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Initiative der Regierung
Peking soll rauchfrei werden - mal wieder

Willkommen in China, dem Land der Raucher. Ab Juni soll das aber anders werden: Zumindest in Peking wird das Rauchen in öffentlichen Gebäuden und auf vielen öffentlichen Plätzen verboten. Ob sich die neuen Vorschriften durchsetzen lassen, bleibt allerdings fraglich. Es ist nicht der erste Versuch.

Von Ruth Kirchner |
    Rauchender Chinese in Peking am 30.04.2012: Chinas Regierung will die Zahl der Raucher senken.
    In China gibt es 300 Millionen Raucher. Mit dem Rauchverbot in Peking will Chinas Regierung die Zahl der Raucher senken. (dpa / picture alliance / Xu Congjun Nt)
    Der Tabakladen von Herrn Zhang in der Xindong-Straße im Osten Pekings. Unter Glas liegen dutzende bunte Zigarettenschachteln mit wohlklingenden Namen wie "Kleiner Pandabär" oder "Roter Turmberg". Herr Zhang verkauft seit vielen Jahren Zigaretten – doch neuerdings macht er sich Sorgen:
    "Mit dem neuen Rauchverbot werden die Leute weniger rauchen können. Mit Sicherheit verkaufen wir dann weniger. Unser Geschäft wird das beinträchtigen."
    Die Stadt will tausende Kontrolleure losschicken, um die neuen Rauchverbote in öffentlichen Räumen wie Krankenhäusern, Behörden und Restaurants zu überwachen. Auch auf einigen öffentlichen Plätzen soll das Qualmen verboten werden. Bei Verstößen drohen hohe Geldbußen. Angela Pratt von der Weltgesundheitsorganisation setzt daher große Hoffnungen auf die neuen Regeln:
    "Wir denken, das neue Gesetz wird einen großen Unterschied machen. Es ist das bislang schärfste Gesetz in ganz China – es gibt keine Schlupflöcher, keine Ausnahmen. So werden jetzt beispielsweise die Besitzer von Restaurants für das Durchsetzen der Rauchverbote verantwortlich gemacht, nicht nur der einzelne Raucher. Daher sind wir zuversichtlich. Das neue Gesetz hat Vorbildcharakter für das ganze Land."
    Skepsis ist groß, dass es diesmal funktioniert
    Trotzdem bleiben Zweifel. Vor vier Jahren hat Peking schon mal versucht, Rauchverbote durchzusetzen; in vielen Restaurants hängen Verbotsschilder – daneben sitzen Gäste mit den Essstäbchen in der einen und der qualmenden Zigarette in der anderen Hand. Auf den Straßen Pekings ist daher die Skepsis groß, dass es diesmal wirklich anders wird.
    "Ich glaube nicht, dass das umgesetzt werden kann", sagt dieser junge Mann und zieht an seiner Kippe. "Chinas Wirtschaft entwickelt sich zwar sehr schnell, aber insgesamt bleibt vieles im Argen. Solche Regeln sind schwer zu kontrollieren, wenn es nur bei Bußgeldern bleibt. Alles in China ist nur ein einmaliger Windstoß."
    Denn Zigaretten sind im Land der 300 Millionen Raucher weiterhin extrem billig. Eine Schachtel gibt es ab 50 Cent. Die mächtige staatliche Tabakindustrie, die eng mit der Tabakaufsicht verbandelt ist, sperrt sich gegen Werbeverbote und gegen deutliche Warnungen auf Zigarettenschachteln. Und das obwohl China die WHO-Rahmenkonvention zur Tabakkontrolle schon vor neun Jahren ratifiziert hat.
    Zigaretten als Zeichen der Höflichkeit
    Doch Zigaretten seien wichtig im sozialen Getriebe der Gesellschaft, sagt Tabakhändler Zhang. Vor allem auf dem Land.
    "Zigaretten anzubieten ist eine Frage der Höflichkeit. Auch Hochzeiten sind nicht denkbar ohne Zigaretten und Alkohol."
    In seinem Tabakladen hat sich trotzdem etwas verändert: Herr Zhang musste einen Aufkleber anbringen, der vor den Gefahren des Rauchens warnt. Über eine Hotline können Bürger Verstöße gegen die neuen Rauchverbote melden. Schulkinder haben Handzeichen gelernt, die Raucher zum Aufhören auffordern sollen. Der Händler ist daher vorsichtig optimistisch:
    "Rauchen hat eine 5000 Jahre lange Geschichte in China. Wenn sich die Regierung ein bisschen mehr anstrengen würde, könnten die neuen Regeln sogar umgesetzt werden."