"Die toten Offiziere liegen fast alle mit dem Gesicht nach unten. Einem großen Teil von ihnen sind die Arme auf dem Rücken gefesselt. In der großen Grube sind die Leichen einfach wie Abfall durcheinandergeworfen."
Der Bericht des Majors Udo Balzer war noch relativ verhalten. Er informierte am 13. April 1943 die Hörer des großdeutschen Rundfunks über die kurz zuvor von deutschen Truppen entdeckten Massengräber im Wald von Katyn, in der Nähe von Smolensk. Sie enthielten die Leichen polnischer Offiziere, vom Fähnrich bis zum General.
Es blieb indessen nicht bei solchen eher sachlichen Berichten. Der 13. April markierte vielmehr den Beginn einer von Joseph Goebbels angeordneten Propaganda-Kampagne. Im Tagebuch vermerkte er einen Tag später:
"Die Auffindung von 12.000 von der GPU ermordeten polnischen Offizieren wird nun in größtem Stil in der antibolschewistischen Propaganda eingesetzt. Ich gebe Anweisung, dies Propagandamaterial im weitesten Umfang auszunutzen."
Zwar verwechselte Goebbels hier den alten sowjetischen Geheimdienst GPU mit den eigentlichen Tätern aus den Truppen des Volkskommissariats für innere Angelegenheiten, abgekürzt NKWD. Und auch die Zahl der Ermordeten war stark übertrieben: Im Wald von Katyn wurden 4410 Tote exhumiert. Was Goebbels indes nicht ahnen konnte: Die propagandistisch aufgeblähte Angabe kam der Zahl der tatsächlich an insgesamt drei Orten vom NKWD umgebrachten Männer ziemlich nahe.
Mit der angezettelten Kampagne sollte die westalliierte Koalition mit der Sowjetunion unterminiert werden, zumal bekannt war, dass die polnische Exilregierung in London bereits Nachforschungen über den Verbleib der polnischen Offiziere angestellt hatte. Wie solle man denn, so Goebbels Anfang Juni 1943,
"eine Weltkamarilla bezeichnen, deren eine Seite von Freiheit von Not und Furcht schwätzt, während die andere im Wäldchen von Katyn 12.000 polnischen Offizieren den Genickschuß gibt."
Katyn, so der Tenor, beweise aber vor allem die Schuld des "jüdischen Bolschewismus" am Krieg und belege in seiner Brutalität die Notwendigkeit, die Juden zu vernichten, um nicht durch sie vernichtet zu werden. In einem Rundfunk-Kommentar vom 17. April heißt es:
"Das grausigste Beispiel des jüdischen Vernichtungswillens stellen nun die Funde im Mordwalde von Katyn dar. Die Feststellungen in diesen Massengräbern beweisen unwiderlegbar die jüdische Urheberschaft an diesem Mord."
Bereits am 15. April 1943 hatte das sowjetische "Informationsbüro" gekontert. Danach hätte das "deutsch-faschistische Lumpengesindel" alles nur erfunden und schreckte dabei nicht
"vor den schändlichsten und unsinnigsten Lügen zurück, um dieses Verbrechen abzuschirmen, das – wie jetzt deutlich wurde – von ihnen selbst verübt worden ist."
An dieser Version hielt die Sowjetunion Zeit ihres Bestehens fest. Es waren die deutschen Verbrechen, schreibt die Historikerin Claudia Weber, die den brutalen Krieg der Sowjets
"in Osteuropa von 1939 bis 1941 zunächst mit ermöglichten und ihn nach 1941 vor der internationalen Aufklärung und strafrechtlichen Verfolgung bewahrten. Die eigene Unglaubwürdigkeit und der Umstand, dass Goebbels Stalin zuerst der Tat bezichtigte, steigerten die Glaubwürdigkeit der sowjetischen Version."
Doch die sowjetische – und nicht etwa die von Goebbels suggerierte "jüdisch-bolschewistische" – Täterschaft war keine Lüge. Das ahnten bereits damals manche und wenige wussten schon, was die Welt seit dem Schuldeingeständnis der Sowjetunion vom 13. April 1990 und des zwei Jahre später publizierten, von Stalin gegengezeichneten Mordbefehls bestätigt fand. Alle 14.700 polnischen Offiziere, Unteroffiziere und Staatsbeamte, die während des gemeinsam von Deutschland und der Sowjetunion im September 1939 begangenen Überfalls auf Polen in russische Hände fielen, waren im April 1940 erschossen worden: 6800 Männer in Kalinin, 3896 in einem Charkower Gefängnis und 4410 im Wald von Katyn.
Ein Augenzeuge des NKWD:
"Zwei Männer hielten die Arme des Gefangenen und der Dritte schoss ihm von hinten in die Schädeldecke. Sie führten ihn in die Zelle und schossen ihm in die Schädeldecke. Das war`s."
Bis heute gehört die stalinistische Mordaktion vom April 1940 zu den großen Tragödien Polens - nochmals verstärkt durch den Flugzeugabsturz des polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczynski und seiner Mitreisenden am 10. April 2010. Sie waren auf dem Weg zu einer Gedenkveranstaltung in Katyn.
