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Innere Sicherheit in Frankreich
Schärfere Kontrollen, weniger Touristen

Nach den Terroranschlägen hat Frankreich die Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Das äußert sich nicht nur durch verstärkte Präsenz von Soldaten und Polizisten in der Öffentlichkeit. Auch Touristenattraktionen unterliegen Einschränkungen und schärferen Kontrollen. So auch in Straßburg.

Von Tonia Koch |
    Soldat vor dem Straßburger Münster während des Weihnachtsmarktes 2015
    Soldat vor dem Straßburger Münster während des Weihnachtsmarktes 2015 (FREDERICK FLORIN / AFP)
    Schwer bewaffnet patrouillieren mehrere Soldaten am frühen Vormittag um das Straßburger Münster. Die Kathedrale ist der Touristenmagnet schlechthin in der Altstadt. Ängste löst die militärische Präsenz bei zufällig befragten Touristen allerdings keine aus.
    "Es ist doch angenehm, wenn man das Gefühl hat, man wird beschützt. Das beruhigt doch und stört uns auch nicht. Ich glaube, dass die Polizei von der Armee dabei unterstützt werden muss, die sind effizienter."
    Überhaupt - außerhalb der touristischen Kernzone sei von verstärkten Sicherheitsmaßnahmen kaum etwas spürbar:
    "Gestern haben wir eine Busreise gemacht nach Colmar und da hat der Busfahrer gesagt, immer einen Pass dabei haben und ihr müsst den Pass vorweisen. Ich hatte natürlich keinen dabei, weil ich vom Schiff kam. Aber ich habe keinen gesehen, der ihn haben wollte, weder an der Grenze noch woanders."
    Ins Münster gelangen die Besucher nur noch über einen offenen Eingang, Taschen werden kontrolliert, die Öffnungszeiten reduziert. Erst ab 9 Uhr können Gläubige und Touristen hinein und über die Mittagszeit bleiben die Tore zwischen Viertel nach 11 und 14 Uhr geschlossen.
    "Ich hatte auch gerade gedacht, warum machen die um zwei Uhr erst wieder auf, es ist schon traurig, dass es so weit gekommen ist."
    20 Prozent Einnahmeverlust
    Die zivile Verwaltung des Münsters muss selbst für Sicherheit sorgen und die notwendigen Kontrollen in eigener Regie und Verantwortung durchführen, erläutert der zuständige Verwalter der Kirchengemeinde, Patrick Fuchs:
    "Wenn wir die gewohnten Öffnungszeiten beibehalten hätten, dann hätte ich drei weitere Leute einstellen müssen, um den Sicherheitsanforderungen Genüge zu tun, das war finanziell nicht zu leisten. Es geht daher nur über die Öffnungszeiten."
    Etwa 20 Prozent Einnahmeverlust muss die Kirchengemeinde wegen sinkender Besucherzahlen verkraften. Es werde weniger gekauft. Bei Kerzen und Andenken sei es besonders deutlich. Und ja, man müsse sich an die geänderte Situation anpassen, sagt Fuchs, der hofft, dass es seitens der Präfektur nicht noch mehr sicherheitsrelevante Auflagen geben wird.
    "Wir haben keine Wahl, mir müssen die Sicherheit der Kathedrale garantieren. Wenn nicht, laufen wir Gefahr, dass sie gesperrt wird, sollte die Präfektur das Gefühl haben, dass wir dazu nicht in der Lage sind."
    Nicht jedes geplante Fest kann stattfinden
    Die Präfektur ist auf regionaler Ebene zuständig für die Umsetzung der verstärkten Sicherheitsmaßnahmen. Gemeinsam mit den Veranstaltern von Festen, Konzerten und Ähnlichem werde die Bedrohungslage genauestens analysiert, beschreibt der zuständige Direktor Dominique-Nicolas Jane die Vorgehensweise:
    "Wir erörtern gemeinsam mögliche Lösungen, die umgesetzt werden können und verständigen uns dann auf ein Sicherheitskonzept."
    Die Kosten dafür hat immer der Veranstalter zu tragen. Das sei zwar nie anders gewesen, aber heute führe es dazu, dass nicht mehr jedes geplante Fest stattfinde, sagt Jane:
    "Es ist schon vorgekommen, dass der ein oder andere einsehen musste, dass er nicht in der Lage war, die Sicherheitsanforderungen zu erfüllen und verstanden hat, dass es besser ist, die Veranstaltung abzusagen."
    Konkrete Zahlen will Jane nicht nennen, ein paar Feste oder Konzerte seien allerdings der Sicherheitslage zum Opfer gefallen. Von staatlicher Seite aber sei keine Veranstaltung in Straßburg und Umgebung abgesagt worden. Trotz alledem: Der Handel spürt Zurückhaltung.
    Rückläufige Gästezahlen
    Es ist Markt auf der Place Broglie. Die feinen Marmeladen, der Honig und die anderen regionalen Leckereien finden kaum Abnehmer, bestätigten Brigitte und Eric:
    "Weniger ein bisschen. Vielleicht haben sie kein Geld oder sie haben Angst oder beides."
    Für verlässliche Angaben über mögliche Umsatzeinbrüche für Hotels und Gaststätten im Elsass sei es zu früh, verlautet der Verband. Die Gästezahlen seien rückläufig, heißt es, aber so manches Minus sei weniger auf die Sicherheitslage als vielmehr auf ein verregnetes Frühjahr zurückzuführen.