Forschende aus den USA haben untersucht, ob es Zusammenhänge gibt zwischen der Zeit der Nahrungsaufnahme und Anzeichen psychischer Porbleme wie Depressionen und Angstzuständen. Die Studie ist im Fachmagazin PNAS erschienen.
Was haben die Forscherinnen und Forscher herausgefunden?
Sie haben 20 Probanden in einen künstlichen Nachtschicht-Rhythmus versetzt. An diesen Rhythmus wurden sie allmählich gewöhnt. Am Ende war der Wach-Schlaf-Rhythmus dann um zwölf Stunden versetzt zur inneren Uhr der Probanden. Sie durften also erst zwölf Stunden später schlafen als sonst und mussten dementsprechend auch früher aufstehen. Dann haben sie der einen Hälfte sowohl tags als auch nachts Mahlzeiten verabreicht. Die andere Hälfte der Teilnehmenden durfte nur tagsüber essen - tagsüber im Sinne der inneren Uhr, auf die die Probanden eingestellt waren. Alles andere war genau gleich. Alle bekamen dieselben Mahlzeiten und hatten denselben Tag-Nacht-Rhythmus.
Das ganze Experiment dauerte 14 Tage. Und jeden Tag sollten die Teilnehmer in einem recht aufwändigen Frageprotokoll angeben, wie sie sich fühlen. Also nicht nur: Wie geht es dir heute? Sondern sie sollten sehr detailliert auf viele Fragen antworten. Und bei der Auswertung ergab sich: Diejenigen, die sowohl tags, als auch nachts gegessen hatten, zeigten relativ deutliche Anzeichen von Depression und Angstzuständen. Bei der Gruppe, die nur tagsüber gegessen hatte, war das nicht der Fall. Obwohl sie genauso viel gegessen hatten, wie die andere Gruppe.
Wie hängen Ernährung und Depression zusammen?
Das ist noch nicht genau geklärt. Es gibt aber einen interessanten Zusammenhang, den auch die Forscher in ihrem Paper diskutieren: Überzuckerung, also ein hoher Glukosespiegel, ist ein Risikofaktor für Depressionen. Und wenn der Körper nachts normalerweise nicht verdaut, sondern Enzyme produziert, hat er womöglich Probleme, Glukose zu speichern, und dann wird der Körper davon überschwemmt.
Und was den Forschern zufolge auch eine Rolle spielen könnte: Das Darmmikrobiom, also die körpereigenen Bakterien und Pilze, die wir im Darm haben. Diese Mikroben sind ja wesentlich an der Verdauung beteiligt und produzieren gleichzeitig Substanzen, die den Stoffwechsel beeinflussen. Auch den des Gehirns. Hier könnte es also einen Zusammenhang geben. Denn die Bakterien haben ja auch selbst eine innere Uhr – alle Lebewesen haben sie. Und wenn diese innere Uhr der Mikroben darauf eingestellt ist, nachts eben keine Nahrung zu verdauen, sondern Enzyme oder andere Substanzen zu produzieren, könnte das Effekte auf den ganzen Körper haben.
Thomas Kantermann von der Universität Bonn erklärt das so:
Thomas Kantermann von der Universität Bonn erklärt das so:
„Diese inneren Uhren haben ihren Ursprung vor vielen Millionen Jahren in Stoffwechselprozessen. Also dass die ersten Bakterien Stoffwechsel betrieben haben. Und es hat sich dann als positiv herausgestellt, wenn man diese Stoffwechselprozesse, Auf- und Abbau von Nährstoffen und Abfallprodukten, dass ich das zeitlich regeln kann. Weil, ich kann einen Stoffwechsel nicht zeitgleich stattfinden lassen. Und das betrifft eben auch die Verstoffwechslung von Zucker und die Bereitstellung von Enzymen. Und dann sind wir eben bei so etwas wie Diabetes. Wenn das durcheinandergerät.“
Und dass Menschen, die Schichtarbeit machen, ein erhöhtes Risiko für Typ 2-Diabetes haben, haben ja schon viele Studien gezeigt.
Was bedeutet das für Menschen, die in Nachtschicht arbeiten. Sollten sie acht Stunden lang zu arbeiten, ohne etwas zu essen?
Es ist noch viel zu früh, um aus dieser Studie Ratschläge für Nachtschicht-Arbeitende abzuleiten. Es ist erstmal nur ein Zusammenhang, den die Forschenden untersucht und gefunden haben. Was das jetzt genau bedeutet, muss erst noch weiter erforscht werden. Das sagt auch Thomas Kantermann:
„Es gibt natürlich Arbeitsplätze, wo es ja schwierig ist, durch die ganze Nacht zu kommen, ohne etwas zu essen. Da werden weitere Protokolle folgen müssen. Was heißt, nachts nichts essen? Heißt es wirklich gar nichts? Oder gibt es vielleicht doch Zeitfenster, wo es funktioniert, dann vielleicht doch zu Beginn der Schicht oder Ähnliches. Das wird man dann sehen. Wichtig ist jetzt, dass wir sagen können: Okay, die Studie zeigt, das funktioniert, wenn ich Rücksicht auf die Ernährung nehme, dass ich dann diese Rückkopplungsschleife Nachtschicht-Wirkung auf die innere Uhr beeinflussen kann. Und das ist mitnichten trivial.“
Und das wäre natürlich auch ein relativ einfacher Weg, auf dem man das gesundheitliche Risiko für Schichtarbeitende senken könnte.