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Influenza-Prävention
Warum eine Impfung sinnvoll ist

Es gibt zu viele verschiedene Viren-Stämme, darum ist eine Grippe-Impfung überflüssig - so lautet das Argument vieler Impf-Gegner. Falsch, sagen Experten. Denn auch wenn eine Impfung keinen 100-prozentigen Schutz vor eine Grippe-Infektion bietet - impfen lassen sollte man sich auf jeden Fall, so der Rat von Medizinern.

Von Volkart Wildermuth |
    Der Impfstoff "Influenza Virus Vaccine".
    Eine echte Influenza kann tödlich enden. (dpa / epa / picture-alliance / Erik S. Lesser)
    "Die vorläufigen Daten zeigen eine eher niedrige bis moderate Impf-Effektivität. Da gibt es einfach verschiedene Studien, die im Bereich von zwischen 20 und 50 Prozent liegen."
    Muss Dr. Ole Wichmann, Fachbereichsleiter Impfprävention am Berliner Robert Koch Institut, leider feststellen.
    "Das ist relativ komplex jetzt die Gründe auch für die niedrige Effektivität."
    Ungenaue Vorhersagen
    Wichtigste Ursache: Grippeviren verändern sich ständig. Aber weil die Impfstoffproduktion in Hühnereier langwierig ist, muss die Weltgesundheitsorganisation bereits im Februar vorhersagen, welche drei oder vier Stämme ein dreiviertel Jahr später wohl für Probleme sorgen werden. In manchen Jahren setzen sich letztlich ganz andere Viren durch, vergangene Saison hat die Auswahl der Impfstämme aber eigentlich gepasst.
    "Zum anderen kann es sein, dass schon beim Anwachsen, bei der Produktion des Impfstoffs, die Impfviren nicht mehr so perfekt wirken."
    Influenzaviren sind Opportunisten. Wenn sie für die Impfstoffproduktion in Eiern gezüchtet werden, dann passen sie sich an diesen Lebensraum an und entfernen sich gleichzeitig von den wilden Grippeviren. Erste Analyse aus Kanada legen nahe, dass dieser Effekt in der letzten Saison besonders stark war. Hier versprechen gentechnisch hergestellt Impfstoffe eine größere Passgenauigkeit, aber die sind in der Produktion aufwändig und haben sich in Europa bislang nicht durchgesetzt. Sie würden auch nichts daran ändern, dass die Impfwirkung nicht nur vom Impfstoff abhängt.
    "Und dann trägt auch sicherlich mit bei, was die Vorinfektionen in der Bevölkerung waren."
    Wenn ähnliche Viren im Umlauf oder in früheren Impfstoffen enthalten waren, dann kann das die Wirkung der nächsten Impfung untergraben. Jetzt könnte man sagen: Da lohnt sich die Influenzaimpfung doch gar nicht. Zumal das Pharma-kritische Arznei-Telegramm betont, dass nur für Herzkranke Patienten eindeutig belegt sei, dass die Grippeimpfung auch Leben rettet.
    Doch dieses Argument lässt Ole Wichmann nicht gelten. Schließlich ist auch bei den andren chronisch Kranken und bei älteren Menschen klar: Grippeviren können bei ihnen extrem hohes Fieber und Komplikationen wie Lungenentzündungen verursachen.
    "Es ist wichtig zu verstehen, dass wir es halt bei der Influenza mit einer potentiell schweren oder tödlichen Infektion zu tun haben, die aber auch relativ häufig ist. Und deswegen macht selbst ein Impfstoff, der nicht perfekt wirkt, selbst nur 20-50 Prozent üblicherweise, dass der selbst eine hohe Anzahl von Erkrankungen, auch schweren Erkrankungen verhindern kann."
    400.000 weniger Grippe-Fälle 20016
    Modellrechnungen zeigen: Letzte Saison gab es Dank der Impfung etwa 400.000 Erkrankungen weniger. Diesem positiven Effekt stehen kaum Nebenwirkungen entgegen, wie auch das Arznei-Telegramm zugesteht.
    Allerdings spricht gerade die besonders gefährdete Gruppe der Menschen über sechzig Jahre nur schlecht auf die Impfung an, einfach, weil ihr Immunsystem nicht mehr so aktiv ist. Deshalb gibt es speziell für ältere Menschen Impfstoffe mit Wirkverstärker und, zumindest in den USA, auch Impfstoffe mit höherer Konzentration. Die regen die Antikörperbildung besonders effektiv an, aber ob deswegen auch besser schützen, ist noch nicht eindeutig belegt. Klarheit sollen hier neue Studien zur Wirksamkeit bringen, die die Zulassungsbehörden demnächst verlangen werden, so Ole Wichmann.
    Es braucht neue Ansätze für die Grippeforschung
    Klar ist, es braucht neue Ansätze für die Grippeimpfung. Es wird auch viel geforscht, zum Beispiel an einem Universalimpfstoff, der vor allen Virenvarianten schützt. Ole Wichmann ist optimistisch, dass so ein Produkt in einigen Jahren erhältlich sein wird, aber eben noch nicht diesen Winter.
    "Also der heutzutage verfügbare im Grippeimpfstoff ist definitiv nicht perfekt. Er wirkt nur moderat, aber es ist das Beste was wir haben. Und deswegen sollten alle Personen, die halt ein erhöhtes Risiko haben schwer zu erkranken, sich unbedingt impfen lassen."