und SPD beschlossen, das Renteneintrittsalter auf 67 Jahre anzuheben. Momentan müssen Arbeitnehmer in den meisten Fällen sieben Monate über ihren 65. Geburtstag hinaus im Beruf bleiben, bevor sie ohne Abschläge in Rente gehen können.
Als die schrittweise Anhebung im Jahr 2011 begann, gab es viele Stimmen, die meinten, damit könne nicht Schluss sein - etwa von Jochen Pimpertz vom Institut der Deutschen Wirtschaft. "Wenn die Lebenserwartung immer weiter steigt, dann muss auch die Regelaltersgrenze weiter angehoben werden, um das System zu stabilisieren. Rente mit 67 ist also nur ein vorläufiger Fixpunkt, auf lange Sicht hin können wir uns durchaus vorstellen, dass die Regelaltersgrenze weiter steigt."
Rente nicht mit 67, sondern mit 68, 69 oder noch später - Nicht nur Wissenschaftler des Instituts der Deutschen Wirtschaft, das von den Arbeitgeberverbänden finanziert wird, haben diese Forderung in den vergangenen Jahren regelmäßig wiederholt.
Keine Jobs für Arbeitnehmer über 70?
Und sie haben dafür ebenso regelmäßig Widerspruch erhalten - etwa von der langjährigen Chefin des Sozialverbands VdK, Ulrike Mascher. "Wo sind denn die Arbeitsplätze für diejenigen, die dann bis 70 oder noch länger arbeiten sollen?"
Und es gibt noch einen anderen Einwand gegen die Rente mit 69 oder gar mit 70, findet Rudolf Zwiener. Er arbeitet am Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung, das vom Deutschen Gewerkschaftsbund finanziert wird: "Wenn bei uns jetzt das Renteneintrittsalter einfach nur hoch gesetzt wird, ohne dass man andere Dinge nennenswert ändert, dann heißt das nichts anderes, als dass für viele Leute das einfach auf eine Rentenkürzung hinausläuft, weil sie gar nicht so lange arbeiten können."
Lange Zeit galt in der deutschen Rentenversicherung: Wer eine Altersrente nach den üblichen Regeln beziehen will, muss bis zu seinem 65. Geburtstag arbeiten. Weil aber die Menschen immer länger leben, hat diese Regel dazu geführt, dass auch die Renten immer länger gezahlt werden müssen. Im Jahr 1960 flossen die Zahlungen der Rentenkassen im Schnitt zehn Jahre lang. Inzwischen hat sich dieser Zeitraum verdoppelt, auf 20 Jahre. Um darauf zu reagieren, wird ab dem Jahr 2030 die klassische Altersrente erst ab 67 gezahlt.
"Danach muss man weitersehen. Vernünftig wäre es, dann dieses langsame Ansteigen fortzusetzen. Aber das müssen wir nicht heute entscheiden." Professor Axel Börsch-Supan beschäftigt sich am Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik mit der Zukunft der Alterssicherung - und er ist Mitglied einer Kommission von Fachleuten, die Anfang Juni begonnen hat, im Auftrag der Bundesregierung Vorschläge für die Weiterentwicklung des deutschen Rentensystems zu erarbeiten.
Gedanken über einen späteren Beginn der Rente
Bis März 2020 soll ein Konzept vorliegen. Bis dahin dürfen die Kommissionsmitglieder nach außen nicht allzu viel über ihre Arbeit verraten. Doch der Ökonomie-Professor Börsch-Supan macht kein Hehl daraus, dass er immer noch für richtig hält, wofür er schon seit längerem wirbt: Wenn die Lebenserwartung weiter steigt, müsse auch die Rente später beginnen, davon ist er fest überzeugt. Er schlägt eine Formel vor, wonach für jeweils ein Jahr längere Lebenszeit die Rente zwei Jahre später beginnen sollte. Diese Formel von zwei zu eins passe zur Logik des deutschen Rentensystems, erklärt er.
"Das sieht man daran, dass wir ungefähr 40 Jahre in unserem Leben arbeiten, ungefähr 20 Jahre in Rente gehen, da ist das zwei zu eins. Das sieht man aber auch daran, dass wir, wenn wir eine Rente haben wollen, die uns ungefähr zwei Drittel unseres Einkommens wiedergibt - das ist der augenblickliche Stand so ungefähr, netto gerechnet - dass wir dafür ein Drittel unseres Einkommens an Beiträgen zahlen müssen. Das sind die 20 Prozent, die uns direkt abgezogen werden, Arbeitnehmer- und Arbeitgeberbeitrag, aber auch die indirekten Zahlungen, die wir über Steuern zahlen, Mehrwertsteuer und die berühmte Ökosteuer beim Tanken, da sind etwa ein Drittel. Und ein Drittel zu zwei Drittel ist wieder zwei zu eins."
