Es läuft gut für die deutschen Firmen, so das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln, kurz IW. Denn derzeit würden die Deutschen viel konsumieren. Für das laufende Jahr rechnet die unternehmensnahe Forschungseinrichtung mit einem Wachstum von 2,2 Prozent.
Doch diese Zahl führt IW-Direktor Michael Hüther vor allem auf zwei besondere Impulse zurück: den schwachen Ölpreis und die derzeit sehr niedrigen Zinsen. Hüther weist darauf hin:
"Dass wir im Augenblick eine starke Konjunktur haben, die weniger über die Angebotsseite der Volkswirtschaft erklärt ist, sondern vor allem über die Nachfrageseite, die getrieben ist durch diese Impulse und dann im gewissen Sinne ein Strohfeuer auslöst."
3.000 Unternehmen hat das IW zu seinen Erwartungen befragt. 43 Prozent rechnen mit einer steigenden Produktion in diesem Jahr, nur 13 Prozent erwarten einen Rückgang. Dieser dürfte sich - Stichwort Strohfeuer - im nächsten Jahr einstellen, so Hüther.
"Denn niemand kann davon ausgehen, dass der Ölpreis den Verfall, den er seit dem Herbst bis Frühjahr erlebt hat noch einmal hat. Das heißt, das was sich in der nationalen Ölrechnung wiederfindet als Entlastungseffekt ist im wesentlichen im Jahre 2015 auch durch. Insofern kann man von dieser Seite nichts Zusätzliches erwarten."
Mittelfristig erwartet das IW einen Anstieg des Ölpreises auf 70 bis 75 US-Dollar je Barrel.
Erwartung eines baldigen Dämpfers
Auch mit Blick auf die Zinsen erwartet Hüther einen baldigen Dämpfer für die deutsche Konjunktur. Zwar sei die Geldpolitik derzeit noch expansiv.
"Aber auch sie läuft natürlich mit der Perspektive, dass die Inflationsraten sich wieder normalisieren, vor allem auch die Inflationserwartungen auch wieder dorthin bewegen, wo sie nach Deutung des Mandats der Europäischen Zentralbank auch sein sollen, zwischen 1,7 und 1,9."
Gerade deswegen erwartet das IW für das kommende Jahr nur noch ein deutlich schwächeres Wachstum: Demnach soll das deutsche Bruttoinlandsprodukt 2016 nur noch um 1,5 Prozent zulegen - was unterhalb der Erwartungen der Bundesregierung lege.
An das politische Berlin richtet Hüther die Forderung, mehr Impulse für anhaltende Investitionen und Wachstum zu setzen. Mit dem Mindestlohn habe die Bundesregierung ein Gesetz verabschiedet, das derzeit zwar den Konsum anschiebe. Doch langfristig würde genau diese Wirkung verpuffen. Ähnlich sieht es aus IW-Sicht auch bei der Rente mit 63 aus.
"Allerdings werden die Unternehmen auch versuchen, diesen Kostenschub aufzufangen. Eine Unternehmensbefragung der Kollegen vom Ifo-Institut zeigt, dass jeweils rund ein Fünftel der befragten plant, Sonderzahlungen zu kürzen, Personal abzubauen oder die Arbeitszeit zu verringern."
Zu einer ganz anderen Einschätzung kommt dagegen das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung, kurz IMK: Der neue gesetzliche Mindestlohn leiste einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der gesamtwirtschaftlichen Lohnentwicklung und zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Deutschland, sagte das IMK vor wenigen Wochen bei der Vorstellung seiner Konjunkturprognose.