"Long years ago, we made a tryst with destiny. At the stroke of the midnight-hour, when the world sleeps, India will awake to life and freedom."
Tryst with destiny - es war eine Jahrhundertrede, die der frischgebackene indische Ministerpräsident Nehru am Vorabend des 15. August 1947 hielt. Schlag Mitternacht, wenn die Welt schläft, rief Nehru aus, werde Indien erwachen, nach Jahrhunderten der Knechtschaft. Die Babys, die in dieser Nacht geboren wurden, nennt man in Indien die "Mitternachtskinder".
"At the precise instant of India's arrival of independence, at the stroke of mignight, I tumbled forth into the world."
Saleem ist so ein Mitternachtskind. Er ist die Hauptfigur dieser Geschichte, die auf Salman Rushdies vor über 30 Jahren veröffentlichten gleichnamigen Roman zurückgeht.
Es ist ein großes Epos, das uns zwei Dutzend Figuren näher vorstellt, zeitlich in Indiens Geschichte bis zum Jahrhundertbeginn zurückschreitet und die Jugendzeit von Saleems Großeltern mütterlicherseits erzählt. Dann von seinen Eltern und schließlich ihm selbst bis in die frühen 80er-Jahre. Und räumlich umspannt sie den ganzen indischen Subkontinent, erzählt also auch von Pakistan, der moslemischen Abspaltung des Kolonialgebiets, von dem sich dann wieder, in einem kurzen blutigen Krieg, 1971 Bangladesch trennte.
Gesellschafts- und Politikgeschichte wird also hier verwoben mit Familienschicksal und persönlicher Biografie des Ich-Erzählers.
Zusammengehalten wird alles von der Kraft der Fantasie, von einer Haltung, die wir im Kino wie in der Literatur magischer Realismus nennen.
Denn Saleem driftet schon bald in Tagträume ab. Und kann mit der Kraft seiner Fantasie auch all die anderen, Hunderte von Mitternachtskindern treffen.
"Saleem, Saleem, we are like you." - "How can I hear you all?" "Saleem has the greatest gift of all. He is the only one, who can bring us all together."
Der zweite Clou der Geschichte und der zweite Sinn des Titels ist, dass Saleem genetisch gar nicht der Junge aus wohlhabenden moslemischen Verhältnissen ist. Er wurde in der Stunde seiner Geburt mit dem bitterarmen Hindujungen Shiva vertauscht von der Krankenschwester Mary, die für einen Augenblick Schicksal spielen wollte. In der Mitternacht der Unabhängigkeitsstunde erlebt sie ihren höchstpersönlichen "Tryst with destiny."
"Mary knew, she was condamning the rich born boy to a life of poverty. Let the rich be poor and the poor be rich."
Regisseurin Deepa Mehta ist mit durchaus gewagten Werken, die sich Tabuthemen in der indischen Gesellschaft annehmen, berühmt geworden. Doch man kann sie nur zum Teil als eine indische Filmemacherin ansehen. Seit 40 Jahren lebt sie in Kanada und arbeitet unter anderem auch für das amerikanische Fernsehen. Das merkt man dem Film stellenweise an: Alles hat hier etwas von einer auf Kinoformat aufgeblasenen Telenovela, der die historischen Großereignisse eher als kunterbunte Hintergrundkulisse dienen, die Filmemacher aber nicht wirklich interessieren.
So wird Nehrus Tochter Indira Ghandi als Premierministerin zu einer hexenähnlichen bösen Schicksalsgöttin der indischen Geschichte - dies ist eine Sicht auf die Vergangenheit, die man auch nicht als produktive Provokation rechtfertigen kann, sondern die einfach nur albern ist.
An dieser Albernheit trägt aber Romanautor Salman Ruschdie gehörige Mitschuld. Denn er ist nicht nur natürlich für die Romanhandlung verantwortlich, er hat diese auch für den Film in Drehbuchform gebracht und dafür in mancher Hinsicht deutlich bearbeitet.
"Mitternachtskinder" ist somit eine kleine Enttäuschung: Ein gefälliger in der Machart sehr verwestlichter Blick auf Indien, ein Film, der nicht stört, nicht weiter anstößig ist, aber auch nicht wirklich fesselt. Man kann sich hier anregen lassen, sich einmal genauer mit indischer Geschichte zu beschäftigen. Aber das wäre dann schon das Beste, was sich über "Mitternachtskinder" sagen lässt.
