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Insekten als Eiweißquelle

.... und ab in die Pfanne? Nein, ganz so wird es wohl nicht kommen. Aber dennoch machen sich Entomologen daran, Eiweißreserven, die in Insekten schlummern, für die menschliche Ernährung zu erschließen. Man wird sie vielleicht brauchen, sagt Frans Meerman von der Uni Wageningen:

Von Remko Kragt |
    Zum Beispiel, wenn alle Chinesenl in Zukunft so viel Fleisch essen wollen wie die Amerikaner. Wir haben dann auf der Erde viel zu wenig Platz für den Anbau der Futterpflanzen für die Tiere, die die Menschen mit Fleisch versorgen sollen. Wir müssen uns also für die Zukunft überlegen, woher wir Eiweiß und wichtige Spurenelemente nehmen wollen, die in Fleisch enthalten sind.

    In anderen Kulturen – in Afrika, Südamerika und Asien – gehören Insekten wie selbstverständlich auf den Speiseplan. Südafrikaner, die es sich leisten können, mögen gegrillte oder getrocknete Heuschrecken als Snack. In armen Gegenden sammeln schwangere Frauen und Mütter kleiner Kinder Insekteneier oder Larven als eiweißreiche Nahrungsergänzung. Rund 1400 verschiedene Insekten aller Arten werden weltweit gegessen – "Warum nicht auch bei uns?" fragten sich die Wissenschaftler. Insektenzucht habe schließlich große Vorteile:

    Insekten setzen als wechselwarme Tiere pflanzliche Ernährung sehr effektiv in Körpergewicht, also Fleisch, um. Der drohende globale Energiemangel ist deshalb einer der Triebfedern für unsere Untersuchungen. Eine andere ist, dass man mit Insektenzucht viel Ärger vermeidet, den man mit der intensiven Viehzucht hat – etwa Probleme mit artgerechter Haltung oder mit dem Gülleüberschuss. Und schließlich übertragen Insekten weder Schweinepest noch BSE.

    Es gehe aber nicht darum, etwa Fliegen oder Käfer einzufangen und sie zu Mahlzeiten zu verarbeiten. Das sei viel zu aufwendig und zu teuer. Die Insektenzucht für die menschliche Nahrung sei vielmehr eine Sache für die Labors der großen Nahrungsmittelproduzenten, erklärt Frans Meerman. Insektenzucht sei industrielle Fleischproduktion. Das Produkt sei aber kein Fleisch, sondern ein dickflüssiger, dunkler Brei, den man etwa Fertigmahlzeiten oder kleinen Häppchen beimischen könne. Bisher allerdings kümmern die Lebensmittelhersteller sich kaum um diese Möglichkeit. Sie scheuten wohl die Reaktion der Verbraucher, glaubt Frans Meerman:

    Das stimmt. Der Ekelfaktor liegt bei diesen Tieren ziemlich hoch, weil wir uns ein Bild ausmalen etwa von Kakerlaken, die im Dreck herumlaufen und wir stellen uns vor, dass wir indirekt diesen Dreck essen, wenn wir Kakerlaken essen. Hinzu kommen die plötzlichen Bewegungen der Tierchen. Außerdem gibt es tatsächlich viele Insekten, die von Abfall leben. Sie essen zu müssen, das ist keine schöne Vorstellung.

    Frans Meerman selbst habe dazu eine unvoreingenommene Haltung. Für ihn seien Insekten Tiere wie andere auch. Er bietet bei seinen Vorlesungen häufiger Kostproben an und er sei sich einig mit denen, die sich zu probieren trauen; sie schmecken lecker.

    In einer parallel laufenden Forschungsarbeit wird deshalb untersucht, wie Insekten auch den Verbrauchern schmackhaft gemacht werden können. Es geht dabei nicht nur um den Geschmack. Wichtig ist vor allem, wie diese Zutaten etwa auf Verpackungen deklariert werden können, ohne dass sie den Widerwillen potentieller Käufer hervorrufen:

    Wenn wir das potential nutzen wollen, dann müssen wir Eiweiß, das irgendwie mit Hilfe von Insekten produziert wurde, wohl auf eine Weise anbieten, die überhaupt nicht auf Insekten zurückgeführt werden kann.

    Globale Ernährungsprobleme werde man mit der Insektenzucht zwar nicht lösen. Aber wenn die Verbraucher sie akzeptieren, sagt Frans Meerman, dann könnten Insekten einen sehr preiswerten Beitrag zu einer hochwertigen Fertignahrung liefern.