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Insel Verlag meldet Insolvenz an

Suhrkamp und Insel sind eng miteinander verbunden, sagt die Suhrkamp-Verlagssprecherin Tanja Postpischil. In dem Moment, in dem der Suhrkamp-Verlag den Schutzschirm-Antrag gestellt habe, sei es zwingend notwendig gewesen, den Inselverlag auch in das Verfahren einzugliedern, so Postpischil.

Tanja Postpischil im Gespräch mit Christoph Schmitz |
    Christoph Schmitz: Zu Beginn aber geht es um Bücher. Über 100 Jahre ist der Insel-Verlag nun schon alt. Von Goethe bis Rilke hat er anfangs deutsche Literatur verlegt, in der Insel-Bücherei die schönen kleinen Bände geschmückt, verziert und mit einem Autoren- und Titelkästchen versehen wie von Hand aufgeklebt. Bis heute steht Insel für bibliophile Ausgaben und für ein Programm, das Tradition und Gegenwart verbinden möchte. Seit 1981 gehört der Insel-Verlag zu Suhrkamp. Er ist eines jener Beiboote von Suhrkamp, wie es der Generalbevollmächtigte des Verlags, Frank Kebekus, formulierte. Er gestaltet zurzeit die Geschicke bei Suhrkamp mit, seit Suhrkamp Ende Mai unter den Schutzschirm des Insolvenzrechts geschlüpft ist. Heute berichtet die Zeitung "Die Welt", dass auch für Insel Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt worden ist, schon vor einem Monat. Der "Welt"-Autor Richard Kämmerlings versteht die Welt nicht mehr. Wie kann es denn sein, dass Insel insolvent ist, obwohl der Verlag immer profitabel gewesen sein soll und die Verlegerin, Ulla Unseld-Berkéwicz, Anfang des Jahres noch von zweistelligen Zuwachsraten bei Insel gesprochen habe. Wie kann das sein, habe ich die Suhrkamp-Verlagssprecherin Tanja Postpischil gefragt?

    Tanja Postpischil: Das hängt zusammen mit der engen Verbundenheit der beiden Verlage. Wir sprechen ja auch immerfort von der Verlagsgruppe Suhrkamp und Insel. Das heißt, die beiden Verlage hängen finanziell, personell, wirtschaftlich sehr eng miteinander zusammen. Und in dem Moment, wo Suhrkamp-Verlag den Schutzschirm-Antrag gestellt hat, war es zwingend notwendig, den Insel-Verlag auch in das Verfahren einzugliedern.

    Schmitz: Ein Verfahren, eine Insolvenz in Eigenverwaltung, so heißt es. Das bedeutet?

    Postpischil: Das bedeutet, dass auch das Verfahren des Insel-Verlages kein klassisches Insolvenzverfahren ist, sondern dass auch hier, genau wie bei dem Schutzschirmverfahren, die jetzige Geschäftsführung den Sanierungsplan auch für den Insel-Verlag entwickelt und das Verfahren durchführt.

    Schmitz: Also eine Insolvenz in Eigenverantwortung unter dem Dach des Schutzschirmverfahrens für Suhrkamp?

    Postpischil: Genau. Im Grunde könnte man sagen, der Schutzschirm für Insel oder der Suhrkamp-Schutzschirm ist so groß, dass auch der Insel-Verlag darunter einen Platz findet.

    Schmitz: Und von Anfang an war es dann wohl notwendig, dass man die Beiboote auch in dieses Insolvenzverfahren mit hineinbringen würde?

    Postpischil: Genau. Alles andere ist auch gar nicht möglich. Da die Mitarbeiter des Suhrkamp-Verlages auch Bücher des Insel-Verlages lektorieren oder Presse dafür machen oder was auch immer tun, das heißt, ist der eine in einem Verfahren, also der eine Verlag, muss der andere folgen.

    Schmitz: Der "Welt"-Autor Kämmerlings vermutet nun, dass Suhrkamp, wo das Insel-Programm ja entsteht, an Insel eine Rechnung über 1,8 Millionen Euro gestellt hat, die Insel angeblich nicht zahlen kann, um Insel so in die Insolvenz zu manövrieren.

    Postpischil: Das ist kein Manöver. Es ist ein Verfahren, was immer so stattfindet. Der Suhrkamp-Verlag stellt immer Rechnungen an den Insel-Verlag, weil die Dinge so abgerechnet werden. Das sind formaljuristische Vorgänge, die eben genau so stattfinden.

    Schmitz: …, weil das Insel-Programm komplett von der Suhrkamp-Mannschaft inhaltlich gestaltet und umgesetzt wird?

    Postpischil: Genau.

    Schmitz: "Die Welt" schreibt dann weiterhin, kurz vor dem Schutzschirmverfahren habe die Gesellschafterversammlung noch hohe Investitionen über elf Millionen Euro beschlossen für Autorenhonorare, vor allem aber für den Neubau eines Verlagshauses in Berlin-Mitte in Höhe von fast zehn Millionen Euro. Wie gehen Investitionspläne auf der einen Seite und Insolvenzpläne auf der anderen Seite zusammen, fragt sich "Die Welt"?

    Postpischil: Ja, das fragt sich "Die Welt". Ja, diese Frage ist ein wenig unzulässig. Es ist so, dass der Schutzschirm beantragt wurde, weil der Suhrkamp-Verlag überschuldet ist. Das Umzugsvorhaben des Verlages ist ein Projekt, das sehr, sehr lange besteht und das auch nicht auf einen Rutsch bezahlt wird. Wenn Sie ein Haus bauen, wenn ich ein Haus baue, gibt es dafür Finanzierungsmodelle, die eben nicht vorsehen, dass man neun Millionen – die Zahl ist gefallen; die kann ich weder bestätigen noch dementieren – sofort auf den Tisch legt.

    Schmitz: Das heißt, der Suhrkamp-Verlag zahlt jetzt Miete für eine große Immobilie in Prenzlauer Berg?

    Postpischil: Genau.

    Schmitz: Und die Summen könnte man auch zur Tilgung eines Kredites verwenden, der einem den Hausbau, einen Neubau ermöglicht?

    Postpischil: Absolut! Das sehen Sie vollkommen richtig, denn wir wohnen auch in der Pappelallee nicht, ohne Miete zu zahlen.

    Schmitz: Die Zeitung "Die Welt" behauptet nun weiter, die Nachricht von der Insel-Insolvenz sei neu und deute an, dass sie hätte vertuscht werden sollen. Was sagen Sie dazu?

    Postpischil: Das stimmt nicht. Es ist zum einen schon gemeldet worden an der einen oder anderen Stelle, die "FAS" schrieb darüber, das "Handelsblatt" schrieb darüber, die "Wirtschaftswoche" schrieb darüber. "Die Welt" hat es offensichtlich noch nicht mitbekommen. Wir haben diesen Antrag gestellt am 3. Juni, genau eine Woche nach dem Schutzschirmantrag für den Suhrkamp-Verlag, und seitdem läuft auch dieses Verfahren.

    Schmitz: Und wird es ein Frühjahrsprogramm 2014 geben, für Suhrkamp und auch für Insel?

    Postpischil: Natürlich. Für beide Verlage werden alle Bücher, die angekündigt sind, auch wie geplant erscheinen.

    Schmitz: Sowohl im Herbst als auch im nächsten Jahr?

    Postpischil: Ja!

    Schmitz: Kurz und knapp gesagt von Tanja Postpischil, Suhrkamp-Pressesprecherin, über die Zukunft von Insel.


    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.