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Institut für "Mixed Leadership"
Forschung und Weiterbildung für höheren Frauenanteil

Maßnahmen wie Betriebskindergärten oder Teilzeitjobs reichen nicht aus, um die Frauenquote in den Chefetagen zu erhöhen. Professorinnen der FH Frankfurt am Main meinen: Es braucht einen grundlegenden Kulturwandel. Um den herbeizuführen, haben sie eigens ein Institut gegründet.

Von Ludger Fittkau |
Drei Männer und drei Frauen in Business-Kleidung sitzen um einen Konferenz-Tisch, auf dem Laptops stehen
Wissenschaftliche Studien belegen, dass gemischte Führungsteams effizienter arbeiten (imago stock&people / Eric Audras)
Den Begriff "Mixed Leadership" haben die meisten Studierenden auf dem Campus der UAS Frankfurt am Main noch nie gehört. Doch dass sich unter diesem Namen jetzt ein Institut an ihrer Hochschule gegründet hat, das mehr Frauen in Führungspositionen bringen will, finden sie gut:
"Ich würde schon sagen, dass das sinnvoll ist. Weil es ja immer noch eine große Ungerechtigkeit gibt in der Verteilung von Führungspositionen von Männern und Frauen", meint eine Studentin. Ihr Kommilitone stimmt zu: "Ich würde schon sagen, dass es das auf jeden Fall geben muss. Es geht ja um Fakten. Und die Fakten sprechen ja eine klare Sprache."
Nachholbedarf beim Frauenanteil
15 Professorinnen und wissenschaftliche Mitarbeiterinnen sind bereits wenige Wochen nach der Gründung des Instituts für Mixed Leadership an der UAS Frankfurt am Main aktiv. Andrea Ruppert, Professorin für Wirtschaftsrecht, hat die Geschäftsführung übernommen. Das Institut arbeitet bereits jetzt eng mit der Frankfurter Stadtverwaltung zusammen. Denn dort herrscht Nachholbedarf in Sachen Geschlechtergerechtigkeit:
"Die Stadt selbst ist mit ihrem Frauenanteil an Führungspositionen tatsächlich nicht sonderlich gut aufgestellt. Da gibt es noch Verbesserungsbedarf. In der Stadt selbst haben wir aber auch viele Wirtschaftsunternehmen, wo wir auch sehen, dass sich seit Jahren nur wenig bewegt. Und die Frauen in Führungspositionen leider nicht mehr werden."
Studien belegen Effizienz
Andrea Ruppert baut deshalb mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des neuen Instituts für Mixed Leadership als Erstes eine Weiterbildungs-Akademie auf. Dort sollen Führungskräfte von Wirtschaftsunternehmen auch wissenschaftliche Studien zur Frauenförderung kennen lernen . Studien etwa, die besagen, dass Unternehmen effizienter arbeiten, wenn ihre Führungsetagen gemixt sind. Andrea Ruppert:
"Na ja, es geht letztlich darum, die Führungskultur zu verändern. Also den Leuten zu verdeutlichen, dass es positiven Effekt letztlich auch für das Unternehmen hat, wenn auch die Potentiale von Frauen in der Führung gehoben werden. Es gibt ganz unterschiedliche Sichtweisen von Männern und Frauen, ganz unterschiedliche Herangehensweisen von Männern und Frauen. Und es gib durchaus auch Studien, die belegen, dass wenn wir gemischtgeschlechtliche Führungsteams haben, dass dort auch das Unternehmen wesentlich erfolgreicher agieren kann auf dem Markt."
Grundlegender Kulturwandel nötig
Regine Graml ist ebenfalls Professorin am Fachbereich Wirtschaft und Recht der UAS Frankfurt am Main. Auch sie gehört zu den Gründungsmitgliedern des Instituts für Mixed Leadership. Betriebskindergärten und mehr Teilzeitjobs in den Führungsetagen der Firmen reichten nicht aus, meint sie, um die gewünschten Geschlechterparitäten herzustellen. Es gehe um einen grundlegenden Kulturwandel, auch auf den mittleren Führungsebenen. Regine Graml weist darauf hin, dass Frauen und Männer die Aufstiegsmöglichkeiten in den Unternehmen bisher ganz unterschiedlich erleben:
"Wir hatten in einer Befragung weibliche und männliche Führungskräfte befragt, wie können sie denn Karriere im Unternehmen machen? Die große Mehrzahl der Frauen hat gesagt, bei uns können Männer leichter Karriere machen. Die große Mehrzahl der Männer hat gesagt: ‚Bei uns können Frauen und Männer gleichgut Karriere machen.‘ Das lässt im Rückschluss, zumindest für diese Untersuchung, die Überzeugung zu: Wenn es Frauen nicht an die Spitze schaffen, dann liegt es an ihnen. Wir wissen aber, auch wieder aus Statistiken und Untersuchungen, dass wir durchaus qualifizierte Frauen haben. Nur, die gehen dann irgendwann unter auf dem Karriereweg."
Promotionsprojekte geplant
Mehr Forschungen etwa zur Frage, ob es geschlechtsspezifische Unterschiede bei Gehaltsverhandlungen gibt oder wie Stellenausschreibungen die Fähigkeiten der Frauen stärker berücksichtigen können - die soll es an der UAS Frankfurt am Main künftig auch in Kooperation mit Universitäten geben. Aus solchen Kooperationen sollen am "Institut für Mixed Leadership" etwa auch Promotionsprojekte entstehen. Die Studierenden auf dem Campus hören das gerne:
"Natürlich. Das muss ja auch immer weiter erforscht werden. Das hört ja nicht auf, das Thema."- "Man darf nicht stehen bleiben. Das ist ein Prozess wie jeder andere, Und den sollte man weiter fördern und auch erforschen, das ist vollkommen richtig so."