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Institut du Monde Arabe Paris
Für ein Museum in Palästina

Ein großes solidarisches Projekt möchte der französische Künstler Ernest Pignon Ernest mit seinem Spendenaufruf starten: Künstler sollen Bilder für ein zukünftiges Nationalmuseum der Palästinenser bereitstellen. Die ersten gespendeten Werke sind nun im Institut du Monde Arabe Paris zu sehen.

Von Kathrin Hondl |
    Die Ausstellung beginnt mit einem gestreiften Band in allen Farben des Regenbogens, das immer wieder neue, psychedelisch poppig wirkende Formen bildet. Die bunte Siebdruck-Arbeit des argentinischen Op-Art-Künstlers Julio Le Parc hat einen vielsagenden Titel: "La longue marche du peuple palestinien", "Der lange Weg des palästinensischen Volkes". Auf diesem langen Weg soll nun also auch ein palästinensisches Nationalmuseum für moderne und zeitgenössische Kunst entstehen. Einer der Gründungsväter ist Jack Lang, ehemaliger französischer Kulturminister und heute Präsident des Institut du Monde Arabe in Paris:
    "Wir wollen Palästina über Kunst, Kultur, Wissen und Wissenschaft unterstützen. Die Palästinenser sind ein unterdrücktes Volk. Dieses Museum des palästinensischen Widerstands soll eines Tages in Jerusalem eröffnen, wenn der palästinensische Staat gegründet und anerkannt sein wird."
    Doch das wird wohl noch eine ganze Weile dauern. Ein eigenständiger palästinensischer Staat – dieses Ziel scheint in noch weitere Ferne gerückt, seit sich der neue US-Präsident Donald Trump von der Idee einer Zwei-Staaten-Lösung im Nahostkonflikt distanziert hat. Doch gerade jetzt sei die Gründung eines Kunstmuseums eine große Herausforderung, sagt Elias Sanbar, der palästinensische UNESCO-Botschafter:
    "Eine Herausforderung für das Leben und gegen die Verzweiflung, die die aktuelle Situation mit sich bringt. Dieses Museum ist ein Glaubensbekenntnis, das sagt: Das Leben wird stärker sein."
    Das Museum gibt es noch nicht
    Das Museum gibt es noch nicht, aber eine Sammlung, aus der jetzt knapp 90 Werke in Paris zu sehen sind. Die Künstler selbst haben sie für das palästinensische Museum in spe gespendet. Vorbild waren zwei ähnliche Projekte in den 70er- und 80er-Jahren: das "Museo Salvador Allende", für das sich internationale Künstler nach dem Militärputsch in Chile engagierten und ein Exil-Museum, mit dem Künstler gegen die Apartheid in Süd-Afrika protestierten. Wie damals gehe es darum, Solidarität zu beweisen, sagt der französische Künstler Ernest Pignon Ernest:
    "Das war für mich eine Selbstverständlichkeit, eine ethische Entscheidung. Genauso, wie ich gegen die Apartheid gekämpft habe, kämpfe ich gegen die Ungerechtigkeit, die den Palästinensern widerfährt durch die Besetzung ihrer Gebiete. Das ist einfach ein Gefühl der Menschlichkeit und Ethik."
    Von Ernest Pignon Ernest sind in der Ausstellung gleich mehrere Arbeiten zu sehen. Darunter zwei Porträts. Eines zeigt den palästinensischen Dichter Mahmoud Darwish, das andere Yasser Arafat: Das schwarz-weiße Muster von Arafats Palästinensertuch erscheint auf der Zeichnung als Stacheldraht.
    Nicht alle Werke sind explizit politisch
    Doch längst nicht alle Werke der Sammlung sind so explizit politisch. Der isländische Maler Erró stiftete ein Porträt des Musikers und Dirigenten Pierre Boulez. Eine sehr schöne Fotografie von Henri Cartier-Bresson zeigt Giacometti in seiner Pariser Galerie, ein Bild von Hervé di Rosa ein U-Boot. Diese Vielfalt ist dem Engagement von Ernest Pignon Ernest zu verdanken, der mit den Gaben seiner Künstlerkollegen die Sammlung für das palästinensische Museum zusammenstellt:
    "Als sie das Projekt starteten, wollten sie nur politisch engagierte Kunstwerke haben. Ich hielt das für einen Fehler. Nicht der Inhalt, sondern die Qualität der Werke sollte ausschlaggebend sein. Ich erlaubte mir also, das Konzept zu ändern. Die Werke sollen die Kunst unserer Zeit repräsentieren."
    Ein hoher Anspruch also, den die Pariser Ausstellung allerdings noch nicht erfüllt. Die Auswahl spiegelt vielmehr wider, welche Künstler heute bereit sind, ihre Werke für ein Museum in Palästina zu spenden. Und das ist offensichtlich vor allem die Generation, die das Prinzip internationale Solidarität noch aus den 70er-Jahren kennt.
    Bisher sind vor allem französische oder in Paris lebende Künstler vertreten. Doch das soll sich bald ändern. Jetzt, wo die Sammlung im Institut du Monde Arabe einen vorläufigen Lagerort gefunden hat, sagt UNESCO-Botschafter Elias Sanbar, könne die zweite Phase auf dem langen Weg zu einem palästinensischen Nationalmuseum beginnen:
    "Die Dinge nehmen Form an", sagt er. "Wir haben nun Platz. Jetzt können wir die ganze Welt zu Spenden aufrufen."
    Ausstellungsinfos:
    Ausstellung: "Pour un musée en Palestine"
    Institut du Monde Arabe Paris
    vom 25.2. – 26.3.2017