Mit Thomas Cook geht der Pionier der Pauschalreise aus dem Markt. Pauschal bedeutet: Transport, Unterkunft und ein Programm werden in einem Paket angeboten, das der Urlauber kauft. Vier von zehn Reisen, die länger als fünf Tage dauern, buchen die Deutschen in dieser Form. Das zeigt die jährliche Studie der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen, die seit etwa 50 Jahren erstellt wird. Dafür haben sie 2018 36 Milliarden Euro ausgegeben. Das sind sogar 53 Prozent des Umsatzes der Branche, sagt Torsten Schäfer, Sprecher des Deutschen Reiseverbands DRV. Ein Grund für den Erfolg: Diese Form des Reisens habe sich den Wünschen der Kunden angepasst:
"Die Pauschalreise ist heute so individuell wie noch nie, der Kunde kann sich individuell seine Reisebausteine zusammenstellen und daraus ein Komplettpaket schnüren mit Flug, mit Transfer, mit Hotel, mit Anreisepaket mit dem Zug zum Beispiel zum Flughafen, all das kann ich mir individuell aus dem Baukastensystem zusammenstellen oder aber eine fertige konfektionierte Pauschalreise aus dem Katalog heraus suchen oder aus dem Internet. Beides ist heute möglich."
Konsumenten verhalten sich nicht immer logisch
Hinzu kommt ein weiterer Vorteil: Nur wer eine solche Reiseform bucht, ist gegen die Insolvenz abgesichert entweder des Reiseveranstalters oder der Fluggesellschaft, die ihn im Rahmen der Pauschalreise an sein Ziel bringt. Allerdings ist fraglich, ob die Abdeckung der Policen bei 110 Millionen Euro je Veranstalter bei einer so großen Insolvenz wie der von Thomas Cook ausreichen wird. Die deutschen Töchter haben zwar nicht Insolvenz angemeldet. Doch sollte es soweit kommen, könnte es zwar sein, dass der Einzelne nur einen Teil seines Geldes zurückerhält, vermutet Martin Lohmann, Geschäftsführer des Kieler Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa, aber die Konsumenten verhielten sich nicht immer logisch:
"Wenn ein Autohersteller mit seiner Abgassoftware betrügt, dann könnte man ja auch erwarten, dass danach die Modelle dieses Herstellers nicht mehr gekauft werden. Das hat aber jetzt auch nicht so stattgefunden. Ich denke, dass das sehr ärgerlich im Einzelfall ist, dass man an dieser Insolvenzsicherung auch noch arbeiten muss, an diesem Modell, dass das in zukünftigen Fällen so nicht passieren kann, da kann man ja die Versicherung einfach erhöhen, aber wiederum, dass das grundsätzlich dazu führt, dass man deswegen Pauschalreisen ablehnt, das glaube ich eher nicht."
Kreuzfahrten um 880 Prozent zugelegt
Und hinzu kommt: Die Deutschen lieben Kreuzfahrten. Und auch die zählen zu Pauschalreisen. Noch sind das von der Anzahl der Reisen her etwa 2,5 Prozent – aber sie machen schon 13 Prozent des Umsatzes aus. In den letzten 20 Jahren haben die Passagierzahlen nach den Angaben des Deutschen Reiseverbands um sage und schreibe 880 Prozent zugelegt. Noch also dürfte es für einen Abgesang auf die Pauschalreise zu früh sein, glaubt Tourismusexperte Lohmann, auch wenn kurzfristig mit Störungen am Markt zu rechnen sei:
"Die Touristen werden sich umorientieren, es gibt genügend andere Anbieter, mit denen man glücklich werden kann in den Reisen. Die Produkte waren oder sind in gewisser Weise austauschbar. Insofern ist da jetzt nichts Einzigartiges verloren."