Die Autoren seien in mancher Hinsicht professioneller geworden, Vorträge seien inzwischen mit "schauspielerischen Fähigkeiten versehen", so Winkels. Der Deutschlandfunk-Literaturkritiker und neue Jury-Präsident war in diesem Jahr zum 21. Mal in Klagenfurt. Lange Zeit sei dies umgekehrt gewesen, "dass man dem Auftritt gar keine Rolle beimessen wollte, was natürlich nicht stimmig ist".
Bei der dreitägigen Lese-Veranstaltung treten die Bewerber nacheinander an und tragen bislang unveröffentlichte Prosatexte oder Ausschnitte vor.
"Mehr Respekt für die Autoren"
Er habe außerdem beobachtet, so Winkels, dass von Seiten der Jury der Respekt vor den Autoren gewachsen sei. In der Vergangenheit seien unter Juroren wie Marcel Reich-Ranicki oder Hellmuth Karasek häufig "Schaukämpfe auf dem Rücken der Autoren ausgefochten" worden. Heute sei jedes Argument mit dem Text verknüpft, und er habe das Gefühl, "seitdem kommen die Autoren mit einem besseren Gefühl hierhin".
Der Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb sei "voll in der Mitte des literarischen Lebens angekommen", für die Preisträger sei ein Sieg "ein gewisser literarischer Adelsschlag".
Nora Gomringer ist 39. Preisträgerin
Die Jury im österreichischen Klagenfurt zeichnete die in Neunkirchen an der Saar geborene Nora Gomringer heute für einen Text über ein tragischen Vorfall aus. Der Text handelt von der Recherche einer Autorin namens Nora Bossong, die in einem Hochhaus Bewohner zum Tod eines 13-Jährigen befragt, der von einem Balkon im fünften Stock gestürzt ist.
Der Preis ist mit 25 000 Euro dotiert. An den 39. Tagen der deutschsprachigen Literatur hatten insgesamt 14 Autoren teilgenommen. Der Preis ist nach der österreichischen Autorin Ingeborg Bachmann (1926-1973) benannt.