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Influencerin "Bibi"
Mehrwert mit Schwangerschaft

Mehr als zehn Millionen Follower auf Youtube und Instagram: Bianca Heinicke gehört zu Deutschlands erfolgreichsten Influencern. Nun ist sie schwanger - und kann so neue Themenfelder besetzen, glauben Experten.

Von Brigitte Baetz |
    Bianca "Bibi" Heinicke und ihr Freund Julian Claßen alias "Julienco" kommen am 02.04.2017 in Berlin zur Deutschlandpremiere "Die Schlümpfe - das verlorene Dorf". Der Film kommt am 06.04.2017 in die Kinos. Bianca Bibi Heinicke ist eine deutsche Webvideoproduzentin und insbesondere YouTuberin. Sie betreibt seit Ende 2012 den YouTube-Kanal "BibisBeautyPalace".
    Bibi und ihr Freund Julian werden Eltern (dpa-Zentralbild/ Jens Kalaene )
    Ein schönes blondes Paar tollt durch den lichtdurchfluteten Wald, das Wasser perlt malerisch von den Blättern. Später werden sich die Beiden auf einer Wiese ein geheimnisvollerweise schon vorbereitetes Frühstück auf blütenweißem Flokati-Teppich gönnen, mit einem Picknickzubehör, wie es das Publikum aus dem Haushaltswarenangebot eines großen Kaffeevertreibers kennt.
    Werdende Eltern - Überschwang der Hormone
    Und wenn die sanften Hände des verliebten jungen Mannes über den sanft gerundeten Bauch des strahlenden Mädchens streicheln, ahnt die Zielgruppe: ja, es stimmt: Bibi ist schwanger. Bianca Heinicke, Deutschlands erfolgreichste YouTuberin, Schwarm heranwachsender Mädchen, bekommt ein Baby. Und wenn die werdenden Eltern im Überschwang der Hormone verzückt am Bärlauch schnuppern, was soll's. Im Mai, dem Zeitpunkt des Drehs, blüht im Wald eben nichts anderes, und die Zielgruppe der Heranwachsenden weiß im Zweifel ohnehin nicht, dass Bärlauch nach Knoblauch riecht.
    "Hallihallo meine Lieben und willkommen zu meinem neuen Video. Ich freu mich, dass Ihr eingeschaltet habt und ich dachte mir, ich nehm' Euch heute mal mit. Unter anderem werde ich Euch in diesem Video meine ganzen neuen Klamotten zeigen und meine Sachen und generell die Sachen, die ich in meiner Schwangerschaft jetzt gerne trage und tragen kann."
    Geschätztes Einkommen - bislang 110.000 Euro monatlich
    5,1 Millionen Menschen folgen Bianca Heinicke auf ihrem YouTube-Kanal Bibis Beauty Palace - 5,8 Millionen auf Instagram. Daneben ist die Kölnerin auch auf Facebook, Snapchat und Twitter präsent. Ein Engagement, das sich auszahlt. Das Manager-Magazin schätzte das Einkommen der ehemaligen Sozialwissenschaftsstudentin schon im vergangenen Jahr auf 110.000 Euro - monatlich. Für den Geldsegen verantwortlich sind unter anderem so genannte Affiliate Links. Klickt der Zuschauer beispielsweise auf einen eingeblendeten YouTube-Link für einen Online-Händler, erhält Bibi beziehungsweise Bianca Heinicke Provision. Aber auch Werbekooperationen außerhalb der Social-Media-Kanäle und eine eigene Körperpflegemarke füllen die Kassen. Über die tatsächlichen Zahlen schweigt das Management. Deshalb ein Anruf bei einem, der zumindest die marktüblichen Größenordnungen kennt. Benjamin Minack ist Präsident des Verbandes GWA, in dem nach Eigenauskunft Deutschlands führende Werbeagenturen organisiert sind. Er hält die Zahl 110.000 für nicht zu hoch gegriffen.
    "Sie gehört ganz bestimmt zu den Spitzenverdienern. Der ganz überwiegende Anteil der Influencer dürfte deutlich weniger verdienen. Muss ja auch nicht bei allen so viel sein, denn schon 10.000 Euro im Monat wäre schon ein erkleckliches Sümmchen."
    Kindsvater Julian - auch Influencer
    "Hallihallo meine Lieben, zu meinem neuen Video. Ich freu mich, dass Ihr eingeschalten habt. Wir Ihr seht, ich hab die Blogging-Kamera für Euch in der Hand und werde für Euch den Tag mitbegleiten. Julian ist natürlich auch wie immer mit am Start. Ich kann's immer noch nicht realisieren. Ich dachte, Du machst Insta-Story oder so. Ne."
    Auch Bianca Heinickes Freund, Julian Claßen - wir erinnern uns: der Kindsvater - ist Influencer. Das heißt, er dokumentiert sein Leben - beziehungsweise das, was er davon preisgeben will - im Internet und verdient über Werbung Geld. Manchmal allein und manchmal mit seiner Partnerin zusammen. Und bald sind sie ja zu dritt, eine Tatsache, um deren Bekanntgabe öffentlichkeitswirksam ein großes Geheimnis gemacht wurde. Spannung muss sein, sonst schaltet die Zielgruppe weg.
    "Weißt Du das noch mit den Schwangerschaftskleidern? Da hat die Bibi mit falschem Namen bestellt, weil die so Angst hatte..."
    "Jaaa."
    "... dass die Verkäuferin sie nachher oder die im Laden sie erkannt haben..."
    "... das stimmt.
    "... bei... so 'nem Store, kam dann so ein Brief: Oh Bibi, freut mich, dass Du bei uns einkaufst..."
    "Ja, das war voll krass."
    "... und wir hatten so Angst, dass das mit dem Kleid irgendwie rauskommt."
    Bibis Nachwuchs - weniger hassanfällig als ihr Gesang
    Eine Steigerung der eigenen Vermarktungsmöglichkeiten um mindestens 50 Prozent sei für Bianca Heinicke mit ihrer Schwangerschaft drin, meint Werbeexperte Benjamin Minack - dadurch, dass sie neue Themenfelder besetzen und eine älter gewordene Zielgruppe ansprechen könne.
    "Die schaffen etwas, was Marken ja gerne auch schaffen. Sie binden Nutzer an sich und zwar weniger mit Sachargumenten als mit emotionalen Dingen. Wir verbinden uns ja alle gerne mit anderen Menschen. Wir sind ja soziale Wesen. Und viele von uns sehen in solchen Influencern Menschen, denen wir gerne näher wären, weil sie etwas verkörpern, was wir auch gerne wären. Weil sie Dinge verkörpern, die wir gut finden, die wir nachvollziehbar finden, weil sie Role Models sind, Vorbilder. Eben all das, was wir auch in den Menschen in unserem engsten Umfeld suchen."
    Doch zwischen cool und peinlich ist manchmal nur ein schmaler Grat.
    Bianca Heinickes Videoversuch, als Sängerin zu reüssieren, hat zwar mehr als 52 Millionen Abrufe, gilt allerdings mit über 2,8 Millionen Dislikes als meistgehasstes deutsches YouTube-Video. Da ist die Möglichkeit, mit dem Nachwuchs zu punkten, doch weit weniger hassanfällig. Und ein Tabu ist das Vermarkten einer Schwangerschaft nach mehr als zwanzig Jahren Reality-TV auch nicht mehr.
    "Leute, das war's mit dem Video, danke fürs Einschalten und bis zum nächsten Mal! Tschüüss!"