"Wir füttern die Tiere oft mit Hühnern oder Mäusen, darum reagieren sie auf dieses Geräusch. Hier haben wir ein Weibchen, das etwas kleiner und schwächer ist als die Rüden. Ein echtes Problem bei der Zucht ist, dass sie sich an den Menschen gewöhnen und ein Verhalten entwickeln, das wir wissenschaftlich als "Kühnheit" bezeichnen. Sie haben zwar nach wie vor Angst vor uns, greifen aber sehr schnell an. Wenn sie einmal zubeißen mit ihren extrem scharfen Zähnen lassen sie nicht mehr los, also Vorsicht."
Tiit Maran beim täglichen Besuch seiner Nerze im Zoo der estnischen Hauptstadt Tallinn. Der Biologe leitet das Wiederansiedlungsprogramm des Europäischen Nerzes in seiner baltischen Heimat. Die Zucht der Tiere sei relativ unproblematisch, viel schwieriger gestalte sich die anschließende Wiederansiedlung in der freien Wildbahn. Zuletzt wilderten die Biologen im Jahr 2008 35 Nerze aus.
"Von diesen Tieren haben wir in diesem Jahr zwei nachweisen können, wobei das Monitoring ziemlich schwierig ist, weil die Tiere sich nicht zeigen oder die Sender verlieren. Man muss aber berücksichtigen, dass die natürliche Überlebensrate auch nur bei 50 Prozent liegt."
Wie schwer es ist, den Nerz in Europa wieder heimisch zu machen, weiß auch Rüdiger Schröpfer von der Uni Osnabrück, wo er ein Forschungsprojekt zur Wiederansiedlung des Europäischen Nerzes leitet. Seit 2004 wildert Schröpfer Nerze aus und zwar im niedersächsischen Emsland sowie im Saarland, also nicht etwa auf abgelegenen Inseln. Trotzdem konnte auch er die Überwinterung einzelner Tiere nachweisen.
"Höchstwahrscheinlich ist die Nahrung kein Problem, sondern die Schwierigkeit ist, dass die Tiere das Gebiet erstmal so kennenlernen müssen, dass sie sich selbst ernähren können. Und zwar lassen wir die fast erwachsenen Jungtiere nicht einfach raus und lassen die dann laufen, sondern sie kommen erst in Auswilderungsarenen. Dort werden sie also gefüttert und möglichst in Gruppen gehalten, zum Beispiel Eltern mit den Jungtieren, und die bleiben einige Zeit, wenige Tage, in den Auswilderungsarenen, und sie können sich jetzt freiwillig umsehen, wir sagen: Sie laufen in explorative circles, wir haben einige Tiere, die tragen Sender, die laufen dann eine Strecke und kommen dann wieder zur Arena zurück."
Zwar wurde der nordamerikanische Mink im neuen Ansiedlungsgebiet Hasetal noch nicht gesichtet, doch droht auch von dieser Seite Gefahr. Dazu tragen laut Rüdiger Schröpfer auch Befreiungsaktionen durch Tierschützer bei:
"Für unser Ziel sind diese Farmsabotagen, wo ja Zehntausende von Minks rausgelassen worden sind, natürlich eine ganz große Gefahr, und wir hatten auch in der norddeutschen Tiefebene von zwei Farmen - einmal 10.000, einmal 4000 wurden rausgelassen - haben wir auch jetzt eine Besiedlung durch den Mink."
Insgesamt sind die deutschen und estnischen Forscher trotz ihrer bescheidenen Erfolge nicht sicher, ob eine dauerhafte Rettung des Europäischen Nerzes gelingen kann. Tiit Maran jedenfalls hält die Wiederansiedlung auf Inseln für die einzige Option.