Über einen späteren Eintritt in die Rente nachzudenken, sei aber auch aus anderen Gründen unumgänglich, glaubt Börsch-Supan. Die verschiedenen Bundesregierungen haben in den vergangenen Jahren nicht nur Einschnitte bei der Rente beschlossen. Sie haben - zumindest für verschiedene Teile der Rentner - auch kostenträchtige Verbesserungen verabschiedet, wie etwa die Mütterrente.
Zahl der jüngeren Beitragszahler sinkt
Diese Verbesserungen müssen irgendwie finanziert werden. Und vor allem sinkt die Zahl der jüngeren Beitragszahler im Verhältnis zu den Rentenbeziehern in der nächsten Zeit immer weiter ab. Im Jahr 1964, dem geburtenstärksten Jahrgang der Nachkriegs-Geschichte, wurden rund 1,4 Millionen Menschen in Deutschland geboren. Im Jahr 2005 waren es nur noch halb so viele. Wenn die Menschen immer länger leben und wenn immer weniger Beitragszahler für immer mehr Rentner aufkommen, müsse der Beginn der Rente nach hinten hinausgezögert werden, glaubt der Sozialwissenschaftler daher. Es gibt aber auch andere Stimmen.
"Letztendlich ist für etliche Wissenschaftler das der einfachste Weg, mit der Alterung umzugehen. Sie glauben, sie müssen jetzt schon Empfehlungen für 70 oder über 70 aussprechen. Dann machen sie es sich aber einfach und blenden einfach sehr viel aus."
Rudolf Zwiener beschäftigt sich am gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung mit der Frage, wie sich das heutige Rentensystem stabil halten lässt. Über einen Aufsatz, den er kürzlich veröffentlicht hat, setzte er den Titel "Mehr und besser bezahlte Arbeit statt Rente mit 70". Darin kritisiert er Argumente wie sie etwa Axel Börsch-Supan von der Rentenkommission der Bundesregierung vorträgt.
Börsch-Supan fordert zwar keineswegs plump eine "Rente mit 70". Dennoch gehört er nach Ansicht von Rudolf Zwiener zu einer Denkschule, die beim Thema Rente vor allem auf drei Rechengrößen schaut: Auf den Beitragssatz, den die Versicherten zahlen; auf die Höhe der Renten; und auf das Alter, ab dem die Rente beginnt.
Belastungen für Beschäftigte verringern
Mindestens ebenso wichtig sei aber die Frage, wie viele Beschäftigte ihren Beitrag leisten, um die Renten zu finanzieren, findet Rudolf Zwiener: "Wir haben über fünf Millionen geringfügig Beschäftigte, die ausschließlich geringfügig beschäftigt sind, da gibt es ein Potenzial. Wir haben faktisch keine so hohe Erwerbsquote, wie sie bislang dargestellt wird, weil zu viele ungewollt in kurzen Arbeitszeiten arbeiten, und von daher haben wir viel Potenzial, das ungenutzt am Arbeitsmarkt ist. Nutzt man das, dann kommen wir um diese Renteneintrittsalter-Erhöhung oder Beitragssatzerhöhung weitestgehend herum."
So hat Zwiener es zumindest mit Kollegen ausgerechnet. Dabei hat er sich Berechnungen der EU-Kommission vorgenommen, die für das Jahr 2060 eine Steigerung der sogenannten "Abhängigkeitsquote" in Deutschland um 86 Prozent ergeben. Mit dieser Zahl messen Wirtschaftswissenschaftler, wie sehr Beitragszahler dadurch belastet werden, dass sie für Ruheständler aufkommen müssen. Nach den pessimistischsten Berechnungen der EU könnte diese Belastung im Vergleich zu heute sich fast verdoppeln – nämlich eben um 86 Prozent steigen. Doch die Zusatz-Belastung lasse sich deutlich verringern, hat Zwiener errechnet. Etwa, indem Niedriglohn-Jobs besser bezahlt werden.
Außerdem müssten Beschäftigte, die nicht nur Teilzeit arbeiten wollen, die Möglichkeit zur Rückkehr in Vollzeit erhalten – meist sind davon Frauen betroffen. Und es müsse gelingen, Ältere bis zur regulären Renten-Altersgrenze im Beruf zu halten, fordert Zwiener, dann werde die sogenannte Abhängigkeitsquote keineswegs um mehr als 80 Prozent steigen. Und er kennt dafür auch ein Vorbild: "Würden wir es schaffen, Erwerbsquoten in wie in Schweden zu erreichen, wo einfach sehr viel mehr Frauen und Ältere in den Arbeitsmarkt integriert sind, dann würde diese Quote bis zum Jahr 2060 um 10 Prozent steigen, nur um 10 Prozent. Und 10 Prozent ist eine so geringe Steigerungsrate innerhalb von einem so langen Zeitraum, dass wir damit gar keine Probleme hätten, das ohne Renteneintrittsalter- Verschiebungen oder nur mit marginalen oder geringfügigen Beitragssatzerhöhungen zu erreichen und zu leisten."