Der Bericht des Majors Udo Balzer war noch relativ verhalten. Er informierte am 13. April 1943 die Hörer des großdeutschen Rundfunks über die kurz zuvor von deutschen Truppen entdeckten Massengräber im Wald von Katyn, in der Nähe von Smolensk. Sie enthielten die Leichen polnischer Offiziere, vom Fähnrich bis zum General.
Es blieb indessen nicht bei solchen eher sachlichen Berichten. Der 13. April markierte vielmehr den Beginn einer von Joseph Goebbels angeordneten Propaganda-Kampagne. Im Tagebuch vermerkte er einen Tag später:
"Die Auffindung von 12.000 von der GPU ermordeten polnischen Offizieren wird nun in größtem Stil in der antibolschewistischen Propaganda eingesetzt. Ich gebe Anweisung, dies Propagandamaterial im weitesten Umfang auszunutzen."
Zwar verwechselte Goebbels hier den alten sowjetischen Geheimdienst GPU mit den eigentlichen Tätern aus den Truppen des Volkskommissariats für innere Angelegenheiten, abgekürzt NKWD. Und auch die Zahl der Ermordeten war stark übertrieben: Im Wald von Katyn wurden 4410 Tote exhumiert. Was Goebbels indes nicht ahnen konnte: Die propagandistisch aufgeblähte Angabe kam der Zahl der tatsächlich an insgesamt drei Orten vom NKWD umgebrachten Männer ziemlich nahe.
Mit der angezettelten Kampagne sollte die westalliierte Koalition mit der Sowjetunion unterminiert werden, zumal bekannt war, dass die polnische Exilregierung in London bereits Nachforschungen über den Verbleib der polnischen Offiziere angestellt hatte. Wie solle man denn, so Goebbels Anfang Juni 1943,
"eine Weltkamarilla bezeichnen, deren eine Seite von Freiheit von Not und Furcht schwätzt, während die andere im Wäldchen von Katyn 12.000 polnischen Offizieren den Genickschuß gibt."
Katyn, so der Tenor, beweise aber vor allem die Schuld des "jüdischen Bolschewismus" am Krieg und belege in seiner Brutalität die Notwendigkeit, die Juden zu vernichten, um nicht durch sie vernichtet zu werden. In einem Rundfunk-Kommentar vom 17. April heißt es:
"Das grausigste Beispiel des jüdischen Vernichtungswillens stellen nun die Funde im Mordwalde von Katyn dar. Die Feststellungen in diesen Massengräbern beweisen unwiderlegbar die jüdische Urheberschaft an diesem Mord."
Bereits am 15. April 1943 hatte das sowjetische "Informationsbüro" gekontert. Danach hätte das "deutsch-faschistische Lumpengesindel" alles nur erfunden und schreckte dabei nicht
"vor den schändlichsten und unsinnigsten Lügen zurück, um dieses Verbrechen abzuschirmen, das – wie jetzt deutlich wurde – von ihnen selbst verübt worden ist."
An dieser Version hielt die Sowjetunion Zeit ihres Bestehens fest. Es waren die deutschen Verbrechen, schreibt die Historikerin Claudia Weber, die den brutalen Krieg der Sowjets
"in Osteuropa von 1939 bis 1941 zunächst mit ermöglichten und ihn nach 1941 vor der internationalen Aufklärung und strafrechtlichen Verfolgung bewahrten. Die eigene Unglaubwürdigkeit und der Umstand, dass Goebbels Stalin zuerst der Tat bezichtigte, steigerten die Glaubwürdigkeit der sowjetischen Version."
Doch die sowjetische – und nicht etwa die von Goebbels suggerierte "jüdisch-bolschewistische" – Täterschaft war keine Lüge. Das ahnten bereits damals manche und wenige wussten schon, was die Welt seit dem Schuldeingeständnis der Sowjetunion vom 13. April 1990 und des zwei Jahre später publizierten, von Stalin gegengezeichneten Mordbefehls bestätigt fand. Alle 14.700 polnischen Offiziere, Unteroffiziere und Staatsbeamte, die während des gemeinsam von Deutschland und der Sowjetunion im September 1939 begangenen Überfalls auf Polen in russische Hände fielen, waren im April 1940 erschossen worden: 6800 Männer in Kalinin, 3896 in einem Charkower Gefängnis und 4410 im Wald von Katyn.
Ein Augenzeuge des NKWD:
"Zwei Männer hielten die Arme des Gefangenen und der Dritte schoss ihm von hinten in die Schädeldecke. Sie führten ihn in die Zelle und schossen ihm in die Schädeldecke. Das war`s."
Bis heute gehört die stalinistische Mordaktion vom April 1940 zu den großen Tragödien Polens - nochmals verstärkt durch den Flugzeugabsturz des polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczynski und seiner Mitreisenden am 10. April 2010. Sie waren auf dem Weg zu einer Gedenkveranstaltung in Katyn.