Es macht vielleicht der Umwelt was, wenn wir mal aufs Gaspedal drücken. Aber nicht dem Geldbeutel. Denn Öl und Benzin und Energie überhaupt sind so preiswert wie lange nicht. Die Energiekosten sanken im September um 8,9 Prozent gegenüber dem vorigen Jahr. Die Kosten der Lebenshaltung in Europa - von Inflationsrate mag man gar nicht sprechen - gingen deshalb um 0,1 Prozent zurück. Holger Bahr von der Deka Bank nimmt zwar zur Kenntnis, dass die Lebenshaltungskosten damit nicht in die Richtung gehen, in die die EZB sie schieben will, nämlich in Richtung plus knapp zwei Prozent, ist aber auch nicht weiter beunruhigt:
"Zumindest bedeutet das, dass sich die Inflationsentwicklung sich eben noch nicht in die gewünschte, von der EZB gewünschte Richtung entwickelt, nämlich Richtung plus zwei Prozent. Dies ist aber im Wesentlichen, ich würde sagen: fast ausschließlich dem Rückgang der Rohstoffpreise und vor allen Dingen dem Ölpreis geschuldet. Und insoweit kein bedrohliches Signal für die gesamte Konjunkturentwicklung."
Es gab auch Waren, die sich verteuert haben: Unverarbeitete Lebensmittel etwa, deren Preise im Durchschnitt um 2,7 Prozent stiegen.
Verbraucher profitieren
Die sogenannte Kerninflationsrate - ohne Energie und Lebensmittel - liegt bei 0,9 Prozent - auch nicht da, wo die EZB sie haben will, aber doch weiter weg von der Null oder gar dem Minusbereich.
In Deutschland ist die gemessene Inflationsrate nicht gesunken und nicht gestiegen. Sie liegt bei 0,0 Prozent. Verbraucher finden das gut, weiß Rolf Bürkl von der Gesellschaft für Konsumforschung:
"Da steigt die Kaufkraft. Das heißt: Von den Einkommenssteigerungen verbleibt auch mehr in den Geldbörsen."
In Deutschland sind die Nominallöhne dieses Jahr im zweiten Quartal um 3,2 Prozent gestiegen. Da hatte das Statistische Bundesamt noch eine positive Inflationsrate gemessen. Sollte sie bis zum Jahresende gen Null tendieren, wäre nominales und reales Lohnplus identisch. Es stünde den Arbeitnehmern also - von der Steuerprogression abgesehen - mit jedem zusätzlich verdienten Euro auch eine zusätzliche Kaufkraft von einem Euro zur Verfügung. Das strahlt in die private Ersparnis aus. Verbraucher werden damit auch zum Treiber der diesjährigen Konjunktur. Rolf Schneider, Volkswirt bei der Allianz:
"Wir sehen durch die gute Entwicklung der Einkommen in diesem Jahr einen leichten Anstieg der Sparquote. Das ist, finde ich, ganz erfreulich. Aber es bleibt bei einem Realeinkommenswachstum in einer Größenordnung von nahezu drei Prozent - das ist das höchste seit der deutschen Wiedervereinigung – auf jeden Fall genügend Einkommen übrig, um den Konsum auszuweiten."
Auch viele Unternehmen profitieren. In Deutschland, haben Volkswirte ausgerechnet, führe der gesunkene Ölpreis in diesem Jahr zu einer Entlastung der Verbraucher und Unternehmen in einer Größenordnung von etwa 25 Milliarden Euro. Das Geld lässt sich in Investitionen, Gewinne, Arbeitsplätze und Konsum stecken. Und das geschieht auch. Im deutschen Einzelhandel, teilte das Statistische Bundesamt heute mit, sei der Umsatz im August den dritten Monat in Folge gestiegen, zuletzt mit einer Jahresrate von 2,5 Prozent.