Kinder mit und ohne Behinderungen lernen öfter gemeinsam in Kitas und Schulen in Deutschland. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung steigt dieser sogenannte Inklusionsanteil weiter. Fast jedes dritte Kind mit Förderbedarf geht inzwischen auf eine Regelschule. Im Schuljahr 2013/2014 lag die Quote bei 31,4 Prozent, 2008/2009 waren es nur rund 18 Prozent. Das ist ein Anstieg von über 70 Prozent.
Trotz dieses Fortschritts bemängeln die Bertelsmann-Forscher eine unbefriedigende Situation für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen. Denn: Der Anteil der gesondert unterrichteten Schüler, die sogenannte Exklusionsquote, hat sich kaum verringert. Gegenüber der gesamten Schülerschaft lag sie 2008/09 bei 4,9 Prozent, fünf Jahre später immer noch bei 4,7 Prozent. Dass dennoch der Inklusionsanteil wächst, liegt an der steigenden Zahl von Kindern, bei denen ein sonderpädagogischer Förderbedarf diagnostiziert wird.
Kaum Inklusion in weiterführenden Schulen
"Ein steigender Inklusionsanteil ist nur dann ein Fortschritt, wenn parallel dazu die Exklusionsquote sinkt", sagte der Essener Erziehungswissenschaftler Klaus Klemm, Autor der Studie. Dies ist bislang insbesondere nicht für die weiterführenden Schulen erfüllt. "Je höher die Bildungsstufe, desto geringer sind die Chancen auf Inklusion", heißt es in der Studie.
In den Kitas beträgt der Anteil der gemeinsam betreuten Kinder mit Beeinträchtigungen mittlerweile 67 Prozent - gegenüber 61,5 Prozent vor fünf Jahren. In der Grundschule sind es 46,9 Prozent (2008/09: 33,6 Prozent). In den weiterführenden Schulen fällt der Anteil dann auf 29,9 Prozent. Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, sagte: "Inklusion macht Fortschritte. Zum gemeinsamen Lernen ist es aber noch ein weiter Weg. Inklusion ist oft noch ein Fremdwort."
Bremen steht an der Spitze
Bundesweit gibt es große Unterschiede beim Inklusionsanteil. Vor allem in den Stadtstaaten gehen Kinder mit und ohne Handicap gemeinsam zur Schule: In Bremen sind es 68,5 Prozent, in Hamburg 59,1 Prozent und in Berlin 54,5. In der Spitzengruppe liegt auch Schleswig-Holstein mit einem Inklusionsanteil von 60,5 Prozent. In Hessen und in Niedersachsen dagegen lernt jeweils weniger als ein Viertel der Förderschüler an Regelschulen.
(tzi/dk)