Der Merang ist einer der vielen Flüsse, die sich durch den Torfsumpf-Regenwald im Osten der Insel Sumatras schlängeln. Die Bootsfahrt wirkt idyllisch. An den Ufern Mangroven und andere hohe Gewächse, hier und da ein kleines einfaches Dorf, doch schnell zeigen sich auch die Spuren der Waldzerstörung.
"Auf der linken Seite haben wir eine Verladeanlage für Holz, was von der alten Konzessionsfirma nach Riau gebracht wird in ihre Fabrik, um Zellulose herzustellen. Und die holzen momentan fast 60000 Hektar ab."
Karl-Heinz Steinmann ist oft hier unterwegs. Er leitet hier für die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit GIZ ein Pilotprojekt. Es soll ausloten, ob und der bezahlte Waldschutz in der Praxis funktionieren kann.
"Das Gebiet, wo wir hier sind, ist ein Torfsumpfwald, die Torfstärke hier, die wir teilweise gemessen haben, schwankt von null bis achteinhalb Meter. Das heißt, es ist sehr viel Kohlenstoff unter dem Boden gebunden, das sind Hunderte von Millionen Tonnen hier in diesem Gesamtgebiet. Der Torfboden enthält sogar mehr Kohlenstoff als die Bäume. Umso wichtiger für das Klima, dass diese Wälder erhalten bleiben. 24000 Hektar umfasst die Schutzzone. Das entspricht einer Fläche von 15 mal 15 Kilometern."
Das Dorf, in dem wir mit dem Boot anlegen, heißt Bina Desa. Einfache Holzhäuser, auf Pfählen errichtet, wie es in den ländlichen Gegenden Indonesiens üblich ist. Parianto ist Sprecher einer Gruppe von Bewohnern, die sich über die Zukunft des Dorfs Gedanken macht. Er hofft, dass das Dorf bald eine eigene Waldfläche zur Verfügung gestellt bekommt.
"Je nachdem, wie groß die Fläche wäre, könnten wir Gummibäume pflanzen, und auf den regelmäßig überschwemmten Flächen Jelutung – das ist ein Baum, aus dem man eine Art Kaugummimasse gewinnen kann."
Das ist ein wesentliches Element aller Konzepte zum bezahlten Waldschutz. Es sollen keine neuen Nationalparks entstehen. Die Wälder sollen weiter von den Menschen genutzt werden, aber eben in einer Weise, die den Wald nicht zerstört. In einer anderen Gemeinde weiter flussabwärts dagegen zeigen sich schon konkrete Erfolge. Im Auftrag des GIZ-Projekts betreibt das Dorf eine kleine Baumschule. Auf degradierten Waldflächen sollen wieder neue Bäume gepflanzt werden. Für jeden Setzling erhält das Dorf eine Vergütung von umgerechnet fünf Cent.
"Es hat sich schon einiges geändert. Wir konnten mithelfen, Waldflächen zu renaturieren. Wir haben auch Patrouillen eingerichtet, um den Wald vor Bränden zu schützen."
Für die Bewohner am Rande der Torfsumpfwälder ist es jedenfalls eine völlig neue Welt, sich mit Dingen wie Treibhauseffekt und globalem Kohlenstoffhandel auseinanderzusetzen.
"Wir wissen jetzt darüber Bescheid, was Klimawandel und REDD – der bezahlte Waldschutz - bedeuten. Wir rechnen damit, dass der Kohlenstoffhandel uns hilft, die Entwicklung in unserem Dorf voranzutreiben."
Noch aber gibt es diesen Kohlenstoffhandel nicht, noch ist ein Pilotprojekt, bezahlt aus Mitteln des Bundesumweltministeriums. Denn die Spielregeln sind noch nicht geklärt. Wer bezahlt da genau wen? Und wie viel ist der Wald wert? In Projekten wie in Indonesien wird zurzeit mit fünf US-Dollar gerechnet: fünf US-Dollar pro eingesparte Tonne CO2. Da der Torfwald sehr viel Kohlenstoff speichert, hätte ein Hektar Wald dort einen Wert von ungefähr 3000 Euro – die Frage ist, ob das reichen würde – denn würde man den Wald roden und auf der gleichen Fläche Ölpalmen anbauen, wäre der Gewinn immer noch höher. Und: Für den Schutz der Wälder kann es natürlich nur dann Geld geben, wenn er auch kontrolliert ist. Doch in einem von Korruption belasteten Land wie Indonesien gibt es auch hier viele Probleme. Schon die Satellitenaufnahmen vom Projektgebiet in Sumatra zeigen: Die Zeit der illegalen Abholzungen ist noch lange nicht vorbei.
"Da wir ein relativ kleines Projekt sind und doch ein ziemlich großes Waldgebiet von 24.000 Hektar haben, sind wir nicht in der Lage das zu schützen. Weil wir praktisch keine Waldpolizei direkt anstellen können, sondern auf die staatlichen Dienste angewiesen sind, und die sind eben in diesen Gegenden nicht präsent. Und das ist ja indirekt eine Einladung für diese illegalen Holzfäller ihr Geschäft weiter zu betreiben oder auszuweiten."
Bei den internationalen Klimaverhandlungen kommt das Thema bezahlter Waldschutz nur schleppend voran. Doch solange den Beteiligten die Spielregeln nicht klar sind, besteht die Gefahr, dass der Waldschutz nur auf wenige Vorzeigeprojekte beschränkt bleibt.
