Der Angriff maskierter Schlägertrupps auf Studenten und Dozenten der renommierten Nehru-Universität in Delhi am Sonntagabend hat landesweite Proteste und Solidaritätskundgebungen ausgelöst.
In Mumbai, Bangalore und Kalkutta demonstrierten am Montagabend tausende Studenten gegen die Gewalt auf dem Universitätscampus in Delhi, gegen die angebliche Untätigkeit der Polizei und gegen die Regierung.
Am Sonntagabend waren mit Schlagstöcken und Eisenstangen bewaffnete Männer auf das eigentlich abgeriegelte und bewachte Gelände der Nehru-Universität in der indischen Hauptstadt eingedrungen und hatten Studenten und Dozenten verprügelt und mindestens 30 verletzt.
"Drei Studenten macht die Polizei gar nichts"
Dies sei ein gezielter Angriff auf die regierungskritische Universität gewesen, sagte Yogendra Yadav, ein linker Politiker und Dozent für Sozialwissenschaften dem Fernsehsender NDTV:
"Einer bewaffneten Bande wird erlaubt, auf das Universitätsgelände zu kommen. Die Polizei macht drei Stunden lang gar nichts, die können machen, was sie wollen. Und am Ende können sie unbehelligt abziehen. Nicht ein einziger wurde von der Polizei festgehalten. Das zeigt doch nur, dass das ein organisierter Angriff war, unter dem Schutz der Polizei. Wenn wir das zulassen, zerstört das die Grundlage unserer Demokratie."
Die als liberal geltende Eliteuniversität, zu deren Absolventen führende Politiker, namhafte Künstler und sogar ein Nobel-Preisträger gehören, spielt eine führende Rolle bei den landesweiten Protesten gegen das umstrittene Staatsbürgerschaftsrecht der hindunationalistischen Regierung unter Premierminister Narendra Modi. Die Studentenvertretung der Universität machte einen rechten, der Regierungspartei nahestehenden Studentenverband für die Gewalt verantwortlich. Sargam Sharma, eine junge Absolventin der Jawarharlal Nehru Universität, kurz JNU:
"Die JNU wird attackiert, seit dieses Regime an die Macht gekommen ist. Die beschimpfen die Universität als anti-national und behaupten die Universität wolle das Land zerstören. Wenn man dafür sorgt, dass Bildung nicht mehr für alle zugänglich ist, dann kommt es offensichtlich auch zu Gewalt. Und die Leute draußen sagen dann auch noch, die Gewalt sei gerechtfertigt."
Streit zwischen linken und rechten Studentengruppierungen
Seit Wochen gibt es an der JNU und zahlreichen anderen Universitäten im ganzen Land Streiks und Proteste nicht nur gegen das umstrittene neue Staatsbürgerschaftsrecht, sondern auch gegen eine Anhebung der Studiengebühren. An manchen Universitäten, u.a. an der JNU, sollen sie dem Vernehmen nach fast verdoppelt werden. Der Gewalt am Sonntagabend war ein Streit zwischen linken und rechten Studentengruppierungen über die Fortführung oder Einstellung der Proteste vorausgegangen.
Die führenden indischen Gewerkschaften riefen für morgen zu einem landesweiten Generalstreik auf, um gegen die Politik der Regierung zu protestieren. Mehr als 60 Studentenvereinigungen unterstützten den Streik.