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Industrie-Allianz zur Rohstoffsicherung nimmt Formen an

Ein Gemeinschaftsunternehmen, an dem sich zunächst eine Handvoll großer Firmen beteiligen will, soll die Rohstoffversorgung der deutschen Industrie im Ausland sicherstellen. In der deutschen Wirtschaft hatte zuletzt die Sorge über das künftige Rohstoffauskommen stark zugenommen.

Von Theo Geers |
    Der Kupferproduzent Aurubis, die Chemiekonzerne Bayer, BASF und Evonik, Bosch, Daimler, BMW und Thyssen-Krupp – das sind die acht größten von insgesamt zwölf Gründungsmitglieder der neuen Allianz zur Rohstoffsicherung. Der Name täuscht. Die Allianz ist in Wahrheit ein Unternehmen, und sein Zweck ist auch klar definiert: Es soll schon bald schlagkräftig genug sein, um die Versorgung der deutschen Industrie mit Rohstoffen sicherer zu machen. Seltene Erden, seltene Edelmetalle, aber auch eher profane Rohstoffe wie Kokskohle - immer geht es um konkrete Abbauprojekte, an denen sich die Unternehmen der Rohstoffallianz jeweils beteiligen können, wobei der Gesellschafterkreis ausdrücklich offen ist und bleibt: An der Allianz für Rohstoffsicherung können sich auch später noch weitere Firmen beteiligen, egal ob sie Lithium für die Batterien von Elektroautos brauchen, Yttrium für Leuchtstoffröhren, Neodym für getriebelose Windturbinen oder Lanthan für Katalysatoren.

    Doch es geht um mehr als nur diese vier sogenannten seltenen Erden, deren Vorkommen so selten gar nicht sind, die aber selten gefördert werden. Die deutsche Industrie ist auch nicht nur aufgewacht, weil China, das hier derzeit 95 Prozent des Weltbedarfs deckt, sich zunehmend ziert, solche begehrten Rohstoffe auch in ausreichender Menge zu exportieren. Aufgeschreckt haben die deutschen Firmen vielmehr auch die zahlreichen Liefer- und Kooperationsverträge, mit denen sich Länder wie China den Zugriff auf Rohstoffe in Afrika, Südamerika oder Australien schon gesichert haben.

    Denn die deutsche Industrie hatte jahrzehntelang darauf vertraut, mit ihren Exportprodukten immer genug Geld zu verdienen, um sich jederzeit die benötigten Rohstoffe auf den Weltmärkten besorgen zu können. Das aber wird – nicht nur wegen China - immer riskanter, weshalb mit der Rohstoffallianz jetzt zur Aufholjagd geblasen wird. Die Allianz soll Rohstoffprojekte in einer frühen Projektphase aufgreifen und die Vorkommen erkunden und bewerten. Ist der Zugang gesichert, kann die neue Rohstoffallianz entweder die Abbaurechte an ihre Mitgliedsunternehmen verkaufen oder im Einzelfall auch selbst die Gewinnung und Aufbereitung von Rohstoffen übernehmen. Dabei soll es einen Unterschied zu früheren imperialen Auftritten von Industrieländern in den Lieferländern durchaus geben. Deutschland setzt bei der Rohstoffsicherung auf Kooperationsabkommen: Im Gegenzug für die Rohstoffe zu Weltmarktpreisen lockt Deutschland auch mit Hilfen auf anderen Gebieten, etwa bei der Berufsausbildung von Jugendlichen.