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Kommentar zur Wiederwahl Gianni Infantinos
Der DFB ist nicht die Opposition, die es in der FIFA bräuchte

FIFA-Präsident Gianni Infantino ist durch den FIFA-Kongress für weitere vier Jahre ins Amt gewählt worden. Der DFB hat Infantinos Wiederwahl nicht unterstützt – ist gegen die Machtpolitik des Schweizers aber chancenlos, kommentiert Maximilian Rieger.

Von Maximilian Rieger |
FIFA-Präsident Gianni Infantino
FIFA-Präsident Gianni Infantino (dpa / )
Mit einer richtigen Wahl hatte die Postenvergabe beim FIFA-Kongress nicht viel zu tun. Stattdessen werden die Funktionäre der 207 stimmberechtigen Mitgliedsländer dazu aufgefordert, zu klatschen, wenn sie Gianni Infantino als FIFA-Präsidenten behalten wollen – und nach wenigen Sekunden steht und klatscht fast der gesamte Saal.
FIFA-Generalsekretärin Fatma Samoura flötet nach Infantinos Dankesrede noch ein „Wir lieben Sie, Herr Präsident“ ins Mikrophon – und die Infantino-Show ist perfekt.

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Der Präsident hat seine Macht konsolidiert, sie steht auf einem festen Finanzfundament. Seit seinem Amtsantritt 2016 hat er den Umsatz der FIFA deutlich gesteigert. 7,5 Milliarden US-Dollar hat der Verband in den vergangenen vier Jahren eingenommen, 11 Milliarden sollen es bis 2026 sein.
Viel von diesem Geld leitet die FIFA an die Mitgliedsverbände weiter – die meisten sind vom FIFA-Geld abhängig. Infantino erkauft sich das Wohlwollen der Verbände. Ihr bekommt das Geld, ich euren Rückhalt – das ist der Deal, der Infantino die Macht sichert.

Infantino will mehr Geld - auch auf Kosten des Fußballs

Infantino spricht zwar immer vom „schönen Spiel“, wenn er über den Fußball spricht – seine Taten zeigen aber, dass es ihm vor allem darum geht, mehr Einnahmen zu generieren, auch auf Kosten des Spiels.
Der Weltverband will zum Beispiel ab 2025 eine neue Klub-WM ausrichten: 32 Teams, darunter die besten Mannschaften Europas. Die Spieler haben damit noch einen Sommer weniger zum Regenerieren.
Vereine wie Bayern München werden noch mehr Geld erhalten – die Reichen werden reicher, während die Bundesliga-Konkurrenz kein extra Geld erhält. Die Bundesliga könnte damit potenziell langweiliger werden. Die nationalen Ligen und die Spielergewerkschaft FIFPRO sind deswegen gegen die Pläne. Gefragt wurden sie aber nicht: Infantinos FIFA hat den neuen Wettbewerb einfach beschlossen.

Die Opposition ist schwach

Infantino ist zwar nicht allmächtig – einige seiner Ideen, zum Beispiel eine WM alle zwei Jahre – sind gescheitert. Aber einen wirklichen Gegenspieler gibt es für die FIFA nicht. Die Opposition ist schwach.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte vor dem Kongress angekündigt, Infantino nicht zu unterstützen. Gleiches gilt für ein paar skandinavische Verbände. Der Protest war auf dem Kongress aber unsichtbar. Die FIFA-Kameras haben die klatschenden Funktionäre gezeigt, nicht die Abweichler.
Wirklicher, sichtbarer Protest wäre gewesen, einen eigenen Gegenkandidaten ins Rennen zu schicken. Dann hätte richtig abgestimmt werden müssen und der Gegenkandidat hätte die Bühne gehabt, um eine Alternative zu Infantino zu präsentieren.
Es wäre angesichts von Infantinos Macht ein aussichtsloses Unterfangen gewesen – aber ein wichtiges Signal.
Soweit wollte der DFB nicht gehen. Auch das hat Gründe: Der Verband will nämlich die Frauen-WM 2027 nach Deutschland holen. Und das geht nur mit dem Wohlwollen der Mitgliedsverbände – und mit dem Wohlwollen von Gianni Infantino.