Irgendwann wird der Ton so tief, dass er für das menschliche Ohr nicht mehr hörbar ist. Dann spricht man von Infraschall – in der Regel aber einer Frequenz von weniger als 20 Hz Infraschall wird von den unterschiedlichsten Quellen erzeugt, sagt Thomas Myck vom Umweltbundesamt: "Es können natürliche Quellen sein, die Meeresbrandung, das kann ein Vulkanausbruch sein, das kann selbst Wind sein. Es gibt auch sehr viele technische Quellen, die Infraschall erzeugen, eine große Bandbreite, das können Pumpen sein, das können Stanze sein, das kann sogar der Pkw sein, mit dem Sie fahren, das kann ein Flugzeug sein, es sind auch Windenergieanlagen, wie eben eine Vielzahl von anderen Anlagen."
Besonders der von Windanlagen oder Wärmepumpen erzeugte Infraschall wird zunehmend kritisch gesehen. Denn auch wenn der Schall nicht hörbar ist, ist er dennoch spürbar und hat negative Auswirkungen auf den Körper, sagt Jutta Reichert. Ihr Hof in Schleswig-Holstein ist von 150 Windrädern umzingelt. Die Probleme von Jutta Reichert und ihrem Mann begannen gleich nachdem dort vor 21 Jahren die ersten Anlagen gebaut wurden. "Dann bekamen wir Bluthochdruck als erstes, dann kam der Tinnitus dazu, Ohrprobleme, permanenter Ohrdruck als hätte man eine Wattekugel übergestülpt bekommen, es rauschte. Und dann setzten die Herzprobleme ein, Herzrasen, es ging dann weiter bis zu heftigen Immunschwächeerkrankungen. Bei mir sind es zwei verschiedene Krebsarten, mein Mann hat es bis zum Vorhofflimmern schon mal geschafft."
Belastung nur psychologisch?
Und verschiedene Studien geben den Menschen auch recht. Andere behaupten, dass das das ganze nur auf einem psychologischen Effekt beruhe und Menschen, die zum Beispiel von Windkraft profitieren, davon auch nicht negativ belastet seien. Tatsache ist jedenfalls, dass tiefe Töne mehr Energie beziehungsweise Schalldruck benötigen, um wahrgenommen, als hohe Töne. Dann allerdings werden sie auch über das Ohr wahrgenommen, sagt Thomas Fedtke von der Physikalisch technischen Bundesanstalt in Braunschweig. Er hat untersucht, wie Infraschall wirkt: "Man könnte ja auch meinen, man nimmt tieffrequenten Schall gar nicht mit dem Ohr wahr, sondern durch Vibrationen, durch den Bauch, der angeregt wird, durch irgendwelche anderen Körperteile, aber wir haben ganz bewusst darauf geachtet, dass wir bei den Untersuchungen wirklich nur das Ohr beschallt haben."
Im Hörzentrum des Gehirns werden diese Signale tatsächlich verarbeitet, so das Ergebnis der Untersuchungen. Wenn Infraschall laut genug ist, wird er also wie normaler Hörschall über das Gehör erfasst und verarbeitet und dann auch sehr bald als störend empfunden, sagen die Forscher. In den 50er-Jahren war das ein großes Thema beim Arbeitsschutz. Inzwischen seien entsprechende Maschinen so gut gedämpft, dass von tieffrequentem Schall keine Gefahr mehr ausgeht, so Thomas Myck vom Umweltbundesamt. Und bei Windkraftanlagen sei der Schallpegel ohnehin gering: "Die Dosis bei Windenergieanlagen, die auch Infraschall immitieren, ist nicht so groß, dass man ihn wahrnimmt, beziehungsweise dass man ihn spürt. Ich denke man kann guten Gewissens sagen, dass von Infraschall von Windenergieanlagen keine Gesundheitsgefährdung ausgeht."
Bundesimmissionsschutzgesetz regelt keine festen Abstände
Das sehen die Betroffenen anders und fordern größere Abstände zu den Häusern. Dann wird es aber mit der Energiewende schwierig, sagt Thomas Mych: "Wir haben die Situation, dass Deutschland ein relativ kleines Land ist, auf der anderen Seite die Energiewende von großer Bedeutung ist, nicht nur aus Klimaschutzzielen, sondern auch weil Deutschland ein Industriestaat ist, das heißt, wir müssen sehen, dass wir auf der einen Seite den Gesundheitsschutz der Bevölkerung wahren, auf der anderen Seite aber auch, die wichtigen umweltpolitischen Klimaziele umsetzen können und dafür sind die Windenergieanlagen wichtig."
Der Abstand von Windenergieanlagen zu den Häusern wird durch die Lärmverordnung im Bundesimmissionsschutzgesetz festgelegt und regelt keine festen Abstände. Das gleiche Verfahren wird zum Beispiel auch bei der Genehmigung neuer Straßen oder technischer Anlagen angewendet. Eine neue Untersuchung aus Baden –Württemberg verweist auch auf Infraschall, den Heizungen, Kühlschränke und Waschmaschinen erzeugen und bezeichnet den tieffrequenten Schall als Teil des täglichen Lebens.