Kommentar zur Insolvenz
Galeria Karstadt Kaufhof: Aus den Fehlern nichts gelernt

Drei Insolvenzen seit 2020 bei Galeria Karstadt Kaufhof! Dies ist auch auf Missmanagement zurückzuführen, kommentiert Dorothee Holz - und darauf, wie der ehemalige Signa-Konzernchef René Benke das Unternehmen ausgenutzt hat.

Ein Kommentar von Dorothee Holz |
Ein Schild mit Aufschrift "Eingang geschlossen" ist an der Tür der Filiale der Warenhauskette Galerie Karstadt Kaufhof in Köln zu lesen.
Das Ende einer Warenhaus-Ära: Galeria Karstadt Kaufhof muss zum dritten Mal Insolvenz anmelden. (picture alliance / dpa / Oliver Berg)
2020 – 2022 - 2024 – dreimal hintereinander, in ganz kurzem Abstand insolvent – das gab es so noch nicht. Galeria Karstadt Kaufhof hat damit ein Negativ-Exempel gesetzt. Es hat sich gezeigt, dass man aus den vorhergehenden Pleiten nicht das Beste gemacht, sondern die Probleme immer weiter verschleppt, sogar verstärkt hat.
Eine Insolvenz hat die andere überlagert. Und jetzt geht nichts mehr.
Ja, es gibt einen Schuldigen – das ist René Benko, der ehemalige König des riesigen Warenhaus- und Immobilienimperiums Signa, dem Mutterkonzern von Galeria. Viele Reiche, ehemalige Politiker, ehrbare deutsche Volksbanken und Sparkassen sind dem schönen Schein erlegen – sind bei Benko eingestiegen. Im November hat Signa Insolvenz angemeldet.

Beschäftigte und Steuerzahler haben das Nachsehen

Die Reichen können es verschmerzen – den Scherbenhaufen jedoch, den er bei Galeria hinterlassen hat, müssen Tausende Beschäftigte ausbaden. Auch wenn es finanziell etwas abgefedert wird. Und auch die Steuerzahler. Denn der Bund hat dem Warenhauskonzern nach den letzten Insolvenzen viel Geld gegeben: 680 Millionen Euro. 40 Millionen hat man bisher zurückbekommen.
Als Gegenleistung für das Steuergeld sollte Benko wiederum Galeria 200 Millionen Euro überweisen. Geld, das wohl nicht mehr fließt. Und es hat sich gezeigt, dass Benko die Galeria-Kaufhäuser vor allem als Melkkuh benutzt hat – mit völlig überhöhten Mieten. Wenn die Mietbelastung bis zu 35 Prozent vom Umsatz beträgt, wie in der Kölner Filiale, dann bleibt nicht mehr viel übrig.

Alle Beteiligten haben zu groß gedacht

Trotzdem haben es einige Häuser geschafft und sind profitabel. Das beschränkt sich aber überwiegend auf große Städte mit guten Lagen. Ja. Es ist fast schon tragisch, dass es bei Galeria zwar geschäftlich wieder etwas aufwärtsgeht, aber die - auch nach zwei Insolvenzen - viel zu hohen Kosten das Unternehmen erdrücken.
Denn alle Beteiligten haben anstatt die Notbremse zu ziehen, immer noch zu groß gedacht. 92 Filialen gibt es noch in Deutschland – davon dürfte aber nicht mehr viel übrig bleiben. Auch wenn die Gewerkschaften auf eine Fortführung hoffen, droht ein weiterer Kahlschlag. Im besten Fall werden 60 Filialen überleben – im schlechtesten gibt es am Ende nur noch 20 bis 30 Galeria-Warenhäuser in diesem Land.
Das Überleben steht und fällt mit einem neuen Besitzer. Noch ist keiner in Sicht – und bisher haben sich alle die Finger verbrannt. Auch der Bund mit seinen Millionenhilfen. Diese Fehler und Verfehlungen haben das Ende einer Warenhaus-Ära in Deutschland eingeleitet.