Archiv

Indie-Rock von Stephen Malkmus
Funkeln mit subtilen Härten

Nicht nur seine alte Band Pavement, auch sein letztes Solo-Album ist schon lange her. Schluss mit der Faulheit: Auf seinem Comeback-Album "Sparkle Hard" zeigt Stephen Malkmus erfrischend wenig Geduld mit sich selber.

Von Robert Rotifer |
    Stephen Malkmus mit drei Bandmitgliedern von The Jicks
    Stephen Malkmus & The Jicks (Domino Recording Company Deutschland )
    Die Popgeschichte war immer schon gut im Erzeugen von Ironien, und jetzt hat sie eine neue: Einst in den Neunzigerjahren destillierte Stephen Malkmus mit seiner Band Pavement aus der lärmigen Vorarbeit von Bands wie The Fall oder Sonic Youth die darin verborgene Essenz des Pop.
    Dann kamen junge, zynischere Bands wie Weezer daher, wiederholten diese Formel auf Knackig und Kompakt und ernteten so das von Pavement bestellte Feld ab. Ein knappes Vierteljahrhundert später ist Stephen Malkmus soundmäßig nun an einem ähnlichen Punkt angekommen wie die damals kommerziell erfolgreichere Konkurrenz.
    "Prog" oder "Jam" sind wieder in Mode
    So klingt 'Shiggy', die erste Single aus 'Sparkle Hard', dem kommenden siebten Album seiner Solo-Band Stephen Malkmus & The Jicks. Die Ironie der Ironie ist, dass Malkmus und Band im vergangenen Jahrzehnt noch an der Rehabilitierung des mäandernden Gedaddels des Progressive Rock der Siebzigerjahre zu arbeiten schienen. Und gerade jetzt, wo in der Rockmusik lang verachtete Begriffe wie "Prog" oder "Jam" wieder zur Mode geworden sind, zieht Malkmus die Zügel wieder strammer. Er ist, wie er erklärt, strenger mit sich selbst geworden:
    "Ehrlich gesagt, manchmal höre ich da eine Phrase, die ich nicht mag und frage mich, wieso ich mir das anhören soll. Ich mag schon Musik, die dahinjammt, aber das ist nicht diese Art von Musik. Diesmal wollte ich einfach sagen, was es zu sagen gibt, und weiter geht’s zum nächsten Song."
    Album Cover von Stephen Malkmus & The Jicks. Das Album heißt "Sparkle hard"
    Stephen Malkmus & The Jicks - "Sparkle hard" (Domino Recording Company Deutschland )
    Einsichten eines Familienvaters
    Middle America aus 'Sparkle Hard', einem Album, in dem Stephen Malkmus seine eigenen Ideen auf das Wesentliche heruntereditiert. Dahinter steckt wohl auch die Einsicht eines bald 52-jährigen zweifachen Familienvaters, der begriffen hat, dass die Welt nicht mehr auf ihn wartet:
    "Durch die Elternschaft hat man andere Begriffe von Erfolg. Es geht mehr darum anderen zu helfen oder ihnen was beizubringen, als nur um die Befriedigung des Egos. Andernfalls wär das auch wie bei Donald Trump, bei dem mir das so falsch vorkommt: Du bist doch ein alter Mann, ist es nicht Zeit, dass es einmal um jemand anders geht als nur um dich selbst?"
    'Die Männer sind Abschaum, das werd ich nicht leugnen', singt Malkmus hier. Eine Frau, die dies schon öfter in Form von Platten und Büchern beklagt hat, singt mit ihm gemeinsam die Nummer 'Refute' einen der besten Songs auf 'Sparkle Hard': Kim Gordon, ehemals von Sonic Youth.
    Ein Country-Song, der mit der Inversion des Genre-Klischees spielt: Wie üblich geht die Beziehung daneben, aber hier ist es einmal die reulose Frau, die den Mann mit dem Kindermädchen betrügt. 'Macht nur weiter, Kinder', legt Stephen Malkmus dieser Rabenmutter in den Mund, 'Aber seid euch bewusst: Die Welt will euch nicht mehr haben.' Schöner und gemeiner hätte das auch Randy Newman nicht schreiben können. Es ist so, wie der Albumtitel verspricht: 'Sparkle Hard' funkelt, aber mit subtilen Härten.