"We were the promises of independence. Born at Midnight. Once upon a time."
Tryst with destiny - es war eine Jahrhundertrede, die der frischgebackene indische Ministerpräsident Nehru am Vorabend des 15. August 1947 hielt. Schlag Mitternacht, wenn die Welt schläft, rief Nehru aus, werde Indien erwachen, nach Jahrhunderten der Knechtschaft. Die Babys, die in dieser Nacht geboren wurden, nennt man in Indien die "Mitternachtskinder".
"At the precise instant of India's arrival of independence, at the stroke of mignight, I tumbled forth into the world."
Saleem ist so ein Mitternachtskind. Er ist die Hauptfigur dieser Geschichte, die auf Salman Rushdies vor über 30 Jahren veröffentlichten gleichnamigen Roman zurückgeht.
Es ist ein großes Epos, das uns zwei Dutzend Figuren näher vorstellt, zeitlich in Indiens Geschichte bis zum Jahrhundertbeginn zurückschreitet und die Jugendzeit von Saleems Großeltern mütterlicherseits erzählt. Dann von seinen Eltern und schließlich ihm selbst bis in die frühen 80er-Jahre. Und räumlich umspannt sie den ganzen indischen Subkontinent, erzählt also auch von Pakistan, der moslemischen Abspaltung des Kolonialgebiets, von dem sich dann wieder, in einem kurzen blutigen Krieg, 1971 Bangladesch trennte.
Gesellschafts- und Politikgeschichte wird also hier verwoben mit Familienschicksal und persönlicher Biografie des Ich-Erzählers.
Zusammengehalten wird alles von der Kraft der Fantasie, von einer Haltung, die wir im Kino wie in der Literatur magischer Realismus nennen.
Denn Saleem driftet schon bald in Tagträume ab. Und kann mit der Kraft seiner Fantasie auch all die anderen, Hunderte von Mitternachtskindern treffen.
"Saleem, Saleem, we are like you." - "How can I hear you all?" "Saleem has the greatest gift of all. He is the only one, who can bring us all together."
Der zweite Clou der Geschichte und der zweite Sinn des Titels ist, dass Saleem genetisch gar nicht der Junge aus wohlhabenden moslemischen Verhältnissen ist. Er wurde in der Stunde seiner Geburt mit dem bitterarmen Hindujungen Shiva vertauscht von der Krankenschwester Mary, die für einen Augenblick Schicksal spielen wollte. In der Mitternacht der Unabhängigkeitsstunde erlebt sie ihren höchstpersönlichen "Tryst with destiny."
"Mary knew, she was condamning the rich born boy to a life of poverty. Let the rich be poor and the poor be rich."
Regisseurin Deepa Mehta ist mit durchaus gewagten Werken, die sich Tabuthemen in der indischen Gesellschaft annehmen, berühmt geworden. Doch man kann sie nur zum Teil als eine indische Filmemacherin ansehen. Seit 40 Jahren lebt sie in Kanada und arbeitet unter anderem auch für das amerikanische Fernsehen. Das merkt man dem Film stellenweise an: Alles hat hier etwas von einer auf Kinoformat aufgeblasenen Telenovela, der die historischen Großereignisse eher als kunterbunte Hintergrundkulisse dienen, die Filmemacher aber nicht wirklich interessieren.
So wird Nehrus Tochter Indira Ghandi als Premierministerin zu einer hexenähnlichen bösen Schicksalsgöttin der indischen Geschichte - dies ist eine Sicht auf die Vergangenheit, die man auch nicht als produktive Provokation rechtfertigen kann, sondern die einfach nur albern ist.
An dieser Albernheit trägt aber Romanautor Salman Ruschdie gehörige Mitschuld. Denn er ist nicht nur natürlich für die Romanhandlung verantwortlich, er hat diese auch für den Film in Drehbuchform gebracht und dafür in mancher Hinsicht deutlich bearbeitet.
"Mitternachtskinder" ist somit eine kleine Enttäuschung: Ein gefälliger in der Machart sehr verwestlichter Blick auf Indien, ein Film, der nicht stört, nicht weiter anstößig ist, aber auch nicht wirklich fesselt. Man kann sich hier anregen lassen, sich einmal genauer mit indischer Geschichte zu beschäftigen. Aber das wäre dann schon das Beste, was sich über "Mitternachtskinder" sagen lässt.
"We were the promises of independence. Born at Midnight. Once upon a time."