Wenn eine Hornisse mit tiefem Gebrumm herangeflogen kommt, dann klingt das durchaus bedrohlich.
Dabei hat sie auch eine sympathische Seite. Um die zu erkennen, muss man nur sehr genau hinschauen.
Dabei hat sie auch eine sympathische Seite. Um die zu erkennen, muss man nur sehr genau hinschauen.
So wie es Oliver Meckes und Nicole Ottawa in ihrem Buch »Wandlungskünstler« getan haben.
Auf den Portraits, die die Fotografen per Rasterelektronenmikroskop gemacht haben, scheint die Hornisse geradezu milde aus ihren großen schwarzen Augen dreinzuschauen und dabei zu lächeln.
Eindrucksvolle Porträts von Insekten
Der Eindruck stimmt sogar, schreiben die Wissenschaftsjournalisten Veronika Straaß und Claus-Peter Lieckfeld, die die Texte zu den Portraits beigesteuert haben:
"Hornissen sind weniger aggressiv als Wespen, und sie pumpen pro Stich nur einen Bruchteil ihres Giftblaseninhalts in ihre Opfer. Der Grund für den sparsamen Einsatz: Hornissen brauchen ihre Giftwaffe unter anderem für die Jagd und können sich einen leeren Gifttank gar nicht leisten."
Damit jagen sie Wespen, Fliegen, Bremsen oder Spinnen für den Nachwuchs, die Larven.
Die sehen aus wie dicke weiße Würste mit einem kahlen, gelblichen Mondgesicht und Kieferzangen, die in der starken Vergrößerung an Hasenzähne erinnern.
Man kann sich kaum vorstellen, dass sie sich einmal zu einer erwachsenen Hornisse entwickeln:
Fantastische Insektenwelt
Doch genau diese Verwandlung ist die Basis für den Erfolg. Wie diese Metamorphose aber genau abläuft, ist bis heute unbekannt.
"Die gängige Kurzbeschreibung für eine Totalverwandlung lautet: Eine Insektenlarve löst sich in ihrer Puppenhülle per kontrollierter Selbstverdauung fast gänzlich auf. Aus dem zurückbleibenden Zellhaufen oder aus Teilen davon formt sich hormongesteuert das erwachsene Tier. Eine Wiedergeburt aus den Resten des eigenen »gestorbenen« Körpers."
Erst im Jahr 2013 gelang es einem britisch-dänischen Forscherteam, per Computertomographie einer Schmeißfliegenpuppe bei der Metamorphose zuzuschauen.
Dabei wissen Forscher schon lange, dass eben diese Metamorphose der Schlüssel zum Erfolg vieler Insekten ist.
Als Puppen können sie widrige Umstände eine gehörige Zeit lang überdauern.
Und die jungen und die alten Tiere ernähren sich von ganz verschiedenen Ressourcen.
"Raupe und Falter, Käferlarve und Käfer, Fliegenmade und Fliege können problemlos nebeneinander existieren, ohne sich gegenseitig die Nahrung wegzufressen. Die Larven können sich den Aufwand, Flügel und Flugmuskeln auszubilden, sparen und sich auf das Wesentliche ihres Lebensabschnitts konzentrieren: aufs Fressen und Wachsen."
Wenn sie dann aus der Puppenhülle schlüpfen, können sie losfliegen und neues Terrain besiedeln.
Die Generationen gehen einander aus dem Weg.
Die Generationen gehen einander aus dem Weg.
Fotostudio der Evolution
Das opulent gestaltete Softcoverbuch enthält faszinierende Mikroskop- und Makro-Portraits von 20 Arten aus sechs Insektenordnungen – sowohl im Bild als auch im Text.
Auch wenn einige Beschreibungen ein bisschen tiefer gehen und die Unterschiede zwischen den Entwicklungsstadien besser beschreiben könnten – empfehlenswert.
Zielgruppe:
Menschen, die ihre Augen öffnen wollen für die vielseitige,
verrückte und – ja – schöne Gruppe der Insekten.
Menschen, die ihre Augen öffnen wollen für die vielseitige,
verrückte und – ja – schöne Gruppe der Insekten.
Erkenntnisgewinn:
Auge in Auge mit den Wespen, Mücken, Fliegen und Libellen zeigt dieses Buch, wie Arbeitsteilung zwischen den Generationen Insekten Erfolg beschert.
Auge in Auge mit den Wespen, Mücken, Fliegen und Libellen zeigt dieses Buch, wie Arbeitsteilung zwischen den Generationen Insekten Erfolg beschert.
Spaßfaktor
Die Insekten so zu sehen, wie man sie selten zu Gesicht bekommt. Und sich darüber zu amüsieren, wie wurstig die Tiere aussehen, wenn sie klein sind.
Die Insekten so zu sehen, wie man sie selten zu Gesicht bekommt. Und sich darüber zu amüsieren, wie wurstig die Tiere aussehen, wenn sie klein sind.
Veronika Straaß, Claus-Peter Lieckfeld, Oliver Meckes und Nicole Ottawa
"Wandlungskünstler. Die geheime Erfolgsgeschichte der Insekten"
Dölling und Galitz Verlag, 120 Seiten, 24,90 Euro.