Möglichst viele Menschen mit möglichst gut bezahlter Arbeit möglichst lange im Beruf halten - das würde einiges dazu beitragen, dass die Renten bezahlbar bleiben, ohne dass das Renteneintrittsalter steigen muss, davon sind Forscher wie Rudolf Zwiener überzeugt.
Andere Ökonomen sind sicher, dass solche Rezepte alleine nicht genügen. Michael Hüther, der Leiter des Instituts der Deutschen Wirtschaft etwa, wiederholt immer, was er vor sechs Jahren so formuliert hat: "Die Rente mit 67 wird nicht reichen. Das, was jetzt bis 2029 läuft, ist gut und richtig, aber man muss frühzeitig klarmachen, das wird weitergehen. Wir werden über die Rente mit 69, die Rente mit 70 nicht nur reden, wir werden sie auch bekommen."
Hüther arbeitet für ein Institut, das von den Arbeitgeberverbänden finanziert wird. Professor Axel Börsch-Supan vom Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik sieht darin einen Grund für Hüthers klar zugespitzte Forderungen. Auch Börsch-Supan hält es für nötig, über eine längere Lebensarbeitszeit nachzudenken. Aber er warnt vor Vereinfachungen.
"Antiquiertes Rentensystem"
"Wenn als Politikvorschlag kommt, Rente mit 69, Rente mit 70 oder jenseits darüber hinaus, dann ist das natürlich absolut fantasielos. Menschen sind so unterschiedlich, schon in jungen Jahren, geschweige denn wenn sie älter sind. Diese Verschiedenheit muss man viel stärker berücksichtigen, als das im heutigen Rentensystem der Fall ist. Wir haben ein antiquiertes Rentensystem, es ist vor 120 Jahren entstanden, es ist an der höchsten Zeit, dass wir da flexibler werden."
Die Rentenkommission der Bundesregierung, in der Börsch-Supan in den nächsten eineinhalb Jahren gemeinsam mit anderen Experten Vorschläge erarbeiten soll, wie die Altersversorgung in Deutschland nach dem Jahr 2030 umgestaltet werden könnte, wird vieles in den Blick nehmen - bei Weitem nicht nur die Frage, wann Menschen in Rente gehen.
"Das Rentensystem ist aufgebaut bei der Vorstellung, dass wir mit ungefähr 20 einen Job haben, den wir dann gelernt haben, und den machen wir dann 45 Jahre als Standardrentner, bis wir mit 65 in die Rente gehen. Das ist natürlich komplett jenseits der Realität, die wir jetzt entstehen sehen. Es wird viel mehr Jobwechsel geben innerhalb der abhängigen Beschäftigung, aber auch Wechsel zwischen selbstständiger und abhängiger Beschäftigung. Und all das kann im Augenblick das Rentensystem nur mit Ach und Krach wirklich verkraften. Da werden wir also andere Zurechnungsmodelle brauchen."
Und auch der Rentenexperte des Max-Planck-Instituts setzt darauf, die Rentenkassen zu stabilisieren, indem mehr Menschen einzahlen. "Das Allerwichtigste ist es, die Arbeitslosigkeit zu senken. Wir haben nach wie vor einen großen Sockel von Langzeitarbeitslosen. Wenn wir die in Brot und Verdienst bringen, brauchen wir uns um deren Rente dann nicht weiter zu kümmern. Dann ist die finanziert. Das ist im Augenblick nicht der Fall. Dazu müssten uns allerdings entschließen, die Langzeitarbeitslosigkeit massiver zu bekämpfen als wir es im Augenblick tun."
Und er wünscht sich ein Rentensystem, das diejenigen, die länger arbeiten können, auch länger in die Pflicht nimmt - während andere, deren Gesundheit oder Psyche einfach nicht mehr ausreicht, früher in den Ruhestand gehen können.
Krank oder "nur rumjömeln"?
"Das Schwierige ist: Man muss sauber unterscheiden zwischen denen, die ein echtes gesundheitliches Problem haben - da muss man großzügig sein - und denjenigen, die nur rumjömeln, da darf man halt nicht so großzügig sein. Und das zu unterscheiden, das ist nicht einfach."
