
Wegen des Geländes galt die Landung als schwierig. Die Sonde soll zwei Wochen in Betrieb sein. Wissenschaftler erhoffen sich neue Erkenntnisse über die mineralische Zusammensetzung der Mondoberfläche. Das Eis in der Region könnte Treibstoff, Sauerstoff und Trinkwasser für künftige Raumfahrtmissionen liefern.
Indien ist nach den USA, Russland und China die vierte Nation, der eine Landung auf dem Mond gelungen ist. Zudem war es die erste Landung am Südpol des Mondes. In Indien löste der Erfolg großen Jubel aus. Für viele markiert er den Aufstieg Indiens zu einer Raumfahrtnation. „Indien ist auf dem Mond“, sagte der Chef der indischen Raumfahrtagentur, S. Somanath. „Dies ist ein Siegesschrei für das neue Indien“, meinte Ministerpräsident Modi, der die Mondlandung während des BRICS-Gipfels in Südafrika verfolgte.
Lob von ESA und NASA
Der Chef der europäischen Raumfahrtagentur ESA, Aschbacher, gratulierte der ISRO „und allen Menschen Indiens“. „Unglaublich!“, schrieb er auf der Plattform „X“. Er sei ganz und gar beeindruckt. Der Chef der US-Raumfahrtagentur NASA, Nelson, schrieb auf X: „Wir sind froh, Euer Partner bei dieser Mission zu sein.“ Bei einem Besuch Modis vor einigen Wochen in den USA, kündigte er zusammen mit Präsident Biden eine verstärkte Zusammenarbeit in der Raumfahrt an.
Vom Manohar Parrikar Institute for Defence Studies and Analyses in der indischen Hauptstadt Neu Delhi hieß es, solche Missionen seien zukunftsgerichtet. Man müsse heute beginnen, wenn man sein Ziel in zwei, drei Jahrzehnten erreichen wolle.
2019 war die Mondsonde Chandrayaan-2 abgestürzt
Für Indien war es der zweite Versuch, eine Sonde auf dem Mond zu landen. Die Sonde ist rund zwei Meter hoch und wiegt gut 1.700 Kilogramm. Die Vorgängerin Chandrayaan-2 war 2019 bei Landeanflug auf den Mond noch abgestürzt. Die erste Sonde, Chandrayaan-1, sollte lediglich auf der Umlaufbahn des Mondes kreisen.
Erst am Wochenende scheiterte ein russischer Versuch, erstmals am Südpol des Mondes zu landen. Die Mondsonde Luna-25 zerschellte auf dem Erdtrabanten.
Die Trägerrakete mit Chandrayaan-3 war am 14. Juli von der südindischen Insel Sriharikota ins All gestartet. Die Mondsonde brauchte deutlich länger zu dem Erdtrabanten als etwa die bemannten Apollo-Missionen der USA in den 1960er- und 70er-Jahren. Dafür sind die Kosten der indischen Mission mit umgerechnet etwa 66 Millionen Euro deutlich geringer als in anderen Ländern. Indiens Weltraumprogramm hatte in den 60er Jahren begonnen. In den ersten Jahrzehnten lag der Fokus vorwiegend darauf, Satelliten günstig ins All zu befördern. Inzwischen hat Indien ehrgeizigere Ziele.
Demnächst wieder bemannte Mondmissionen und private
Die Erforschung des Erdtrabanten hatte in den 1950er Jahren während des Kalten Krieges als hitziger Wettbewerb zwischen den USA und der Sowjetunion begonnen. Die Sowjets landeten 1959 mit einer unbemannten Sonde auf der Mondoberfläche. Den USA gelang zehn Jahre später mit „Apollo 11“ die erste bemannte Mission. Vor zwei Jahren schickte China eine Kapsel zum Mond und holte Gesteinsproben. Im Zuge des „Artemis“-Projekts der USA sollen demnächst wieder Menschen zum Mond fliegen.
Inzwischen versuchen zudem nicht nur staatliche Raumfahrtagenturen, sondern auch Privatunternehmen, auf dem Mond zu landen. Eine solche privat finanzierte Mondlandung war im April gescheitert: Die Sonde „Hakuto-R“ der japanischen Raumfahrtfirma „Ispace“ stürzte unkontrolliert auf den Mond. Zuvor waren andere private Mondmissionen ebenfalls gescheitert. Demnächst wollen sich zwei amerikanische Firmen – Astrobotic und Intuitive Machines – unabhängig voneinander an einer privaten Mondlandung versuchen. Motivation ist der potenziell gewinnbringende kommerzielle Transport von Gütern zum Mond.
Diese Nachricht wurde am 24.08.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.