Das Medium Radio spielt seine Stärken aus, wenn es schnell und lokal ist, sagt Stephan Türkay von Lawo, einem der weltweit führenden Broadcast-Unternehmen aus Rastatt im Schwarzwald. Lawo baut unter anderem Mischpulte für Radio und TV. Die Badener haben mit dem Schwedischen Rundfunk ein Radiostudio entwickelt, das ganz ohne Mischpult auskommt. Es besteht nur aus einem Bildschirm, einem Touch-Screen Monitor.
"Da haben wir einen sehr radikalen Wechsel der gesamten Bedienpilosophie gemacht: Wenn wir jetzt Touch Screen haben, müssen wir auch nicht auf die althergebrachte Weise damit umgehen. Die Leute lieben das, weil sie das Gefühl haben, dass sie das viel schneller beherrschen und begreifen, weil es viel näher an dem dran ist, was sie aus ihrem Privatleben kennen - von Tablet-Apps. Eigentlich schrumpft die ganze Radiobedienung in einen Bildschirm zusammen und den kann ich mitnehmen."
Ü-Wagen und Technik bleiben zu Hause
Eine wichtige Entwicklung für die elektronischen Medien nennt sich "Remote Production". Heißt: Fernsehsender schicken zu wichtigen Ereignissen nur noch Journalisten und Kameras. Der Ü-Wagen und der Großteil der Technik-Crew bleiben zuhause. Stephan Türkay:
"Und dann da zu produzieren, wo man sein Sendezentrum heute schon hat. Das bedeutet, dass man mit viel weniger Aufwand und mit viel weniger Aufwand, viel effizienter diese ganzen Spiele produzieren kann."
Die ARD hat so zum Beispiel im vergangenen Jahr die Fußball-WM in Russland produziert. Alle Signale sind in Baden-Baden geschnitten und gemischt worden.
Streaming direkt von der TV-Kamera aus
Der japanische Kamerahersteller Sony bietet für seine Kameras mobile Übertragungseinheiten an. Videojournalisten können ihre Bilder direkt zum TV-Sender schicken, sagt Martin Linsey von Sony.
"Nach dem Dreh können die Videodaten automatisch in die Cloud oder an den Sender übertragen werden. Dort kann sofort mit dem Schnitt begonnen werden. Das Video lässt sich natürlich auch via Social Media verteilen oder natürlich im TV senden. Der Videojournalist kann auch direkt von seiner Kamera das Bild ins Internet streamen."
Ein Netz für alle Sender
Wenn im Radio mit Korrespondenten gesprochen wird, dann läuft das Tonsignal über das Internet. Die großen Radiosender wie die BBC, die ARD oder NPR in den USA haben eigene Voice-Over-IP-Netze mit dem sogenannten SIP-Protokoll aufgebaut, über das sie ihre weltweiten Korrespondenten-Büros angebunden haben.
Vorteil: Beste Tonqualität in Live-Situationen via Web. Doch die SIP-Netzwerke der Broadcaster sind monolithische Inseln. Die will Kevin Leach von In:Quality in Großbritannien mit seinem Dienst sip.audio aufbrechen.
"Wenn man als Journalist in eine Breaking-News-Story gerät, dann wollen alle Medien mit einem sprechen: Sky New, CNN, ABC - alle Networks auf der Welt. Dann wird es schwierig, weil man keine standardisierte Plattform hat. Sip.Audio ermöglicht genau das. Man kann sich ohne Komplikationen zu anderen Broadcastern verbinden."
Automatisches Posting aus dem Radiostudio
Die vielleicht spannendste Idee kommt von Bionics, einem Start-up aus Großbritannien. Gründer Dan McQuillin sagt, abgefilmtes Radio ist langweilig. Besser: Radio, das seine Höhepunkte auf Twitter und Facebook verteilt. Das System schneidet auf Video eine Radiosendung mit, filmt die Studiogäste ganz ohne Kamerapersonal. Es misst danach die Resonanz auf Twitter und Facebook und empfiehlt den Radiomachern Highlight-Video-Clips zum Weiterverteilen auf Facebook. Dan McQuillin von Bionics:
"Lange Zeit haben Radiosender ihre Sendungen einfach als Videosignal gestreamt. Aber keiner will Radio schauen. Doch das Teilen bestimmter Inhalte ist spannend. Die Menschen reagieren emotional auf das Radio - sie lachen oder weinen. Und das wollen sie mit ihren Freunden teilen. Und genau danach suchen sie auf YouTube und Google."