Bahnvorstand Huber
"Infrastruktur der Deutschen Bahn befindet sich an Belastbarkeitsgrenze"

Bahnvorstand Huber hat eingeräumt, dass sich die Eisenbahn-Infrastruktur in Deutschland deutlich an ihrer Belastbarkeitsgrenze befindet. Die strukturellen Probleme im Schienenverkehr mit unpünktlichen oder ganz ausfallenden Zügen während der Fußball-Europameisterschaft hätten noch einmal offengelegt, dass das Bahnnetz übervoll und in die Jahre gekommen sei, sagte Huber im Deutschlandfunk.

12.07.2024
    Reisende gehen an einem Bahnsteig an einem ICE der Deutschen Bahn am Hauptbahnhof von München vorüber.
    Deutsche Bahn räumt Fehler beim Fernverkehr bei der Euro 2024 ein. (picture alliance / dpa / Matthias Balk)
    Kritik an der Leistung der Bahn während der Fußball-EM sei berechtigt. Huber erklärte im Deutschlandfunk jedoch, man habe alles Denkbare getan, um die Infrastruktur während des Turniers so wenig wie möglich zu beeinträchtigen, indem beispielsweise Baumaßnahmen verschoben oder abgesagt worden seien. Manchmal käme zum Pech aber noch Unglück, betonte Huber mit Blick auf neu hinzugekommene Hochwasser-Schäden während der EM. Insgesamt sei klar, dass die nun beginnende Sanierung unumgänglich und überfällig sei, erklärte Huber.

    Wissing: Bahn hat sich zu viel zugemutet

    Bundesverkehrsminister Wissing sagte der "Welt am Sonntag", die Bahn habe sich bei der Fußball-EM zu viel zugemutet. "Mit der Ankündigung, während der EM täglich 10.000 zusätzliche Sitzplätze im Zugverkehr zur Verfügung zu stellen, hat sich die DB übernommen." Sicher sei die Absicht dahinter gut gewesen. Das Netz könne im derzeitigen Zustand diese zusätzlichen Kapazitäten allerdings nicht bewältigen, betonte der FDP-Politiker.

    Montag beginnen umfassende Sanierungsmaßnahmen

    Zum Auftakt einer umfassenden Instandsetzung von 40 Strecken wird ab Montag die Verbindung zwischen Frankfurt am Main und Mannheim fünf Monate lang vollständig gesperrt. Die sogenannte Riedbahn ist nach Angaben Hubers das Herz der Bahnverbindungen in Deutschland. Demnach fahren dort pro Tag mehr als 300 Züge im Regional-, Fern- und Güterverkehr. Zuletzt habe es auf der Strecke täglich mindestens eine Störung gegeben, erklärte Huber. Probleme auf diesem Abschnitt wirkten sich oft auf den bundesweiten Fernverkehr aus und führten auch in Hamburg oder Stuttgart zu Verspätungen.
    Das komplette Interview mit Bernhard Huber können Sie hier nochmal nachlesen (PDF).
    Diese Nachricht wurde am 12.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.