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Industrie 4.0
Wenn Maschinen mit Maschinen reden

Die eigenständige Kommunikation von Geräten oder Maschinen untereinander macht vieles möglich, das noch vor wenigen Jahren nicht denkbar gewesen wäre. Zum Beispiel kann die Technik im Energiesektor eingesetzt werden, um Schwankungen im Stromnetz auszugleichen.

Von Konstantin Zurawski |
    M2M steht für Maschine-zu-Maschine-Kommunikation, manchmal wird diese Technik auch Telematik oder „Internet der Dinge“ genannt. Im Gegensatz dazu bereitet die Mensch-Maschine-Kommunikation maschinelle Daten möglichst leicht nutzbar für den Menschen auf - etwa in einem Flugzeugcockpit für den Piloten. Bei M2M sind Maschinen mit Sensoren und Kommunikationswegen ausgestattet, sodass sie mit anderen Maschinen oder Produkten sprechen können. So teilt ein Mähdrescher zum Beispiel einem Traktor mit Anhänger mit: Mein Tank ist voll, bitte komm vorbei, damit ich dir den Weizen übergeben kann. Diese Technik nutzt auch das Unternehmen Next Kraftwerke, das auf dem Eco-Kongress sein Geschäftsprinzip vorstellte:
    "Wir geben kleinen Energieerzeugungsanlagen die Chance, aktiv am Energiemarkt teilzunehmen, wodurch sich neue Vermarktungsmöglichkeiten für diese Anlagen ergeben, gleichzeitig aber auch die Chance, im Rahmen der Energiewende Kosten zu reduzieren und überhaupt die Energiewende stemmen zu können."
    Sebastian Hölemann ist Leiter des virtuellen Kraftwerks bei Next Kraftwerke. Es setzt sich aus über 1000 realen Einzelanlagen zusammen, etwa Biogas-, Windkraftanlagen und Blockheizkraftwerken. Weil sich mit M2M-Technik jede Einzelanlage in dem Kraftwerkverbund separat ansteuern lässt, kann das Unternehmen binnen Sekunden auf Schwankungen im Netz reagieren. Die Zentrale muss genau wissen, wie viel Energie sie gerade erzeugen und wie groß ihre Auslastung ist. Wie kommunizieren sie konkret miteinander?
    "Unsere Anlagen sind in der Regel über Mobilfunkverbindungen angebunden, das heißt, wir nutzen in unterster Ebene das Mobilfunknetz und für den konkreten Datenaustausch standardisierte Fernwirkprotokolle. Wir setzen hier auf bewährte Technik. Also M2M ist letztendlich die Grundlage unseres Geschäftsmodells. Wir brauchen diese Technologien, um beispielsweise hier aus Köln Zugriff auf Anlagen in ganz Deutschland zu haben, zum Beispiel in Süddeutschland."
    Menschliche Entscheidungen werden heute dafür nicht mehr benötigt. Vor zehn Jahren wäre M2M noch nicht möglich gewesen.
    "Wir haben heute Mobilfunkmodems, die ein Vielfaches besser sind als die damaligen, also viel zuverlässiger. Wir haben heute leistungsfähigere Server, die einfach nötig sind, diese Vielzahl an Informationen, die an einem Punkt zusammenlaufen, handlen zu können."
    Probleme macht die Maschine-zu-Maschine-Kommunikation durchaus: Die schleppende Standardisierung, fehlender Mut auf Unternehmerseite und nicht klar erkennbare Kosten sind Hürden für erfolgreiche Maschine-zu-Maschine-Kommunikation, war auf dem Kongress zu hören. Die Technik sei schon da, sagt Bettina Horster, Direktorin der Eco-Kompetenzgruppe "Mobile".
    "Mittlerweile gibt es da Lösungen, es gibt sogar globale Lösungen, 'Global SIM' ist hier das Stichwort, insofern können Sie heute auch Maschinen weltweit vernetzen. Sie müssen auch nicht in jede Maschine eine SIM-Karte mehr einbauen, da gibt es die Embedded SIMs, und die sind schon auf die Boards aufmontiert. Und insofern gibt es auch dort viel einfachere Möglichkeiten, meine Maschinen zu vernetzen."
    Embedded SIM bedeutet: Die SIM-Karte ist fest ins Gerät eingebaut. Die Maschine oder auch ein bestimmtes Bauteil können dann, wie ein Handy, über Mobilfunk Daten verschicken, um zum Beispiel einer Maschine an einem ganz anderen Standort mitzuteilen: Ich laufe gerade auf Volllast, du hast jetzt Pause.
    Die Veranstalter des M2M-Kongresses sind sich sicher: Die Technik wird immer wichtiger werden. An einigen Beispielen haben die Teilnehmer erfahren, wie sie heute schon manchen Unternehmen die Gewinne sichert.