Eunice Omolo zerrte eine große graue Plastikbox von einem Stapel. Vorsichtig hebt sie den Deckel ab. Das Innere ist mit Eierkartons säuberlich in kleine Kammern unterteilt. Darin krabbeln Grillen – jede Menge davon. Das können 1.000 sein, 1.500, sogar bis zu 2.000. An einer Wand in ihrer Küche stehen 60 Boxen fein säuberlich gestapelt. Eunice Omolo ist Grillenfarmerin.
"Erst war das nur ein Hobby, aber jetzt wird es ein Geschäft. Man kann Grillen zum Essen züchten, das machen viele. Aber ich verkaufe mehr Zuchttiere, wenn andere eine Farm starten wollen."
Insekten gibt es überall in Westkenia. Grillen, Grashüpfer, Termiten – die Krabbeltiere landen traditionell auch auf dem Tisch. Allerdings war Insektenfangen in den vergangenen Jahren eher ein Kinderspiel als ernsthafte Nahrungsbeschaffung.
Grillen fangen ist langwierig und ineffektiv
"Die Leute haben mir gesagt: "Die haben wir gesammelt, als wir klein waren." Sie sind über die Farm oder durch den Garten gerannt, haben eine oder zwei Grillen gefangen, auf offenem Feuer geröstet und gegessen."
Monica Ayieko ist Professorin an der Universität in Bondo. Sie beschäftigt sich mit einer sicheren Versorgung der Kenianer mit Lebensmitteln – durch Insekten.
"Ich habe mit der Insektenforschung angefangen, weil es hier eine Menge unterernährte Menschen gibt, vor allem Kinder. Sie haben nicht genug zu essen, obwohl es so viele Insekten in der Gegend um den Victoriasee gibt."
Grillen fangen in freier Natur ist mühsam, langwierig und nicht sehr effektiv. Monica Ayieko hat erforscht, wie man die Insekten am besten züchtet - und dann die Farmer geschult.
"Es ist keine schwere Arbeit. Wir füttern sie mit Kohl, Mehl und Futtermischungen. Die Insekten leben in der Natur von Grünzeug, also müssen wir ihnen das auch hier geben", erklärt Grace Achieng. Obwohl Insekten essen für ihre Großeltern noch normal war: Die jüngere Generation ist da erst einmal skeptisch. Judith Auma hat sich trotzdem überwunden.
"Ich habe eine frittierte probiert, und sie war gut. Meine Mutter hat sie zubereitet und ich habe nur eine genommen, den Kopf abgemacht und ein winziges Stück abgebissen. Dann habe ich sie ganz aufgegessen, weil sie so lecker war."
Grillen-Mehl als Nahrungsmittelgrundlage
Einfacher ist es, gebratene Grillen zu feinem Pulver zu mahlen und das Mehl zum Kochen zu verwenden, erklärt Monica Ayieko.
"Jetzt ist die Idee, sie als verarbeitete Nahrungsmittel zu vermarkten. Sodass sie nicht mehr aussehen wie Insekten, die jemanden beißen können. Deshalb habe ich zunächst Kekse entwickelt, weil Kinder die lieben."
Kuchen, Kekse oder Porridge auf Insektenbasis gibt es in Westkenia mittlerweile im Supermarkt. Ein Unternehmen kauft den Grillenfarmern die Tiere für ihre Produktion ab. Aber das Einkommen ist nicht das Wichtigste, sagt Silpa Ayango:
"Mein Sohn war unglaublich dünn mit dem normalen Essen. Aber dann habe ich ihm Grillen gegeben und das war ein großer Unterschied. Sein Körper hat sich verändert, und er sah gesund aus."
Die Insekten enthalten alle essenziellen Aminosäuren, Vitamine und Mineralien wie Eisen oder Zink. Sie sind chemiefrei und billig. Monica Ayieko: "Sie sind die Eiweiß-Lieferanten der Zukunft. Wir können nicht mehr weiter im großen Stil Schafe, Ziegen und Kühe züchten. Wir brauchen diese kleinen Tiere, die uns reiche Nährstoffe liefern."