Klimafreundliche Alternative
Insekten als Nahrungsmittel

Insekten kommen in einigen Teilen der Welt als gewöhnliches Nahrungsmittel auf den Tisch. Auch in der EU sind einige Insektenarten bereits als Lebensmittel zugelassen. Es kommen immer mehr dazu: gefroren, getrocknet oder in Pulverform.

24.01.2023
    In Salz gebratene Wanderheuschrecken liegen in einer Pfanne
    Auch Wanderheuschrecken sind als Nahrungsmittel in der EU zugelassen (picture alliance / HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com / HELMUT FOHRINGER)
    Sie gelten als proteinreich und klimafreundliche Alternative zu Nutztier-Fleisch. Dennoch scheuen sich viele Menschen davor, Insekten zu essen - in welcher Form auch immer. In der EU sind vier Insektenarten als Lebensmittel zugelassen und es kommen immer mehr dazu, die nicht nur auf dem menschlichen Speiseplan landen können.

    Welche Insekten sind in der EU bisher als Lebensmittel zugelassen?

    In der Europäischen Union gelten Insekten als "neuartige Lebensmittel" und müssen einen langen Zulassungsprozess durchlaufen. Diese vier Insektanarten hat die Europäische Kommission bisher zugelassen:
    • Wanderheuschrecke
    • Mehlwurm
    • Getreideschimmelkäfer (seine Larve wird Buffalowurm genannt)
    • Hausgrille (Heimchen)
    Schon seit 2021 dürfen der gelbe Mehlwurm und die Wanderheuschrecke in der EU verarbeitet werden. Seit Anfang 2023 neu dabei sind die Hausgrillen in Pulverform und die Larven des Getreideschimmelkäfers in gefrorener, pastenartiger, getrockneter oder pulverisierter Form. Es gibt acht weitere Anträge auf die Zulassung von Insekten als Lebensmittel.
    Diese Insekten können etwa in Backwaren wie Brot und Brötchen, Keksen und Backmischungen vorkommen, in Müslis, Pizza, Nudeln, Soßen und Suppen, als Fleisch- und Milchersatz oder in Schokolade.

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    Müssen insektenhaltige Lebensmittel besonders gekennzeichnet werden?

    Ja. Wenn ein Produkt ein Insekt enthält, muss der Artname in der Zutatenliste "ordnungsgemäß" gekennzeichnet sein - auch seine Form. Grillen-Pulver müsste zum Beispiel als "teilweise entfettetes Pulver aus Acheta domesticus (Hausgrille)" aufgelistet werden.
    Ob das Produkt dann auch nicht mehr als vegan oder vegetarisch angeboten werden darf, ist noch nicht abschließend geklärt, dort gibt es laut der Verbraucherzentrale NRW noch rechtlichen Regelungsbedarf. Bislang gibt es noch keine rechtsverbindliche Definition der Begriffe "vegan" und "vegetarisch", allerdings haben sich die Verbraucherschutzminister der Bundesländer 2016 auf Definitionen geeinigt, um im Markt der so gekennzeichneten Lebensmittel für Klarheit zu sorgen.
    Nach diesem Beschluss dürfen als vegan und vegetarisch gekennzeichnete Lebensmittel keine Zutaten (einschließlich Zusatzstoffe, Trägerstoffe, Aromen, Enzyme), Verarbeitungshilfsstoffe und vergleichbare Stoffe enthalten, die tierischen Ursprungs sind. Pulver auf Basis von Speiseinsekten sind tierischen Ursprungs und sollten daher nicht in veganen oder vegetarischen Lebensmitteln zu finden sein dürfen, erklärt die Verbraucherzentrale NRW.

    Wie nahrhaft sind Insekten, gibt es Gefahren für Allergiker?

    Die Europäische Agentur für Lebensmittelsicherheit hat den Verzehr wissenschaftlich untersucht und als gesundheitlich unbedenklich eingestuft. Allerdings können laut der EFSA möglicherweise Allergien auftreten. Das betrifft besonders Menschen mit bestehenden Allergien gegen Krebstiere oder Hausstaubmilben. Entsprechende Hinweise auf den Produkten sind daher ebenfalls Pflicht.
    Balkendiagramm zeigt: Laut Prognosen soll die Marktgröße von Vertical Farming weltweit im Jahr 2030 bei 33 Milliarden US-Dollar liegen.
    Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) kommt in ihren Studien zum Ergebnis, dass Insekten eine sehr nahrhafte und gesunde Nahrungsquelle mit einem hohen Gehalt an Fett, Eiweiß, Vitaminen, Ballaststoffen und Mineralien sind. Insekten seien eine alternative Proteinquelle, die den Übergang zu einer gesunden und nachhaltigen Ernährung bieten könnten.

    Wie akzeptiert sind Insekten als Nahrungsmittel, welche Vorbehalte gibt es?

    In vielen Teilen der Welt werden Insekten regelmäßig gegessen, in der EU sind sie als Lebensmittel noch ein Nischenmarkt, auch wenn ganze Insekten in der EU auch ohne die Regeln für neuartige Lebensmittel schon seit Längerem verkauft werden. Die aktuelle Verordnung sieht dafür eine Übergangsregel vor. Daher sind einige Insekten im Ganzen schon auf dem Markt, während die wissenschaftliche Überprüfung noch andauert.

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    Viele Menschen in Europa ekeln sich vor Insekten oder haben Angst davor. Einige fürchten sich zudem, unwissentlich ein Insekt zu essen, weil die Kennzeichnung nicht deutlich genug ist. Ernährungsgewohnheiten unterscheiden sich nach Kulturkreisen und sind dynamisch, erklärte Soziologe Fritz Reusswig vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung im Dlf.
    So seien die Vorbehalte gegen Algen vor einigen Jahren viel höher gewesen als heute. Und Insekten seien früher auch in Europa gegessen worden. "Ekel vor Nahrungsmitteln ist eigentlich keine natürliche Eigenschaft von uns Menschen. Kinder bis zu zwei Jahren ekeln sich eigentlich vor gar nichts und werden dann von uns in jeweilige Kulturen reinsozialisiert."

    Welche Vorteile ergeben sich aus dieser Nahrungsalternative?

    Laut einer Analyse des Umweltbundesamts aus dem Jahr 2020 erfordert die Nahrung aus kontrolliert aufgezogenen Insekten im Vergleich zu Nutztierfleisch weniger Treibhausgase, weniger Wasser und Flächenverbrauch sowie weniger Lebensmittelabfälle - diese können nämlich wiederum als Insektenfutter verwendet werden.
    Auch als Futtermittelalternative kommen Insekten infrage. In Europa sind Insekten seit 2017 als Bestandteil von Fischfutter zugelassen. Seit 2021 dürfen in der EU auch Schweine und Hühner mit Insekten gefüttert werden.
    Quellen: Kathrin Kühn, Europäische Kommission, Verbraucherzentrale NRW, og