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Inklusion in der Lehrerausbildung
Allen Schülern den nötigen Raum geben

Inklusion in der Schule - der gemeinsame Unterricht für verhaltensauffällige, behinderte, normale und hochbegabte Kinder. Das ist ein Thema, an dem sich viele abarbeiten. Lehrer und Eltern sowieso, aber auch Lehramtsstudierende, die künftig alle zusammen unterrichten sollen und die Hochschullehrer, die sie ausbilden. Die Kultusministerkonferenz hat jetzt beschlossen, die Lehramtsanwärter nicht mehr nur allgemein auf das Thema vorzubereiten, sondern Inklusion auch zum Bestandteil in den einzelnen Unterrichtsfächern zu machen.

Von Andrea Groß |
    "Man muss offen reingehen und bereit sein, sich weiter zu bilden, weil: es gibt so viele Krankheitsbilder oder auch Verhaltensauffälligkeiten, oder besonders intelligente Kinder. Man muss einfach dann sehen, dass man jedes Kind individuell fördert und auch jedes Krankheitsbild, und auch alles kennt. Und dann - einfach flexibel sein und damit umgehen."
    Ramona studiert im fünften Semester Lehramt an der TU Dortmund. Als künftige Grundschullehrerin fühlt sie durch die Angebote ihrer Hochschule gründlich auf das Thema Inklusion vorbereitet. Vorlesungen und das Seminar "Diagnostik und individuelle Förderung", das für alle Lehramtsstudierenden Pflicht ist. Und die Praktika in den Schulen.
    "Da hat man schon gemerkt, dass junge Lehrerinnen gerade, auch Referendare darauf vorbereitet werden, offene Lernformen zu praktizieren, den Schülern Raum zu geben, in kleinen Gruppen zu arbeiten und hinterher im Plenum alles zu besprechen. Und es wird einfach nicht mehr so viel frontal unterrichtet."
    Obwohl Ramona sich gut gerüstet fühlt für einen Job an einer inklusiven Schule, hat sie doch, wie sie sagt, ein bisschen Bammel. Auch viele ihrer Kommilitonen, die Lehramt für andere Schulformen studieren, bezeichnen Inklusion als Herausforderung, als Doppelbelastung, als schwierige Aufgabe. So wie Lisa-Marie Schwärzel, die einmal Theologie und Deutsch am Gymnasium unterrichten will.
    "Es begegnet einem immer wieder in verschiedenen Seminaren und Vorlesungen. Also es ist immer ein ganz großes Thema. Aber irgendwie zieht es trotzdem so an einem vorbei. Es wird theoretisch behandelt, aber das war es irgendwie auch schon."
    Für viele ist die nächste Prüfung erst einmal wichtiger. Fast alle sagen aber: wenn sie mehr zu dem Thema wissen wollten, würden sie an der TU Dortmund schon die entsprechenden Seminare finden. Renate Walthes ist Professorin für Rehabilitationswissenschaft an der Uni Dortmund. Die Ausbildung für Lehrer von behinderten und verhaltensauffälligen Kindern ist ihr Kerngeschäft. Dass die Lehramtsstudierenden der anderen Schulformen sich auf das Thema Inklusion zum Teil nur zögerlich einlassen, liegt an dem bestehenden Lehrerausbildungsgesetz.
    "Solange die Lehrämter so getrennt sind, kann die Hochschule strukturell wenig tun. Sie kann nur versuchen, die Schnittstellen besser zu besetzen. Das dort, wo man interdisziplinär arbeiten kann, auch interdisziplinär zu arbeiten."
    Das verpflichtende Modul "Diagnostik und individuelle Förderung" bieten Erziehungswissenschaften und Rehawissenschaften in Dortmund gemeinsam an. Auch sonst gibt es Kooperationen - das erfordert aber viel Eigeninitiative, die nicht extra vergütet wird. Mehr Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Schulformen könnte nach Renate Walthes Ansicht helfen.
    An der Uni Münster gibt es keinen gesonderten Fachbereich Sonderpädagogik. Bildungswissenschaftler Christian Fischer wünscht sich, dass bei der Inklusion nicht nur lernschwache und behinderte Kinder aufgefangen, sondern auch Hochbegabte gefördert werden.
    "Da ist eigentlich die Universität Münster besonders gut aufgestellt, dass wir auch stark in die einzelnen Fächer gehen. Also dass man beispielsweise hier im Fach Mathematik sowohl Veranstaltungsformate für Studierende hat im Hinblick auf Rechenschwierigkeiten, bis aber auch zu Veranstaltungsformaten für potenziell mathematisch begabte Kinder."
    Genau diese Verankerung in den Fächern will die Kultusministerkonferenz jetzt in den Studienordnungen verankern.