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Indie-Pop-Musiker Bosse
"Der Grönemeyer aus der Kreisliga"

Axel Bosse engagiert sich sozial und politisch - und schreibt immer wieder Songs, die sehr viel mehr sind als reine Unterhaltung. Auf seinem neuen Album "Alles ist jetzt" greift er mitunter zu Wort-Hooklines im Stil von Herbert Grönemeyer. Ein Vergleich, den Bosse im Dlf etwas abschwächt.

Axel Bosse im Corsogespräch mit Sascha Ziehn |
    Indie-Pop-Musiker Axel Bosse alias Bosse- mit Käppi, Brille und Flanellhemd
    Indie-Pop-Musiker Axel Bosse alias Bosse (picture-alliance/dpa/Kirsten Nijhof)
    "Augen zu, Musik an", heißt ein Song, in dem Axel Bosse über Musik singt. Und das ist ja gar nicht so einfach: in Musik über Musik zu singen, ein künstlerisches Genre sozusagen mit sich selbst zu befüttern. "Der Song war unheimlich schwierig für mich", gibt Bosse zu. "Ich habe ja sonst immer 'tiefere' Sachen geschrieben – habe aber bei diesem Album gesagt: 'Ich will erst mal Bongo spielen, genug tiefere Sachen sind da eh drauf'. Und dann kam dieser Song, mit dieser starken Hookline – womit ich eh sozialisiert bin. Und die Frage war eben: Wie beschreibt man dieses Gefühl, was Musik in guten Momenten mit einem machen kann."
    Gratwanderung am Floskelabgrund?
    Natürlich stellt sich bei Songtiteln wie "Augen zu, Musik an" oder dem Albumtitel "Alles ist jetzt" die Frage: Wie schwierig ist es, auf der einen Seite catchy Titel zu finden, sich auf der anderen Seite aber auch der Gefahr auszusetzen, ins Floskelhafte abzudriften. Zum Vergleich mit Herbert Grönemeyer, der ein Album "Dauernd jetzt" herausbrachte, sagte Bosse: "Das ist mir auch aufgefallen. Dann bin ich eben der Herbert Grönemeyer aus der Kreisliga, das ist in Ordnung."
    Bosse weiß um diesen schmalen Grat, versucht ihn aber geschickt zu umschiffen: "Wenn ich mit meiner pubertierenden Tochter auf der Hollywoodschaukel sitze und sie mich fragen würde: 'Was würdest Du mir jetzt sagen?' Dann würde ich ihr immer am Ende sagen: 'Alles ist jetzt. Hab' Mut! Mach' einfach alles, was Du willst!' Ich bin jetzt 38, die Hälfte des Lebens ist um. Und ich habe keinen Bock, auf dem Sterbebett zu liegen und das letzte Mal zu heulen, weil ich das alles nicht gemacht habe".
    Politik auf der Bühne
    Seit dem 01. November ist Bosse auf Deutschlandtour. Über 30 Konzerte stehen bis März 2019 an – und Politik wird in diesen turbulenten Zeiten ganz sicher eine Rolle spielen, für Bosse, der sich für ProAsyl engagiert und sich immer wieder öffentlich gegen jede Form von Intoleranz positioniert hat. "Ich habe gerade in dem so genannten Nazidorf Jamel gespielt – und da habe ich viele alte Freunde mit schlauen Gedanken wiedergetroffen, die Infostände aufgebaut hatten. Und diese Infostände sollen bei meiner großen Tour in den Vorräumen stehen. Und es wird sicherlich auch von der Bühne aus Ansagen geben. Das ist mein Auftrag!"
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.