Dass die Insolvenz von Air Berlin so schnell kommt, hat heute viele Experten überrascht, denn eigentlich sollten weitere 200 Millionen Euro von Großaktionär Etihad aus Abu Dhabi überwiesen werden, um Air Berlin zumindest bis zum April des nächsten Jahres in der Luft zu halten. Doch am Freitag kam eine zugesagte Tranche dieses Geldes nicht an. Air Berlin musste als börsennotiertes Unternehmen übrigens keine ad hoc Mitteilung darüber machen, denn damit hätte man sich selbst und den Aktionären geschadet, stattdessen wendete man sich an die Bundesregierung mit der Bitte um Hilfe: 150 Millionen Euro schießt nun die staatseigene Bank KfW zu, um Air Berlin zu stützen. Die Bundesregierung sicherte diesen Kredit ab, die Verhandlungen darüber blieben bis heute tatsächlich unter der Decke bis der Kurs ausgesetzt werden konnte. Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries heute Nachmittag in Berlin:
"Durch diese Entscheidung kann der Flugbetrieb aufrecht erhalten werden. Wir vermeiden also eine Einstellung des Flugbetriebes durch die Gewährung der Bürgschaft. Air Berlin hat heute bereits selbst erklärt, dass die gebuchten Tickets ihre Gültigkeit behalten, dass die Flugpläne gültig bleiben, dass alle Flüge von Air Berlin und Nicki weiterhin stattfinden und dass selbstverständlich auch weiterhin Flüge buchbar sind."
Schwerpunkt auf der Absicherung der Fluggäste
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, Kabinettskollege von der CSU, setzte kurz darauf auch eine Pressekonferenz an, um auch seine Sicht der Dinge darzustellen, auch hier lag der Schwerpunkt auf der Absicherung der Fluggäste, die ohne diese Maßnahme nicht hätten ordnungsgemäß zurückkehren können zu den beiden Drehkreuzen der Fluglinie in Düsseldorf und Berlin:
"Hintergrund ist, dass der größte Anteilseigner Etihad seine Zusagen zur finanziellen Unterstützung zurückgezogen hat, das hat Air Berlin in einer aktuellen Phase der Neustrukturierung in eine höchst angespannte Lage gebracht und das in einer Zeit, in der sich 10.000 von Reisenden in der ganzen Welt aufhalten und auf funktionierende Flugverbindungen angewiesen sind."
Die Passagiere, die über die Buchung einer Pauschalreise mit Air Berlin unterwegs sind oder dieses noch planen, die müssen sich ohnehin keine Sorgen machen, die Tickets sind über den sogenannten Sicherungsschein des Reiseveranstalters abgesichert. Anders sieht es aus mit individuell gekauften Tickets, die werden im Fall des Falles Teil der Insolvenzmasse. Nun ist der Flugbetrieb aber erst einmal bis in den November hinein abgesichert und der Verkehrsminister hofft auf erfolgreiche Übernahmeverhandlungen, die Bundesregierung hat sich im Übrigen ihre Staatshilfe bei der EU genehmigen lassen:
"Es gibt mehrere Verhandlungen, die parallel geführt werden, die bekannte ist die mit der Lufthansa, die Frage, ob der Kredit genehmigungsfähig ist, wir haben das in Brüssel auch entsprechend angemeldet, dass es einen Übergangskredit braucht."
Sorge um 8.500 Arbeitsplätze
Auch um das Schicksal der 8.500 Mitarbeiter sorgt man sich nun natürlich in Berlin, Arbeitssenatorin Elke Breitenbach ist derzeit dabei Hilfen aus dem Land Berlin vorzubereiten und das mit dem obersten Bürgermeister zu besprechen. Auch die Gewerkschaft Verdi äußerte sich schnell heute Nachmittag, Andreas Splanemann, Sprecher des Landesverbands Berlin-Brandenburg, sagte gegenüber dem Deutschlandfunk:
"Jetzt kommt es ja darauf an, dass Air Berlin kluge Konzepte vorlegt, wir hoffen, dass das möglichst transparent und offen geschieht auch unter Beteiligung von Verdi, mit dem Ziel möglichst viele der Beschäftigten, die ja noch für Air Berlin tätig sind, zu retten, Ihnen eine berufliche Zukunft zu sichern auch unter annehmbaren Bedingungen. Darum wird es ja auch gehen zu regeln, unter welchen Bedingungen die Beschäftigten dann - für wen auch immer - arbeiten werden."
Vor allem auch aus Gründen der regionalen Arbeitsplatzsicherung hatte es bereits vor einigen Monaten eine Anfrage von Air-Berlin gegeben mit der Bitte um Unterstützung im Rahmen eines Staatskredites - an das Land Berlin, an das Land Nordrhein-Westfalen und an den Bund, diese Bitte wurde kurz danach wieder zurückgezogen, denn die neue Landesregierung in Düsseldorf unter Beteiligung der FDP hatte sich gegen solche Staatshilfen ausgesprochen.