Den rheinländischen Begriff "rumjömeln" fürs hochdeutsche "herumjammern" würde die gebürtige Münchnerin Ulrike Mascher wohl eher nicht verwenden. Aber die bayerische Landeschefin des Sozialverbands VdK wünscht sich auch insgesamt große Vorsicht bei der Frage, wer kann nicht bis zum gesetzlichen Rentenalter arbeiten - und wer tut nur so. Auch die Vorstellung, wer sich etwas anstrengt, könne Arbeiten finden, die weniger anspruchsvoll sind, und die auch Menschen jenseits der 60 mit gesundheitlichen Einschränkungen erledigen können, gehöre in vielen Fällen der Vergangenheit an, sagt Mascher.
"Dann war man eben Pförtner. Aber wenn Sie heute sehen, hinter welchen Apparaturen jemand an der Pforte sitzt, und was für Geräte der bedienen muss - unter Sicherheitsgesichtspunkten oder Identifizierungsgesichtspunkten -, das ist nicht mehr so einfach, dass sie höflich Guten Tag sagen, fragen wo wollen Sie hin, und dann zum Telefonhörer greifen, und sagen Herr Doktor Soundso, hier ist Herr Meier, der will Sie besuchen. Das ist heute etwas komplizierter."
Bevor Politiker und Rentenexperten über einen späteren Eintritt in die Rente nachdenken, müssten sie deshalb vor allem eine Frage beantworten, findet die VdK-Chefin. "Wie müssen die Arbeitsplätze ausgestaltet werden, wie muss die Fortbildung organisiert werden, wie muss Gesundheitsprävention in den Betrieben aussehen, dass Sie dann eben noch mit 68, 69,70 arbeiten können?"
Zurück in der Klinik Höhenried am Starnberger See. Mit einem durchdachten Präventionsprogramm will die Deutsche Rentenversicherung hier Arbeitnehmern dabei helfen, körperlich fit zu bleiben, erklärt der Arzt Hans-Peter Einwang.
"Aber es ist nicht nur so, dass wir hier an Geräten trainieren, sondern wir geben den Teilnehmern auch Übungen mit nach Hause, die sie dort trainieren können, ohne großen Geräteaufwand, ohne dass sie in ein Fitnessstudio gehen müssen."
Das Präventionsprogramm ist in mehrere Teile gegliedert, die sich über neun Monate ziehen. Am Schluss steht eine sogenannte "Refresher"-Einheit, bei der die Teilnehmer lernen sollen, wie sie im Alltag besser mit ihrer Gesundheit umgehen. Stefan Winter, der an der Klinik für den psychologischen Teil zuständig ist, bekommt dabei regelmäßig positive Rückmeldungen. "Das sieht man also, dass die durchweg signifikant ihre Gesundheit beim Refresher viel besser einschätzen als zu Beginn der Maßnahme."
Möglichst keine vorzeitige Rente
Der Geschäftsführer der Klinik Höhenried, Robert Zucker, macht kein Hehl daraus, dass die Rentenversicherung als Trägerin der Klinik ein Interesse daran hat, dass die Teilnehmer der Präventionsprogramme möglichst lange arbeiten können - und möglichst keine vorzeitige Rente beantragen. Er kennt Zahlen, die belegen, dass die Investition in Reha-Maßnahmen sich lohnt.
"Bei der Rehabilitation, da sieht man: Ein Euro in der Rehabilitation, da haben wir eine Studie machen lassen dazu, bringt fünf Euro. Wenn man eben auch dieses Thema mit einbezieht, des späteren Renteneintritts, das ist ganz gut belegt."
Deswegen würde er sich wünschen, dass nicht nur die Gesundheitsdienste großer Firmen wie Audi, Wacker Chemie oder Allianz ihre Beschäftigten in die Präventionskurse schicken, so wie es derzeit der Fall ist.
"Wir sehen, dass der in der Bevölkerung doch keine große Resonanz darauf da ist - auf einen Anspruch, den mittlerweile rund 40 Millionen Versicherte haben. Ich glaube, dass das auch nicht hinreichend bekannt ist, dass dieser Anspruch besteht."
Wer bei seinem Arbeitgeber nachfragt, ob es nicht sinnvoll wäre, mit Präventionsangeboten etwa der Rentenversicherung gezielt etwas für die Gesundheit zu tun, tue wirklich nicht nur etwas für die Stabilität der Rentenkassen, betont Zucker. Er erinnert sich an einen Teilnehmer, der das Angebot der Rentenversicherung, etwa an einem Nordic-Walking-Kurs teilzunehmen, auch aus einem ganz anderen Grund gut fand - und es in echtem Bayerisch formulierte: "Der hat gesagt: Mit dem Walking - zuerst hab ich mir gedacht, das ist nichts für mich. Aber jetzt mach ich es daheim mit meiner Frau auch immer. Und das ist gut so. Und in der Liebe ist es auch besser."