Alle Beiträge aus der Reihe Werkzeugkasten Klimaschutz im Überblick
"Auf der linken Seite haben wir eine Verladeanlage für Holz, was von der alten Konzessionsfirma nach Riau gebracht wird in ihre Fabrik, um Zellulose herzustellen. Und die holzen momentan fast 60000 Hektar ab."
Karl-Heinz Steinmann ist oft hier unterwegs. Er leitet hier für die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit GIZ ein Pilotprojekt. Es soll ausloten, ob und der bezahlte Waldschutz in der Praxis funktionieren kann.
"Das Gebiet, wo wir hier sind, ist ein Torfsumpfwald, die Torfstärke hier, die wir teilweise gemessen haben, schwankt von null bis achteinhalb Meter. Das heißt, es ist sehr viel Kohlenstoff unter dem Boden gebunden, das sind Hunderte von Millionen Tonnen hier in diesem Gesamtgebiet. Der Torfboden enthält sogar mehr Kohlenstoff als die Bäume. Umso wichtiger für das Klima, dass diese Wälder erhalten bleiben. 24000 Hektar umfasst die Schutzzone. Das entspricht einer Fläche von 15 mal 15 Kilometern."
Das Dorf, in dem wir mit dem Boot anlegen, heißt Bina Desa. Einfache Holzhäuser, auf Pfählen errichtet, wie es in den ländlichen Gegenden Indonesiens üblich ist. Parianto ist Sprecher einer Gruppe von Bewohnern, die sich über die Zukunft des Dorfs Gedanken macht. Er hofft, dass das Dorf bald eine eigene Waldfläche zur Verfügung gestellt bekommt.
"Je nachdem, wie groß die Fläche wäre, könnten wir Gummibäume pflanzen, und auf den regelmäßig überschwemmten Flächen Jelutung – das ist ein Baum, aus dem man eine Art Kaugummimasse gewinnen kann."
Das ist ein wesentliches Element aller Konzepte zum bezahlten Waldschutz. Es sollen keine neuen Nationalparks entstehen. Die Wälder sollen weiter von den Menschen genutzt werden, aber eben in einer Weise, die den Wald nicht zerstört. In einer anderen Gemeinde weiter flussabwärts dagegen zeigen sich schon konkrete Erfolge. Im Auftrag des GIZ-Projekts betreibt das Dorf eine kleine Baumschule. Auf degradierten Waldflächen sollen wieder neue Bäume gepflanzt werden. Für jeden Setzling erhält das Dorf eine Vergütung von umgerechnet fünf Cent.
"Es hat sich schon einiges geändert. Wir konnten mithelfen, Waldflächen zu renaturieren. Wir haben auch Patrouillen eingerichtet, um den Wald vor Bränden zu schützen."
Für die Bewohner am Rande der Torfsumpfwälder ist es jedenfalls eine völlig neue Welt, sich mit Dingen wie Treibhauseffekt und globalem Kohlenstoffhandel auseinanderzusetzen.
"Wir wissen jetzt darüber Bescheid, was Klimawandel und REDD – der bezahlte Waldschutz - bedeuten. Wir rechnen damit, dass der Kohlenstoffhandel uns hilft, die Entwicklung in unserem Dorf voranzutreiben."
Noch aber gibt es diesen Kohlenstoffhandel nicht, noch ist ein Pilotprojekt, bezahlt aus Mitteln des Bundesumweltministeriums. Denn die Spielregeln sind noch nicht geklärt. Wer bezahlt da genau wen? Und wie viel ist der Wald wert? In Projekten wie in Indonesien wird zurzeit mit fünf US-Dollar gerechnet: fünf US-Dollar pro eingesparte Tonne CO2. Da der Torfwald sehr viel Kohlenstoff speichert, hätte ein Hektar Wald dort einen Wert von ungefähr 3000 Euro – die Frage ist, ob das reichen würde – denn würde man den Wald roden und auf der gleichen Fläche Ölpalmen anbauen, wäre der Gewinn immer noch höher. Und: Für den Schutz der Wälder kann es natürlich nur dann Geld geben, wenn er auch kontrolliert ist. Doch in einem von Korruption belasteten Land wie Indonesien gibt es auch hier viele Probleme. Schon die Satellitenaufnahmen vom Projektgebiet in Sumatra zeigen: Die Zeit der illegalen Abholzungen ist noch lange nicht vorbei.
"Da wir ein relativ kleines Projekt sind und doch ein ziemlich großes Waldgebiet von 24.000 Hektar haben, sind wir nicht in der Lage das zu schützen. Weil wir praktisch keine Waldpolizei direkt anstellen können, sondern auf die staatlichen Dienste angewiesen sind, und die sind eben in diesen Gegenden nicht präsent. Und das ist ja indirekt eine Einladung für diese illegalen Holzfäller ihr Geschäft weiter zu betreiben oder auszuweiten."
Bei den internationalen Klimaverhandlungen kommt das Thema bezahlter Waldschutz nur schleppend voran. Doch solange den Beteiligten die Spielregeln nicht klar sind, besteht die Gefahr, dass der Waldschutz nur auf wenige Vorzeigeprojekte beschränkt bleibt.
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