Die Jury lobte die unangestrengte Satire über den deutschen Alltag, in dem ein Frühstücksei den Aufstand wagt. In ihrer Laudatio nannte Sandra Kegel den Text eine charmante, unangestrengte Satire über deutschen Alltag. Ein feiner Humor der Verunsicherung eines Physikers, der glaube, die Welt sei eine Versuchsanordnung, so Kegel weiter.
Jurymitglied und Deutschlandfunk-Redakteur Hubert Winkels lobt die Gesamtleistung von Sharon Dodua Otto als "beeindruckend". Ihm gefielt laut den Veranstaltern die anfangs geschilderte bürgerliche Szene: "Der Fokus ist eng gestellt, so dass man sich zu langweilen beginnt, es ist zu einer Farce gesteigert", sagte er. Mit dem Eintauchen in das Frühstücksei komme es dann aber zu basisphilosophischen Lebensfragen. Der extreme Wechsel der Geschwindigkeiten gefiel Winkels.
Sharon Dodua Otoo, die in Berlin lebt, engagiert sich in Vereinen und als Autorin gegen Diskriminierung, insbesondere von Frauen und Schwarzen. Würde versucht sie auch mit Sprache wiederherzustellen, so Tobias Wenzel in seinem Porträt für Deutschlandradio Kultur. Die 44-jährige Otoo sei gewitzt und habe einen sehr scharfen Blick für versteckten Rassismus.
Drei weitere Preise
Der Kelag-Preis geht an den Schweizer Dieter Zwicky für seien Text "Los Alamos ist winzig". Laudator Juri Steiner nannte Zwicky einen Magier. "Wir sind nicht verdutzt, sondern verzwickt."
Julia Wolf gewann den 3sat-Preis. Wolf galt in Klagenfurt als Favoritin auf den Hauptpreis. In ihrer Novelle "Walter Nowak bleibt liegen" wirft ein zunächst harmlos wirkender Badeunfall einen älteren Mann aus der Bahn. Kritiker Winkels sagte in seiner Laudatio, es gebe Texte, die durch öftere Lektüre tiefer würden, auch Wolfs Text über Genderprobleme werde immer komplexer, im Sinne Ingeborg Bachmanns. "Die Sprache ist nicht überladen, die Erinnerungsszenen sind stark erzählt und zugleich leicht melancholisch verschattet", urteilt Kritiker Kolja Mensing im Deutschlandradio Kultur.
Die Wienerin Stefanie Sargnagel gewann den Publikumspreis. Am ersten Tag lieferte sie eine "hübsch provokante Erzählung", so Mensing.
Eine junge, leicht randständige Autorin wird gebeten, einen Text für den Bachmann-Preis einzureichen, was sie aber eigentlich gar nicht will. Die Jury habe mit Stefanie Sargnagel gar nichts anzufangen gewusst. Das reale Publikum in Klagenfurt dagegen umso mehr.
In der "Literaturarena" am Wörthersee hatten sich insgesamt 14 Autoren um die Auszeichnung und drei weitere Preise beworben. Der Ingeborg-Bachmann-Preis ist nach der österreichischen Schriftstellerin benannt, die von 1926 bis 1973 lebte. Er gilt als einer der renommiertesten Literaturpreis im deutschsprachigen Raum.
(stfr/tzi)