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Inhaftierter Blogger Badawi
"Raifs Forderungen sind Realität geworden"

Beim Kölner Forum für Journalismuskritik hat Ensaf Haidar den Günter-Wallraff-Preis entgegengenommen – stellvertretend für ihren Mann, den inhaftierten saudischen Blogger Raif Badawi. Im Dlf warf Haidar die Frage auf, warum ihr Mann noch in Haft sei: "Alles, was Raif damals forderte, ist nun da."

Ensaf Haidar im Gespräch mit Bettina Schmieding |
5. Kölner Forum für Journalismuskritik: Die Ehefrau des Bloggers Badawi mit Blumen. Sie lacht in die Kamera.
Die Ehefrau des Bloggers Raif Badawi, Ensaf Haidar, beim Kölner Forum für Journalismuskritik (David Ertl)
Bettina Schmieding: Wie geht es Ihrem Mann im Moment? Was wissen Sie über seinen Zustand?
Ensaf Haidar: Ich will natürlich nicht negativ sein, aber ein Gefängnis bleibt immer ein Gefängnis. Seine Situation ist die, dass er am 17. Juni sieben Jahre inhaftiert sein wird. Sieben Jahre, die für uns und für Raif sehr schwierig waren, da seine Kinder ohne ihn aufwachsen müssen. Natürlich ist sein psychischer Gesundheitszustand sehr schlecht. Wir haben immer Hoffnung, ok. Aber zugleich gibt es in Raifs Angelegenheit keine Veränderungen. Wie ich bereits gesagt habe, es geht ihm psychisch schlecht.
Schmieding: Sind Sie mit der internationalen Unterstützung für Ihren Mann und die anderen Journalisten und Blogger zufrieden?
Haidar: Sicher, sicher bin ich sehr glücklich. Am meisten bestärkt mich und erfüllt mich mit Hoffnung und Mut, dass ich reisen, kommen und gehen kann, gerade weil mich diese internationale Solidarität durch Organisationen, Personen aus aller Welt erreicht. Natürlich macht mich das glücklich und stärkt mich, gerade auch, weil es einen symbolischen Rückhalt für Raif bedeutet.
"Raif ist kein Krimineller"
Schmieding: Welche Unterstützung internationaler Art wünschen Sie sich jetzt? Was müsste noch passieren?
Haidar: Natürlich wünsche ich mir von den Regierungen der Staatengemeinschaft, dass sie die internationalen Menschenrechte ernst nehmen und Raif unterstützen. Dass sie seine unversehrte Freilassung von der saudischen Regierung einfordern. Und das direkt. Raif ist kein Krimineller. Er ist jemand, der die natürlichen Recht der Menschen einfordert. Alles, was Raif will, all das macht der Kronprinz Muhammad bin Salman heute, alles, worüber Raif einst im Netz geschrieben hat. Also warum ist mein Mann bis heute in Haft?
Schmieding: Ändert sich durch die Arbeit des Kronprinzen die Situation für Journalisten?
Haidar: Nein. Ich spreche darüber, dass die Dinge, die Raif fordert, inzwischen ja Realität geworden sind. Beispielsweise kann eine Frau nun Auto fahren. Beispielsweise können jetzt Kinos in Saudi-Arabien betrieben werden. Raif forderte zum Beispiel auch, dass die Befugnisse der Religionspolizei begrenzt werden sollen und heute ist die Macht der Religionspolizei auch nicht mehr, wie sie vorher war. Alles, was Raif damals forderte, ist nun da.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.