Axel Springer, die Bauer Media Group, Gruner+Jahr, die Funke Mediengruppe und Hubert Burda Media: Diese fünf Medienkonzerne haben gemeinsam eine Agenda für "True Media" beschlossen. Darin verpflichten sie sich der Demokratie, der publizistischen Verantwortung, dem Presserecht und dem verantwortungsvollen Umgang mit Daten.
Verlagen haben selbst Regenbogenblätter im Portfolio
"Das ist schon ein bisschen merkwürdig, dass jetzt fünf Verlage, auch namhafte Verlage, das noch einmal so betonen müssen, um Werbeanzeigen oder Werbekunden wieder zu gewinnen", sagte Moritz Tschermak, Chefredakteur des "Bildblog" im Dlf. "Die Stoßrichtung ist nicht so ganz die richtige aus meiner Sicht."
Die beteiligten Verlage hätten selbst Dutzende Regenbogenhefte im Portfolio wie "Echo der Frau", "Freizeitrevue" und "Das neue Blatt". "Die haben mit Wahrheit oder dem Versuch wahrhaftiger Berichterstattung nun wirklich so überhaupt nichts zu tun", betont Tschermak.
Verlage befürchten Werbeverluste
Auch beim Springer-Schlachtschiff "Bild" zeige der "Bildblog" immer wieder, dass falsch oder tendenziös berichtet werde. "Dass da jetzt diese Verlage loslegen und sagen, wir bringen die Wahrheit, im Gegensatz zu Facebook und Google, das ist mindestens fragwürdig", so der "Bildblog"-Chef.
Er vermutet, dass dahinter die Angst der Verlage steckt: Sie befürchten, dass das Geschäft mit Werbeanzeigen noch stärker zu Facebook und Google abwandert, so Tschermak. Facebook könne mit Micro-Targetting sehr gezielt Kunden ansprechen. "Das haben Verlage jetzt im Printbereich meines Wissens nach nicht. Das ist ein Riesennachteil", sagte Tschermak und vermutet: "Sehr wahrscheinlich auch deswegen diese Erklärung der fünf Verlage jetzt."
Facebook kann Kunden gezielter ansprechen
Es sei aber fraglich, ob die Initiative für "True Media" an den Interessen der Werbekunden nicht vorbeigehe, die vor allem ihre Produkte verkaufen wollen. Hochwertige Publikationen seien für Werbetreibende vor allem deswegen interessant, weil sie auf diese Weise wohlhabendere Kunden ansprechen könnten.
"Aber nichtsdestotrotz glaube ich auch, dass es den Werbekunden erstmal egal ist, wo sie werben, solange da nicht wirklich übelste Hetze neben ihrem Produkt zu finden ist", sagte Tschermak. Er rechnet nicht damit, dass die Initiative Werbekunden massenweise davon überzeugt, mehr in Print-Anzeigen zu investieren.